Eigentlich wollte Aprilia-Pilot Aleix Espargaro in Aragon nach seinem zweiten Saisonsieg greifen, doch mehr als Platz 3 am Sonntag war für den Katalanen nicht drin. Der WM-Dritte musste anerkennen, dass zwei andere Piloten zurzeit das Maß der Dinge darstellen: "Ich habe heut wieder einen guten Job gemacht, aber ich hatte nicht die Pace der beiden Ducati-Jungs. Die sind in einer anderen Liga unterwegs, auf jeder Strecke. Die holen das Maximum aus ihrem Bike heraus, also ist es schwer für uns, ihnen zu folgen. Der dritte Platz war daher das bestmögliche Resultat."

Francesco Bagnaia und Enea Bastianini lieferten sich wie schon in Misano einen packenden Fight um den Sieg. Espargaro hatte sich eigentlich vorgenommen mit den beiden Italienern zu kämpfen, doch schon am Freitag stellte er sich selbst ein Bein: "Die Erwartungshaltung vor Aragon war groß, denn ich wusste das ist eine der besten Strecken für uns. Vielleicht war ich deswegen am Freitag etwas zu heiß drauf und stürzte."

Aufgrund des verkorksten Freitags mit zwei Stürzen galt im Grand Prix nur noch Schadensbegrenzung für den 33-Jährigen: "Ich stürzte zweimal und verlor viel Zeit auf der Strecke und auch das Vertrauen. Samstagmorgen kam ich nicht einmal in die Top 10. Session für Session konnte ich mich ein bisschen verbessern, aber für das Rennen war das zu spät. Pecco [Bagnaia, Anm. d. Red.] und Enea waren auf einem anderen Level, da muss man sich nur die Rundenzeiten ansehen. Ich dachte, wir wären näher dran. Aber so wie das Wochenende begonnen hat, muss ich jetzt glücklich sein."

Espargaro lobt Brad Binder: Gehört zu Top 3 Fahrern der MotoGP

Doch selbst aus dem dritten Platz hinter den beiden Ducati-Überfliegern wäre beinahe nichts geworden. Im Startgetümmel rund um die Kollision zwischen Marc Marquez und Fabio Quartararo erwischte KTM-Pilot Brad Binder einen Sensationsstart und kämpfte sich zeitweise sogar bis auf Rang 2 vor. Die Ducati von Bastianini musste der Südafrikaner schnell ziehen lassen, doch Espargaro konnte er rundenlang in Schach halten.

Der Aprilia-Pilot war deswegen jedoch nicht frustriert, sondern voll des Lobes für die Leistung seines Konkurrenten: "Hut ab vor Binder. Für mich gehört er zu den besten drei Fahrern der MotoGP, ohne Zweifel. Ich hatte ihn da niemals erwartet, das war ein bisschen ein Schock. Ich konnte ihn kaum überholen." Auch, dass er Binder doch noch knacken konnte, änderte nichts an seinem Loblied: "Am Ende hat er den Reifen etwas mehr verschlissen und dann kam ich noch vorbei. Brad macht einen super Job auf der KTM. Man muss sich ja nur seinen Punktestand ansehen, mit einem nicht konkurrenzfähigen Bike."

Rundenlang hielt Brad Binder den WM-Dritten Espargaro in Schach, Foto: LAT Images
Rundenlang hielt Brad Binder den WM-Dritten Espargaro in Schach, Foto: LAT Images

Punktehamsterer Espargaro: Mit Konstanz im WM-Kampf

Durch das Niederringen des Südafrikaners konnte Espargaro gleich zwei persönliche Siege feiern: "Der dritte Platz ist sehr gut für die Meisterschaft und ich bin froh, endlich wieder auf dem Podest zu sein." Der letzte Podestbesuch des Aprilia-Piloten war beim Italien Grand Prix in Mugello. Seitdem hatte Teamkollege Maverick Vinales drei Pokale für das Werk aus Noale geholt.

Angesichts der aktuellen Dominanz von Ducati fällt Espargaros Beurteilung des WM-Standes positiv aus: "Wir leisten hervorragende Arbeit, denn ich liege nur 7 Punkte hinter Pecco. Darauf bin ich sehr stolz." Der Spanier weiß auch, warum er immer noch voll im Kampf um die MotoGP-Krone ist: "Ich gebe nie den Glauben auf. Selbst die schlechten Rennen für uns habe ich trotzdem auf Platz 5 oder 6 beenden können. Das macht mich stolz auf meine bisherige Saison. Ich habe 200 Punkte [genau sind es 194, Anm. d. Red.], weil ich auch an schlechten Tagen gute Resultate eingefahren habe."

Espargaro nicht Titelfavorit, aber mit Hoffnung auf Überseerennen

Beim problematisch begonnenen Wochenende in Aragon konnte Espargaro diese Qualität wieder zeigen. Der Sieger des Argentinien Grand Prix verriet, dass er für die WM auch auf das Podium verzichtet hätte. Der Ausfall des WM-Führenden war der Hauptgrund: "Da Fabio [Quartararo, Anm. d. Red.] raus war, durfte ich mir keinen Fehler erlauben. Deswegen hielt ich mich in der zweiten Rennhälfte etwas zurück. Ich nehme den dritten Platz als eine Art Bonus mit."

Auch wenn er sich selbst nicht als Favorit im Dreikampf um den Titel sieht, so hat der Katalane dennoch Grund zur Hoffnung: "Die Meisterschaft wird jetzt heiß. Ich fühle mit Fabio. Ich habe den Crash nicht gesehen, aber hoffentlich ist er ok. Fabio, Pecco und ich sind jetzt sehr eng beieinander. Ich denke Pecco ist im Moment am besten. Er hat das beste Bike und fährt auf extrem hohem Niveau. Es wird nicht leicht für Fabio und mich, aber das ist die MotoGP, da weiß man nie was passieren wird. Wir kommen jetzt auf andere Strecken außerhalb von Europa. Da gibt es andere Temperaturen und anderen Grip." Schon am nächsten Wochenende steht nach zwei Corona-bedingten Ausfällen die Rückkehr nach Japan zum Mobility Resort Motegi an.