Die MotoGP-Saison 2021 ist zu Ende. Nach 18 Rennen ist es somit Zeit, ein Fazit zu ziehen. Dank Fabio Quartararo eroberte zwar Yamaha den ersten Titel seit 2015, doch vor allem in der zweiten Saisonhälfte übernahm zunehmend Ducati das Ruder in der WM. Die Analyse zur abgelaufenen Saison:

Podestplätze bunt durchmischt

Die abgelaufene Saison brachte acht verschiedene Sieger, von denen es mit Jorge Martin in Spielberg und Francesco Bagnaia in Aragon auch zwei neue Gewinner gab. 15 unterschiedliche Fahrer schafften es zumindest einmal auf das Podest. Von den Stammfahrern blieben 2021 nur Taka Nakagami, Alex Marquez, Valentino Rossi, Luca Marini, Iker Lecuona, Danilo Petrucci, Andrea Dovizioso (er bestritt nur die letzten fünf Rennen) und Lorenzo Savadori (er startete nur bei neun Rennen) ohne Pokal.

Alle Podestplätze der MotoGP-Saison 2021

Rennen Podest WM-Leader
Katar 1 Vinales - Zarco - Bagnaia Vinales
Katar 2 Quartararo - Zarco - MartinZarco
Portimao 1 Quartararo - Bagnaia - MirQuartararo
Jerez Miller - Bagnaia - Morbidelli Bagnaia
Le Mans Miller - Zarco - QuartararoQuartararo
Mugello Quartararo - Oliveira - MirQuartararo
Barcelona Oliveira - Zarco - MillerQuartararo
Sachsenring Marquez - Oliveira - QuartararoQuartararo
Assen Quartararo - Vinales - MirQuartararo
Spielberg 1 Martin - Mir - QuartararoQuartararo
Spielberg 2 Binder - Bagnaia - MartinQuartararo
Silverstone Quartararo - Rins - A.EspargaroQuartararo
Aragon Bagnaia - Marquez - MirQuartararo
Misano 1 Bagnaia - Quartararo - BastianiniQuartararo
Austin Marquez - Quartararo - BagnaiaQuartararo
Misano 2 Marquez - P.Espargaro - BastianiniQuartararo
Portimao 2 Bagnaia - Mir - MillerQuartararo
Valencia Bagnaia - Martin - MillerQuartararo

Die längste Podest-Serie eines Fahrers betrug drei Rennen. Fabio Quartararo (Sachsenring - Spielberg 1), Francesco Bagnaia (Aragon - Austin) und Miguel Oliveira (Mugello - Sachsenring) brachten es auf diesen Wert. In den 18 Rennen gab es 18 unterschiedliche Trios auf dem Podest. So standen auch die besten drei der abschließenden Gesamtwertung (Quartararo, Bagnaia & Mir) lediglich einmal in Portimao 1 gemeinsam auf dem Podest.

Das war Valentino Rossis letztes MotoGP-Wochenende (08:31 Min.)

Shootingstar der Saison: Bagnaia

Der MotoGP-Vizeweltmeister hat 2021 die größte Verbesserung aller Fahrer hingelegt. Der Italiener kletterte nicht nur vom 16. auf den 2. Platz in der WM, sondern konnte seinen Punkteschnitt mehr als verdreifachen. Holte er im Vorjahr pro Start noch 4,3 Zähler, so waren es in der laufenden Saison 14,0 Punkte. Auch Aleix Espargaro konnte seinen Durchschnitt mehr als verdoppeln: Von 3,0 Zählern 2020 auf 6,7 Punkte pro Start in der laufenden Saison. Weltmeister Fabio Quartararo gehörte ebenfalls zu den Aufsteigern und konnte seine 9,1 Punkte pro Rennen aus dem Vorjahr um satte 70 Prozent steigern. Damit erklomm der letztjährige WM-Achte schließlich den MotoGP-Thron.

Die fünf größten Gewinner (Punkteschnitt):

Fahrer Schnitt 2020 Schnitt 2021 Veränderung
Bagnaia 4,3 14,0 +228%
A.Espargaro 3,06,7 +122%
Zarco 5,59,6 +75%
Quartararo 9,115,4 +70%
Binder 6,28,4 +35%

Auf dem absteigenden Ast befanden sich in den vergangenen Monaten einige prominente Namen: So büßte etwa Valentino Rossi von seinem ohnehin mäßigen Punkteschnitt des Jahres 2020 in der aktuellen Saison mehr als die Hälfte ein und kam 2021 nur auf durchschnittlich 2,4 Punkte pro Start. Nur drei Fahrer schnitten in diesem Vergleich noch schlechter ab: Danilo Petrucci, der im Vorjahr auf Ducati noch ein Rennen gewinnen konnte, Franco Morbidelli, dem eine hartnäckige Knieverletzung zusetzte, und Andrea Dovizioso, der bei seinen fünf Comeback-Rennen im Schnitt nur 2,4 Punkte holte.

