Beim Grand Prix von Valencia 2022 verabschiedete sich Suzuki aus der MotoGP. Es ist der zweite Ausstieg nach 2011. Damals kehrte man nach einer kurzen Pause von drei Jahren wieder in die Königsklasse zurück. Dieses Mal könnte der Ausstieg endgültig sein. Denn Suzuki beendet praktisch alle Motorsportaktivitäten und stellt auch das GSX-R-Superbike ein. Die Motorradsparte des Konzerns wird also völlig neu ausgerichtet.

Die Entscheidung über den Ausstieg aus der Königsklasse wurde im Frühjahr 2022 von den Konzernspitze in Japan getroffen. Das MotoGP-Team erfuhr davon am 2. Mai, dem Testmontag nach dem Rennwochenende in Jerez. Die Nachricht kam nicht nur für Außenstehende, sondern auch für das gesamte Suzuki-Projekt, völlig überraschend.

Deshalb verschrottet Suzuki nun seine MotoGP-Bikes: (06:18 Min.)

Dabei hatte Suzuki bis dahin eine durchaus ansprechende MotoGP-Saison bestritten. Nach dem Spanien-GP, Saisonlauf sechs von 20, lag Alex Rins 20 Zähler hinter dem damaligen WM-Leader Fabio Quartararo auf Platz vier der Gesamtwertung. Joan Mir hatte 33 Punkte Rückstand - gleich viele wie der spätere Weltmeister Francesco Bagnaia.

Doch nach der Ausstiegsbekanntgabe stürzte Suzuki in eine tiefe Krise. In den folgenden vier Rennen gelangen gerade einmal 13 Punkte. Kein Wunder, blickten schließlich alle Angestellten vom Mechaniker bis hin zum Fahrer einer ungewissen beruflichen Zukunft entgegen. Unter diesen Bedingungen Höchstleistungen zu bringen, kann kaum erwartet zu warten. Für Joan Mir hielt das Tief nach einer schweren Verletzung beim Österreich-GP im August bis zum Saisonende an. Teamkollege Alex Rins bewies aber in den letzten Rennen noch einmal, wozu das Suzuki-Projekt in der Lage war. Er gewann zwei der letzten drei Rennen und holte im finalen Saisonviertel mehr Punkte als jeder andere Fahrer.

Alex Rins ließ Suzuki zum Abschluss noch einmal jubeln, Foto: Suzuki
Alex Rins ließ Suzuki zum Abschluss noch einmal jubeln, Foto: Suzuki

"Sie sind beide eine großartige Saison gefahren", analysierte Mir nach dem letzten Saisonrennen den WM-Fight 2022 zwischen Francesco Bagnaia und Fabio Quartararo. "Pecco hat zu Beginn einige Fehler gemacht und auch in der zweiten Jahreshälfte, aber er war immer der schnellste Fahrer. Und was Fabio betrifft ist er sehr gut gestartet, dann aber gegen Ende der Saison etwas vom Weg abgekommen. Von außen betrachtet war es eine wirklich schöne Saison." Eine Saison, in der er sich unter anderen Rahmenbedingungen aber auch selbst gute Chancen ausgerechnet hätte: "Wir werden nie wissen, was passiert wäre, wenn Suzuki nicht die Entscheidung zum Ausstieg getroffen hätte. Das wird mich noch länger beschäftigen. In machen Rennen hatten wir Probleme, aber in anderen war unser Bike absolut konkurrenzfähig."

Joan Mir: Suzuki wird Entscheidung bereuen

Zum Abschluss äußerte Mir, der wie Teamkollege Rins für 2023 ins Honda-Lager wechselt, noch einmal sein Unverständnis für die Ausstiegsentscheidung der Konzernführung: "Ich glaube, in Japan werden sie ihre Entscheidung bereuen. Selbst wenn sie das Geld woanders investieren wollen, denke ich, dass das Image, das sie hier mit einem tollen Bike und einem wundervollen Team erworben haben, niemals in einer Publicity-Kampagne zu bekommen ist. Ich verstehe also wirklich nicht, warum sie diese Entscheidung gefällt haben. Aber sie werden wohl ihre Gründe haben."