Seit 22. März ist es offiziell: 2023 wird es keine Front-Ride-Height-Devices mehr in der MotoGP geben. Das Fahrwerk darf also während der Fahrt nicht mehr an der Front abgesenkt werden. Weiterhin erlaubt bleibt das System am Hinterrad sowie generell am Start, wo weiterhin Front und Heck abgesenkt werden dürfen.

Das Verbot ist eine sportpolitische Niederlage für Ducati. Als einziger Hersteller wollten die Italiener, die als Klassenprimus im Bereich der Ride-Height-Devices gelten, an diesem System festhalten. Die restlichen fünf Hersteller Honda, Yamaha, Suzuki, KTM und Aprilia waren dagegen und setzten sich schließlich durch.

Eine Entscheidung, die für Ärger im Ducati-Lager sorgt. "Dieses Verbot ist meiner Meinung nach absolut unfair", sagte Jack Miller am Donnerstag in Termas de Rio Hondo. "Ducati hat viel Zeit und Geld in die Entwicklung dieses Systems investiert. Diese Ressourcen hätten wir woanders bündeln können. Ducati ist ja kein riesiges Unternehmen wie andere Hersteller in der MotoGP. Dass diese dann einfach ein Verbot beschließen können, ist für mich nicht fair."

Miller kritisiert die Vorgehensweise der anderen Marken hart: "Zu Beginn haben sie die Ride-Height-Devices nachgebaut. Jetzt wollen sie diese Entwicklung nicht mehr oder sie wollen hier einfach nicht hinter uns zurückliegen. Aber du kannst dir doch nicht einfach die Regeln aussuchen, die dir passen. Am Start sind nach wie vor alle Systeme erlaubt. Das ergibt doch keinen Sinn! Diese Rosinenpickerei finde ich nicht in Ordnung. Wir haben das System und die anderen Hersteller können sich entscheiden, ob sie es nachbauen wollen oder nicht. Das ist ihre Entscheidung. Ich finde aber nicht, dass sie uns vorschreiben sollten, was wir nutzen dürfen und was nicht, wenn wir uns innerhalb des Reglements bewegen."

Jack Miller setzte am Donnerstag zu einer regelrechten Wutrede an, Foto: LAT Images
Jack Miller setzte am Donnerstag zu einer regelrechten Wutrede an, Foto: LAT Images

Ganz ähnliche Worte findet Sportdirektor Paolo Ciabatti bei 'GPone': "Diese Geschichte wiederholt sich immer wieder und wir sind darüber nicht erfreut. Wir finden, dass es nicht korrekt ist, einem Hersteller ein Verbot aufzuerlegen, wenn er sich mit dem betreffenden Teil innerhalb des Reglements befindet. Das ist auch 2016 mit den Winglets passiert und 2019 mit dem Schwingenspoiler. Wir haben das System zum Absenken am Start erfunden und alle haben es kopiert. Dann haben wir das System zum Absenken während der Fahrt gebracht und alle haben es kopiert. Die Argumente für ein Verbot sind deshalb meiner Meinung nach fadenscheinig."

Die Argumente beziehen sich in erster Linie auf sicherheitstechnische Sorgen, aber auch finanzielle Bedenken spielen eine Rolle. "Sie sagen, dass das System keine Relevanz für Serienmotorräder hat. Das gilt aber auch für pneumatische Ventile oder Karbonbremsen, die ebenfalls sehr teuer sind. Jeder Hersteller hat sein Budget und kann entscheiden, wie er es verwendet. Wir geben mehr Geld für die technische Weiterentwicklung aus, andere Werke für ihre Fahrer. Das ist eine Entscheidung die wir nicht kritisieren wollen. Im Gegenzug würde ich mir das auch von den anderen Herstellern erwarten."