Seit 2013 fährt Marc Marquez in der Königsklasse. In den vergangenen zehn Jahren hat sich in puncto Technik der MotoGP-Maschinen eine Menge getan. Vor allem zwei Entwicklungen haben den Sport völlig transformiert. 2015 baute Ducati unter der Anleitung von Gigi Dall'Igna erstmals Winglets an seine Desmosedici. Das aerodynamische Wettrüsten war eröffnet - und hat bis heute kein Ende gefunden.

Vier Jahre später sorgte Ducati für die nächste technische Revolution. In den Wintertests zur Saison 2019 kam erstmals das Holeshot-Device zum Einsatz, mit dem das Heck des Motorrads abgesenkt werden konnte um so Wheelys am Start zu minimieren. Über mehrere Evolutionsstufen hinweg entstanden Ride-Height-Devices, die heute zum Standardrepertoire jedes MotoGP-Herstellers zählen und mehrmals pro Runde zum Einsatz kommen.

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Der immer größer werdende Einfluss von Aerodynamik und Ride-Height-Devices stößt Marquez sauer. "Dadurch ist das Fahren einfach", ärgerte sich der sechsfache MotoGP-Champion zuletzt in Valencia. "Früher war alles noch eher manuell. Die volle Motorleistung konntest du nur im vierten, fünften und sechsten Gang abrufen. Jetzt, mit den Ride-Height-Devices und der ausgefeilten Aerodynamik, kannst du schon im dritten Gang Vollgas geben, manchmal sogar schon im höheren Drehzahlbereich des zweiten Gangs."

Eine Entwicklung, die Zweiradartist Marquez nicht gefällt: "Früher musstest du mit deinem Körper oder mit der Hinterradbremse spielen. Bis zum vierten Gang lag es an dir, was mit dem Motorrad passiert. Jetzt klemmen wir uns schon im dritten Gang einfach nur hinter die Verkleidung - wie in der Moto3. Dabei könnte man gerade in der Beschleunigung als Fahrer den größten Unterschied machen. So aber ist es schwierig, zu überholen, selbst wenn du eigentlich viel schneller bist."

Als natürlicher Feind für enges Racing stehen Ride-Height-Devices und ausufernde Aerodynamik ohnehin bereits seit längerer Zeit in der Kritik. Vor allem die durch Winglets entstehende Dirty-Air, also heftige Luftverwirbelungen, machen ein Nachfahren hinter anderen Motorrädern schwierig. Dementsprechend kompliziert gestalten sich auch Überholmanöver. Die Ride-Height-Devices sorgen durch zusätzliche Bewegung im Motorrad vor allem für höhere Reifentemperatur und damit oftmals zu hohem Reifendruck, was Attacken zusätzlich erschwert.

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Ein Ende dieser Misere ist vorerst nicht in Sicht. Die Regelmacher der MotoGP konnten sich zwar zu einem Verbot des Front-Ride-Height-Devices für 2023 durchsetzen, diese Variante setzte aber selbst Klassenprimus Ducati zuletzt nicht mehr ein. In der Aerodynamik gibt es wohl auch keinen Weg mehr zurück, sind mittlerweile doch sogar straßenzugelassene Superbikes mit mächtigen Winglets ausgestattet. Einziger Hoffnungsschimmer: Ein neuer Michelin-Vorderreifen, der hitzeresistenter sein soll. Seine Einführung lässt aber wohl noch auf sich warten.