Die Rückkehr der MotoGP an den Red Bull Ring birgt in der Saison 2022 für Teams und Fahrer ein nicht unerhebliches Fragezeichen. Das Layout des österreichischen Grand-Prix-Kurses wurde nach einem schweren Unfall vor zwei Jahren für die Motorrad WM mit einer Schikane entschärft. Den neuen Streckenabschnitt nach Kurve eins nahm bisher nur Lokalmatador KTM unter die Räder. Brad Binder und Miguel Oliveira spekulieren auf den extra Heimvorteil durch die Testarbeit von MotoGP-Legende Dani Pedrosa.
"Es ist immer toll, wenn du die Daten von einem Testfahrer hast, der schon hier war. Wir gehen mit einem kleinen Vorteil in das Wochenende, denn wir wissen, was uns hier erwartet", so Binder im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. Pedrosa war kurz vor dem Großbritannien GP bei einem privaten Test mit der KTM RC16 ausgerückt, um die Vorarbeit für das Heimspiel zu leisten.
"Anhand von Danis Daten ist es eine ziemlich langsame Kurve, die im ersten Gang gefahren wird. Du bremst in den ersten Teil hinein und wenn du die Linkskurve nimmst, schließt du das Gas nicht vollständig. Es ist etwas flüssiger", erklärt der Vorjahressieger, der sich mit der KTM einen Traktionsvorteil erhofft: "Wenn du etwas mehr Grip aufbauen und eine bessere Beschleunigung haben kannst, kann das ein kleiner Vorteil sein."
Die Veränderung sieht der 27-jährige Südafrikaner insgesamt nicht als tiefen Einschnitt in den Charakter des Red Bull Rings. "Ich glaube nicht, dass die neue Schikane einen riesen Unterschied macht. Es ist nur ein sehr kleiner Abschnitt der Rennstrecke und der Rest des Layouts ist derselbe", sagt er. Er erwartet dementsprechend auch keine großen Setupanpassungen. "Es ist eine langsame Schikane und nicht wirklich etwas, wofür du das Motorrad großartig verändern musst. Ich denke, die Basis wird sehr ähnlich sein."
Miguel Oliveira begrüßt Arbeit am Red Bull Ring
Teamkollege Miguel Oliveira war auf dem Red Bull Ring ebenfalls schon siegreich. Der 27-jährige Portugiese gewann 2020 den Steiermark GP. Im selben Jahr wurde auch die Notwendigkeit der neuen Schikane offensichtlich. In Kurve zwei war es zu einer verheerenden Kollision zwischen Johann Zarco und Franco Morbidelli gekommen. Die Motorräder der beiden Unfallgegner schossen ungebremst in den Scheitelpunkt von Turn drei, wo sie Valentino Rossi und Maverick Vinales nur knapp verfehlten.
"Ich weiß es sehr zu schätzen, was die Veranstalter am Red Bull Ring für einen Aufwand betrieben haben, um das Layout zu optimieren, ohne den Charakter der Rennstrecke zu verändern. Das war definitiv etwas, das getan werden musste, damit die Sicherheit bei der Anfahrt auf Kurve drei gewährleistet ist", so Oliveira.
Für ihn wird es das letzte Heimrennen in den Farben von KTM, nachdem für 2023 bereits Jack Miller als sein Nachfolger im Werksteam bekanntgegeben wurde. Nach seinem Sieg beim zweiten Saisonrennen in Indonesien, brach Oliveiras Performance deutlich ein. In Silverstone zeigte er als Sechster zuletzt einen Aufwärtstrend.
"Es war ein gutes Rennen. Wir waren zum Schluss nah an der Spitzengruppe dran, aber haben etwas schwach begonnen. Die Basis aus Silverstone werden wir sicher beibehalten, denn die sollte funktionieren", ist er gegenüber Motorsport-Magazin.com zuversichtlich. Für ihn ist es wichtig, in den Rennen in der zweiten Saisonhälfte eine gute Figur abzugeben: "Ich habe Selbstvertrauen und gehe die Dinge jetzt anders an. Ich will in der zweiten Saisonhälfte Spaß haben und einen guten Eindruck hinterlassen."
Brad Binder fürchtet Wetterbericht für Spielberg
Der gute Eindruck ist auch für Binder an diesem Wochenende besonders wichtig. Nur ein Podium steht für den Siebtplatzierten der Weltmeisterschaft in der laufenden Saison bisher zubuche. "Es ist für uns ein großes Rennen und eines, bei dem wir zuhause in Österreich performen müssen. Das ist aufregend und eine extra Motivation, die Chefetage und all die Unterstützung hier zu haben", sagt er.
Einzig der Wetterbericht mit einer hohen Regenwahrscheinlichkeit über alle drei Tage ist ihm ein Dorn im Auge. Im Vorjahr zockte er sich auf Slicks bei einsetzendem Regen in der Schlussphase zum Sieg. Diesmal würde er auf den Nervenkitzel gerne verzichten: "Es war für mich letztes Jahr ein fantastisches Rennen. Es war sehr aufregend, aber ich hoffe, dass es diesmal trocken sein wird."
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