Die MotoGP-Karriere von Marc Marquez war lange Zeit ein einziger großer Erfolgslauf. Von 2013 bis 2019 gewann er sechs Weltmeistertitel und holte 56 Rennsiege. Marquez brach Rekord um Rekord, nichts schien ihn stoppen zu können. Das änderte sich am 19. Juli 2020. Im ersten Saisonrennen in Jerez stürzte er schwer und brach sich den rechten Oberarm.

Seither kämpft Marquez nicht nur gegen seine Gegner auf der Strecke, sondern in erster Linie auch gegen seinen lädierten Körper. Insgesamt drei Mal musste er am verletzten Oberarm operiert werden und fiel fast neun Monate aus. Gerade wieder in die Erfolgsspur zurückgekehrt, zog er sich im Herbst 2021 eine Augenverletzung zu, die beim diesjährigen Indonesien-Grand-Prix erneut akut wurde.

Nur noch Mittelmaß! Was ist mit Marquez los? (07:31 Min.)

Vom Strahlemann früherer Jahre ist nicht mehr viel geblieben. Marquez wirkte zuletzt oft geschlaucht und nachdenklich. Viele Beobachter stellen in Frage, ob es für den Repsol-Honda-Star überhaupt noch Sinn macht, seine Karriere weiter fortzusetzen. Gedanken, die sich auch Marquez selbst macht, wie er nun in einem Interview mit der französischen Sporttageszeitung 'L'Equipe' verriet.

"Es gab Zeiten, da habe ich darüber nachgedacht, die MotoGP zu verlassen", so Marquez. Das sei vor seinem Comeback im Frühjahr 2021 der Fall gewesen und auch vor wenigen Wochen nach seinem schlimmen Sturz in Indonesien. "Ich stelle mir von Zeit zu Zeit die Frage, ob es das alles noch wert ist. Bislang war meine Antwort aber immer 'Ja.' Natürlich gehe ich große Risiken ein, aber so habe ich acht Weltmeistertitel gewonnen. Ich weiß, dass manche Leute denken, dass ich mit weniger Risiko mehr Titel gewinnen hätte können. Vielleicht wären es aber auch weniger gewesen. Das kann niemand wissen."

2019 jubelte Marquez über seinen bislang letzten WM-Titel, Foto: Repsol Honda Team
2019 jubelte Marquez über seinen bislang letzten WM-Titel, Foto: Repsol Honda Team

Kann es für einen achtfachen Weltmeister aber überhaupt interessant sein, um Positionen weit entfernt von der Spitze zu kämpfen? Auch diese Frage beantwortet Marquez mit einem 'Ja.' Seine Erklärung: "Bis 2019 hat mich mein Siegeshunger angetrieben. Heute ist das anders. Jetzt motiviert mich die Herausforderung, einen Weg zu finden, um schnell zu sein und gute Leistungen abzurufen. Ich will mit meinem Team Lösungen und andere Zugänge finden. Auch wenn es dabei nur um einen fünften Rang geht. Das Ziel ist aber natürlich, in weiterer Folge wieder auf das Podium zu kommen, zu siegen und einen weiteren Titel einzufahren. Ich spüre in meinem Herzen, dass das möglich ist."

Marc Marquez: Neue Honda als zusätzliche Baustelle

Als wären die körperlichen Probleme nicht genug, macht Marc Marquez aktuell auch sein Arbeitsgerät das Leben schwer. Honda entschloss sich für 2022 zu einer völligen Neugestaltung seiner RC213V und verschob die Balance deutlich in Richtung Heck. Eine Anpassung, die Marquez nicht unbedingt schmeckt. Der Versuch, in den ersten Saisonrennen die Maschine an seinen Fahrstill anzupassen, scheiterte. Marquez gab diese Herangehensweise schließlich auf und sah ein, dass der einzige Weg zum Erfolg über eine Adaption an das Motorrad führen wird.