Auch wenn Marc Marquez in Indien aus dem Kampf um das Podest stürzte, so kann Honda auf ein positives MotoGP-Debüt auf dem Buddh International Circuit zurückblicken. Marquez stieg nach dem Sturz wieder auf sein Bike und kämpfte sich tatsächlich noch in die Top 10. Für den großen Jubel in der Honda-Box sorgte jedoch Joan Mir. Der Honda-Neuzugang lieferte nicht weniger als seine mit Abstand beste Leistung der Saison 2023 ab und holte nach einer nicht enden wollenden Sturz- und Pannenserie mit Platz 5 zu einem wichtigen Befreiungsschlag aus.

Marquez: Podiumsfight immer mit viel Risiko verbunden

Marc Marquez ist als Spezialist für neue Strecken bekannt, und diesem Ruf wurde er wieder einmal gerecht. Im Sprint fuhr er auf das Podium, sodass er dies auch im Rennen anstrebte. Es ging nur fünf Runden lang gut. In der Verfolgung von Francesco Bagnaia kam er in Kurve 1 zu Sturz. "Natürlich bin ich ein bisschen frustriert, denn es gab eine echte Chance auf das Podest, aber nur mit einer Menge Risiko. Das ist genau, was ich tat. Ich habe es versucht. Aber wenn du das gegen drei schnellere Fahrer, Martin, Bezzecchi und Pecco [Bagnaia], versuchst, dann nimmst du in diesen ersten Runden zu viel Risiko. Ich ging etwas weit in der ersten Kurve und verlor die Front. Ich war nah dran, das noch zu retten, aber es war nicht mehr möglich", bedauerte der Honda-Star.

Doch Marquez gab nicht auf. Er setzt sich wieder auf sein Motorrad und kämpfte sich mit zahlreichen Überholmanövern von Platz 16 auf Rang 9 nach vorne. Daher relativierte sich für ihn auch die verpasste Podiumschance: "Das Wichtigste für mich ist aber, dass ich das Rennen beenden konnte. Alle Runden fahren zu können ist momentan meine höchste Priorität. Und die Pace war danach [nach dem Sturz, Anm. d. Red.] noch auf Podestniveau, das macht mich glücklich." Tatsächlich fuhr Marquez weiterhin im Bereich hoher 1:45er Zeiten. Das konnte nur der dominante Sieger Marco Bezzecchi unterbieten und war auf Augenhöhe mit Jorge Martin und Fabio Quartararo, welche letztlich mit dem VR46-Piloten auf dem Podest standen.

Mir fällt Stein vom Herzen: Endlich Vertrauen in die Honda

Doch mit Platz 9 war Marquez ausnahmsweise einmal nicht der beste Honda-Pilot. Joan Mir erlebte in Indien so etwas wie eine Auferstehung. Vom ersten Training an war der Weltmeister von 2020 unter den Top 10 zu finden. Während er im Sprint wieder einmal aus guter Position einen seiner vielen Stürze hinnehmen musste, fuhr der Spanier im Rennen tatsächlich einen starken fünften Rang nach Hause. Es waren seine ersten Punkte seit dem Saisonauftakt (!) in Portimao und bedeutete mehr als eine Verdoppelung seines Punktestandes von 5 auf 16 Punkte. Nicht Umsonst wurde er für diesen Erfolg von seiner Crew gefeiert, als hätte er gerade gewonnen.

Dabei sah sich der 26-Jährige schon in Gefahr, dass er das gute Ergebnis wie schon am Samstag nicht ins Ziel bringen könnte: "Ich bin sehr glücklich mit diesem Wochenende. Ich konnte das Rennen beenden, obwohl ich ehrlicherweise einige unerwartete Probleme hatte. Ich bekam Probleme mit dem Heck und dem Hinterreifen. Das fing gegen Mitte des Rennens an. Ich reduzierte die Pace ein bisschen, um zu verstehen, was los war. Ich dachte, ich könnte das Rennen nicht beenden. Runde für Runde versuchte ich, zu überleben."

Doch glücklicherweise bestätigten sich seine Befürchtungen nicht: "Obwohl ich in den letzten Runden meine Leistung einbüßte, konnte ich P5 nach Hause fahren. Das ist sehr gut, wenn man sich die Positionen ansieht, auf denen wir in dieser Saison bisher gekämpft haben." Zumeist war Mir mit den anderen Honda-Piloten, von Marquez einmal abgesehen, auf den letzten Plätzen zu finden. Von Top 10 oder gar Platz 5 konnte keine Rede sein. Sein Fortschritt in Indien war vor allem für den Kopf wichtig: "Sicher ist das ein großer Schub. Das Vertrauen, das ich dieses Wochenende bekommen habe, ist sehr gut. Ich konnte viel riskieren, ohne oft zu stürzen. Nur im Sprint-Rennen ist mir ein kleiner Fehler unterlaufen."

Marquez: Indien ähnelt der Honda-Siegstrecke in Austin

Doch warum fuhren auf einmal beide Hondas vorne mit? Einen Erklärungsansatz für die gute Pace konnte Marquez liefern: "Es war sehr schön mal wieder nah an den Spitzenleuten zu sein und eine gute Pace zu fahren. Die Strecke ist nicht dieselbe, aber sehr ähnlich wie in Austin. Da ist viel Stop-and-Go und viele Erste-Gang-Kurven dabei. Wir haben in Austin gesehen, was Rins gelungen ist. In dieser Art von Kurven haben wir weniger Probleme." Der aktuell verletzte LCR-Pilot Alex Rins hatte in Amerika sogar sensationell gewonnen. Von einem Sieg würden wohl auch die Honda-Fans beim Japan GP in Motegi am kommenden Wochenende träumen, doch davon ist angesichts der Stärke von Ducati aktuell kaum auszugehen. Dennoch dürfte die Honda-Heimstrecke mit ihren harten Bremszonen zumindest kein furchtbares Pflaster für Marquez und Mir werden.