Für Fabio Quartararo war am Samstag eigentlich alles angerichtet. Mit der Bestzeit im 4. Freien Training im Rücken wollte der amtierende MotoGP-Weltmeister bei seinem Heim-Grand-Prix vor zehntausenden französischen Fans auf die Pole-Position fahren. Doch daraus wurde nichts, gegen die Ducatis von Francesco Bagnaia und Jack Miller hatte er nichts entgegenzusetzen. Letztlich stand sogar nur P4 hinter Aleix Espargaro.

Quartararo: Yamaha fehlt im Qualifying einfach etwas

"Ich war kurz enttäuscht, aber nach zwei Minuten war ich schon wieder happy", berichtet Quartararo am Samstagabend. Er erklärt: "Ich denke, eine 1:30.6er-Zeit mit unserem Bike, das ist ... Ich war am Limit, mehr hatte ich einfach nicht. Und verglichen mit den restlichen Yamahas ist der Unterschied groß. Das zeigt mir, dass wir einen guten Job machen."

Tatsächlich war Quartararo in Le Mans wieder einmal mit großem Abstand schnellster Fahrer auf einer Yamaha M1. Franco Morbidelli und Andrea Dovizioso fehlten rund eine Sekunde auf den Franzosen, sie kamen nicht über die Startplätze 19 und 20 hinaus. Darryn Binder landete noch weiter angeschlagen auf dem 23. und vorletzten Platz.

"Im Qualifying fehlt uns einfach etwas und Ducati ist in der Lage, im Qualifying etwas Verrücktes anzustellen. Nicht nur die Ducati - die Fahrer ebenso", sagt Quartararo anerkennend. 0,238 Sekunden fehlten dem Franzosen auf Bagnaia's Pole-Runde, die gleichbedeutend mit einem neuen Streckenrekord war.

Zweite Pole in Folge: Bagnaia's Gefühl für die Ducati ist zurück

"Heute Morgen hätte ich nicht gedacht, dass ich auf Pole fahren kann", meint Bagnaia selbst. "Ich hatte zu kämpfen, das größte Problem war das Bremsen. Im Qualifying haben wir das Set-Up dann etwas modifiziert und ich habe mich wieder gut gefühlt." So seien speziell Grip und das Gefühl für die Bremse beim Italiener zurückgekehrt. "Ich bin froh über die Pole und denke, dass wir bereit sind für das morgige Rennen."

Für Bagnaia ist es die zweite Pole-Position in Folge, schon vor zwei Wochen in Jerez war er im Qualifying auf Platz eins gefahren. Nach schwierigem Start in die Saison scheint der Italiener endlich an seine starke Form vom zweiten Halbjahr 2021 anknüpfen zu können. Mit der GP22 kommt Bagnaia jedenfalls immer besser zurecht: "Katar war ein echter Schock. Wir waren nicht konkurrenzfähig und nervös", erinnert er. Seit Portugal sei das Gefühl allerdings zurück: "Kleine Details können einen großen Unterschied machen", erklärt er.

Miller komplettiert Ducati-Doppelpole: Beeindruckend von Bagnaia

Teamkollege Miller bestätigt diesen Trend: "Es dauert einfach, bis Du ein neues Bike dein Eigen gemacht hast", erklärt er. Mit jedem Rennwochenende könne Ducati mehr Erfahrungswerte sammeln und mehr Potenzial aus dem Motorrad herausholen. Das zeige sich nun auf der Strecke: "Schon heute Morgen hat es sich fast surreal angefühlt, was wir für Rundenzeiten fahren konnten. Der Grip war sofort da. Die Art und Weise, wie wir den Reifen nutzen konnten, ist beeindruckend."

Der Australier musste sich am Samstag einzig Teamkollege Bagnaia geschlagen geben. Lediglich 69 Tausendstel trennten die Beiden, die im Qualifying im Tandem unterwegs waren. Bagnaia fuhr voraus, Miller folgte: "Ich konnte seine Pole-Runde vom besten Platz des Hauses verfolgen, das war wirklich beeindruckend", lobt er. "Es ist toll, [nach dem Sturz in FP4] mit einem Start aus der ersten Reihe zurückschlagen zu können. Wir starten auf eins und zwei, das Team macht wirklich einen super Job."