Honda und die MotoGP, das ist eigentlich eine Erfolgsgeschichte. Valentino Rossi, Nicky Hayden, Casey Stoner und natürlich Marc Marquez holten insgesamt 10 Weltmeistertitel für die Japaner. Dazu kamen zahlreiche Grand-Prix-Sieger, allein Dani Pedrosa durfte 31-mal den Siegerpokal in die Luft strecken. Von diesen historischen Erfolgen ist Honda im Jahr 2022 so weit entfernt, wie noch nie zuvor. Die Piloten werden langsam ungeduldig.

Pol Espargaro holte beim Saisonauftakt in Katar noch das einzige Podium für den japanischen Hersteller in der Saison 2022. Danach ging für den Spanier nichts mehr zusammen. Nicht nur die Leistung, sondern auch das Verhalten seines Arbeitgebers ist für den Moto2-Weltmeister von 2013 nicht mehr nachzuvollziehen. Nach dem Rennen in Silverstone, das er auf Platz 14 beendete, zeigte er seine Enttäuschung gegenüber motorsport.com: "Was mich stört ist, dass Honda sich nicht äußert. Es gibt keine Reaktion."

Honda gibt Pol Espargaro Rätsel auf, Foto: gp-photo.de / Ronny Lekl
Honda gibt Pol Espargaro Rätsel auf, Foto: gp-photo.de / Ronny Lekl

Pol Espargaro: Honda Absturz nicht vorherzusehen

Eigentlich müssten bei den Japanern alle Alarmglocken läuten, doch Espargaro hat davon noch nichts gehört: "Ich sehe nicht, dass Honda sehr beunruhigt wirkt. Ich weiß nicht, wie ich das interpretieren soll." Angesichts der Erfolge der Vergangenheit erwartet der Katalane eine Trotzreaktion, doch diese blieb bisher aus: "Das schlimmste ist, wenn ein Hersteller wie sie keine Muskeln zeigt."

Die Kräfteverhältnisse in der MotoGP haben sich über die letzten Saisons rasch verändert: "Vor fünf Jahren war es völlig undenkbar, dass die japanischen Marken schrittweise scheitern würden, während die Italiener fliegen." Espargaro gab zu, dass auch er den sportlichen Absturz Hondas nicht im Geringsten erwartete: "Das ist eine Entwicklung, die nicht vorhergesehen werden konnte."

Tatsächlich kann aktuell nur Weltmeister Fabio Quartararo auf Yamaha gegen die Ducati-Armada und die zwei Aprilias von Aleix Espargaro und Maverick Vinales bestehen. Die restlichen Motoräder aus Japan fahren hinterher, seitdem die Verkündung des Rückzugs von Suzuki zum Ende der Saison 2022 dem Team sportlich schon früher den Stecker zog. Bei Honda konnte selbst Marc Marquez keine Podestplätze einfahren, bevor er sich zum wiederholten Male unters Messer legte und seitdem von Stefan Bradl vertreten wird.

Langstreckenrennen für Honda wichtiger als MotoGP?

Pol Espargaro führte aus, wie schmallippig selbst die interne Kommunikation bei Honda seinen Eindrücken nach ist: "Das Problem ist, ich habe keine Ahnung was sich Honda denkt. Ich weiß nicht, ob das was hier passiert, überhaupt in Japan ankommt." Der Spanier warf den Verantwortlich vor, wenig Interesse am Erfolg in der MotoGP zu haben: "Nach dem ersten Eindruck sieht es nicht danach aus, denn wir bekommen nicht die Ressourcen, die wir zur Verbesserung unseres Motorrads benötigen."

Ein anderes Engagement schien Honda jedoch sehr ernst zu nehmen: Den Start beim Acht-Stunden-Rennen in Suzuka. "Das ist mit Sicherheit ein Problem", meinte Espargaro angesichts der Zweigleisigkeit von Hondas Motorradsportprogramm. Im Gegensatz zur MotoGP hatte Honda dort jedoch Erfolg. "Ich bin froh, dass sie gewonnen haben", ließ sich der HRC-Pilot dann doch noch einen Glückwunsch entlocken. Einen weiteren Seitenhieb gegen Honda konnte sich der Katalane angesichts des beendeten Langstreckenrennens jedoch ebenfalls nicht verkneifen: "Vielleicht haben sie jetzt ein paar mehr Kapazitäten für die MotoGP, das wäre gut."