Jack Miller holte in Spielberg mit Platz drei sein drittes Podium in den letzten vier MotoGP-Rennen. Seine Podestplatzierung hing aber am seidenen Faden. Beim letzten Durchfahren von Turn 1 wurde Miller von Jorge Martin attackiert, doch der Angriff scheiterte. Martin rutschte über das Vorderrad weg und ging zu Boden. Er konnte das Rennen zwar noch fortsetzen und wurde Zehnter, der Platz am Treppchen gehörte aber Miller.

Der Australier wunderte sich über das missglückte Manöver seines Markenkollegen: "Ich hatte großes Glück, dass mich Jorge nicht abgeräumt hat. Ich war schon wirklich spät auf der Bremse und habe keine Ahnung, wo er da noch hinwollte. Auf der Strecke zu bleiben wäre für ihn definitiv schwierige geworden. Irgendwo ist er auf jeden Fall gelandet, soviel steht fest. Das war Pech für ihn. Ich habe es geschafft, sitzenzubleiben und das Podium geholt."

Martin selbst sah die Situation naturgemäß völlig anders. "Ich glaube nicht, dass mein Manöver besonders riskant war", so der Pramac-Pilot. "Es war die letzte Runde und da bist du natürlich in jeglicher Hinsicht am Limit, vor allem mit den Reifen. Vielleicht war ich in dieser Aktion etwas zu ungeduldig und wollte zu schnell auf die Linie zurückziehen. Die erste Kurve war aber meine einzige Möglichkeit, um Jack zu überholen, denn nur da war ich wirklich stärker als er. Ich habe es versucht und bin gestürzt. So ist das eben manchmal."

Mindestens sieben WM-Punkte hat Martin durch seinen Sturz verloren. Dennoch hadert er nicht. "Natürlich ist es schade, dass ich es nicht auf das Podium geschafft habe, aber ich musste diesen Angriff probieren, denn ich habe mich wirklich stark gefühlt. Wenn ich es nicht versucht hätte, dann könnte ich heute nicht schlafen. Jetzt bin ich eigentlich ganz entspannt", sagte Martin nach dem Rennen.

Bagnaia siegt, aber: Was war bei Bastianini los? (05:59 Min.)

Wichtig für Martin: Im Duell um den zweiten Ducati-Werksplatz 2023 gegen Enea Bastianini konnte er sich in Spielberg durchsetzen. Der Gresini-Pilot musste nach einem Schaden an der Felge aufgeben, doch schon zuvor hatte ihn Martin in einem sehenswerten Duell hinter sich gelassen. Von besonderer Härte in diesem Kampf wollte Martin aber nichts wissen: "Enea ist für mich ein Fahrer wie jeder andere. Ich hätte gegen Pecco oder Jack gleich gehandelt. Ich habe mich in dieser Phase einfach stärker gefühlt und wollte an ihm vorbei." Auch Bastianini sah den Zweikampf sportlich. "Wir haben uns heute mächtig bekämpft. Jorge war sehr aggressiv, aber das ist normal", so der Italiener, der in der Weltmeisterschaft immer noch 32 Zähler vor Martin liegt.