Die fünf größten Verlierer (Punkteschnitt):

Fahrer Schnitt 2020 Schnitt 2021 Veränderung
Nakagami 8,3 4,2 -49%
Rossi 5,62,4 -56%
Petrucci 5,62,1 -63%
Morbidelli 11,33,6 -68%
Dovizioso 9,62,4 -75%

Ducati sahnt Podien ab

Im Vorjahr holte Ducati mit der Konstrukteurs-WM den ersten Titel seit der Stoner-Ära. Damals profitierte man noch vom 50-Punkte-Abzug für Yamaha. 2021 verteidigte man diesen Titel nicht nur aus eigener Kraft, sondern gewann zum ersten Mal seit 2007 mit dem Werksteam auch die Team-Weltmeisterschaft. Ducati stieg damit in den vergangenen Monaten zur Nummer eins in der gesamten MotoGP auf.

Die Podestquote wurde im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt: Für Ducati-Fahrer gab es in der aktuellen Saison 24 von 54 möglichen Podestplätzen, was einer Quote von 44,4 Prozent entspricht. Im Vorjahr kam der italienische Hersteller nur auf 21,4 Prozent. Die Quote von Suzuki und KTM halbierte sich hingegen im Vergleich zu 2020.

Qualifying-Champions

Nur sechs Fahrer schafften es in den 18 Qualifyings auf Pole Position. MotoGP-Weltmeister Fabio Quartararo hatte ab dem ersten Portimao-Rennen einen Lauf und sackte fünf Quali-Siege in Folge ab. Abseits dieser Serie schaffte er es aber kein einziges Mal auf Pole Position, weshalb er sich am Ende im Pole-Duell Bagnaia mit 5:6 geschlagen geben musste. Jorge Martin sorgte in seiner Rookie-Saison für vier Pole Positions und unterstrich damit seinen Ruf als Spitzen-Qualifier, den er sich in den kleinen Serien erarbeiten konnte. Maverick Vinales, Pol Espargaro und Johann Zarco sicherten sich jeweils eine Pole.

Die besten Qualifier 2021:

Meiste Poles In 1. Reihe In Q2
Bagnaia6 Quartararo 14 Zarco & Miller 18
Quartararo5 Bagnaia 12 Bagnaia & Quartararo 17
Martin4 Miller 8 A.Espargaro & Mir 15

Die meisten Starts aus der ersten Reihe absolvierte Fabio Quartararo, der nur viermal die Top-3 im Qualifying verpasste. Francesco Bagnaia erreichte zwölfmal die Top-3, stand dabei aber zuletzt zehnmal in Folge in der ersten Reihe. Jack Miller hält mit acht Starts aus vorderster Front den 3. Rang der besten Qualifier. Neben Johann Zarco war der Australier auch der einzige MotoGP-Pilot, der in jedem Qualifying in Q2 vertreten war. Quartararo verpasste diesen Sprung im zweiten Misano-Rennen, Bagnaia bereits in Le Mans. Mit 15 Q2-Teilnahmen reihen sich Joan Mir und Aleix Espargaro dahinter ein.

Bagnaia mit meisten Führungsrunden

Francesco Bagnaia holte 2021 nicht nur die meisten Pole Positions, sondern auch die meisten Führungsrunden. In neun der 18 Rennen lag der MotoGP-Vizeweltmeister in Führung und spulte insgesamt 150 Runden auf P1 ab. Das entspricht rund einem Drittel aller in der aktuellen Saison absolvierten Runden. Fabio Quartararo lag ebenfalls in neun Grand Prix in Führung - allerdings nur für insgesamt 99 Runden. Seit seinem Sieg in Silverstone lag der Weltmeister nie wieder in Führung.

Rang drei der Führungsrunden belegt der dreifache Saisonsieger Marc Marquez. Insgesamt elf verschiedene Fahrer lagen am Ende einer vollen Runde voran, der entthronte Weltmeister Mir gehörte nicht zu diesem illustren Kreis. Neben Bagnaia, Quartararo und Marquez durften auch Martin, Miller, Oliveira, Vinales, Rins, Zarco, Binder und Pol Espargaro zwischenzeitlich ein Rennen anführen.

Fazit: Ducati im Aufwind

Fabio Quartararo bescherte Yamaha den wichtigsten WM-Titel der MotoGP-Saison 2021. In der ersten Saisonhälfte war der Franzose der mit Abstand beste Fahrer. Doch die zweite Saisonhälfte sollte für Yamaha eine Warnung sein: Ducati übernahm seit der Sommerpause klar das Kommando und liegt deshalb auch in vielen relevanten Statistik-Kategorien in Führung. 2022 werden sogar acht Ducati-Motorräder (fünf davon mit Full-Factory-Status) im Grid stehen. Die Konkurrenz muss die Winterpause nutzen.