Vier Tage nach Francesco Bagnaias haarsträubendem Patzer im ersten Indien Grand Prix der MotoGP-Geschichte geht der neu entbrannte Titelkampf in Japan in die heiße Phase. 14 Rennen [je 7 Sprints und GPs, Anm.] sind in den kommenden achteinhalb Wochen noch zu absolvieren. Dass der WM-Titel dabei in allen drei Kategorien wieder an Ducati gehen wird, ist bereits klar. Mit Jorge Martin und Marco Bezzecchi bzw. Pramac und VR46 Racing haben auch zwei Kundenteams realistische Chancen auf den Titelgewinn. Doch dürfen sie die MotoGP-WM überhaupt gewinnen?
Schließlich schaffte es in der langjährigen Geschichte der Königsklasse des Zweiradsports noch nie ein Privatfahrer, Weltmeister zu werden. Auch in der 2002 eingeführten Team-WM stand am Saisonende bislang nie ein Kunden-Rennstall ganz oben. Das ist allen voran damit zu erklären, dass Werkspiloten aktuelleres - und damit in der Regel konkurrenzfähigeres - Material von ihren Werken erhalten und somit einen leistungstechnischen Vorteil haben.
Gleichzeitig ist es bei einem Hersteller aber natürlich auch nicht gerne gesehen, wenn das vermeintlich schnellere Werksteam von einem Kundenteam mit veraltetem Material 'düpiert' wird. Speziell Honda soll aus diesem Grund bereits mehrfach entscheidend in Titelkämpfe zwischen eigenen Piloten eingegriffen haben - etwa 1998 und 2003, als Max Biaggi und Sete Gibernau in Kundenteams den Werkspiloten Mick Doohan und Valentino Rossi aufmüpfig wurden. Beide Fahrer behaupten, zum Saisonende hin keine Unterstützung mehr von Honda erhalten zu haben.
Ciabatti: Jedes Ducati-Team bekommt vollen Support
Ein Szenario, dass 2023 auch bei Ducati denkbar ist, um Francesco Bagnaia bzw. das Werksteam zum Weltmeister zu machen? Nein, wie Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti im MotoGP-Podcast 'Last on the Brakes' verriet. Anders als bei anderen Herstellern solle bei Ducati jedes Team bis zum Saisonende volle Unterstützung erhalten. Auch eine Teamorder, wie sie im Vorjahr mehrfach im Raum stand, um Bagnaia im Titelkampf mit Fabio Quartararo die Oberhand zu verschaffen, soll es nicht geben.
"Jeder hat über Teamorder gesprochen, aber wir haben keine gegeben", erinnert Ciabatti. "Es gab einen Moment [im Malaysia-GP, Anm.], als Bezzecchi Vierter war und auf Fabio Quartararo aufgeholt hat. Hätte er Platz drei übernommen, wäre Bagnaia Weltmeister geworden, was natürlich sehr wichtig gewesen wäre. Wir haben uns dann gefragt: 'Was machen wir, wenn Marco Fabio überholt?'" Bagnaia kämpfte seinerzeit nämlich mit Enea Bastianini um den Rennsieg, der Gresini-Pilot hätte eingebremst werden müssen, obwohl auch er noch im WM-Kampf war. Doch da Bezzecchi nie an Quartararo vorbeikam, blieb Ducati eine schwierige Entscheidung erspart.
Ducati: Hauptsache kein Teaminterner Crash!
2023 will sich die Führungsebene der Roten erneut aus dem Titelkampf der MotoGP heraushalten. Gerüchten über eine geplante Teamorder in den letzten Saisonrennen erteilte Ciabatti eine klare Absage: "Das stimmt nicht. Die Leute könnten denken, ich würde lügen, aber das stimmt nicht." Vielmehr gelte im Ducati-Lager nur eine Regel: Bloß keinen Fahrer aus den eigenen Reihen beim Überholversuch abschießen! "Das ist das Einzige, was ich unseren Fahrern je gesagt habe. Ich habe nie gesagt: 'Du solltest hintendran bleiben'", meint Ciabatti. "Wir wissen genau, dass ein Fahrer gewinnen will, wenn er die Chance dazu hat."
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