Bevor die MotoGP in die Sommerpause startet, geht es in der Gerüchteküche noch einmal ordentlich rund. Am Samstagabend machte Ricard Jove, Experte beim spanischen TV-Partner DAZN, auf Twitter einen echten Transferkracher publik. "Bombennachrichten, die ich schon voraussagen und zu 95 Prozent versichern kann: Maverick Vinales wird seinen Vertrag mit Yamaha auflösen und - ACHTUNG - sein Ziel könnte Aprilia sein!!! Als Teamkollege von Aleix Espargaro!", schrieb Jove dort.

Der TV-Experte kennt Vinales gut. Jove managte das Avintia-Team, als Vinales dort in der Moto3 fuhr. Passenderweise kam es auch damals zum Zerwürfnis und der Katalane trat 2012 trotz intakter WM-Chancen in Sepang einfach nicht an. Joves Informationen werden von weiteren gut informierten spanischen Medien wie den großen Sportzeitungen 'As' und 'Marca' bestätigt.

Der Sensationsdeal könnte also tatsächlich Realität werden. Aber eins nach dem anderen: Dass es zwischen Vinales und Yamaha nicht mehr wirklich rund läuft, ist mittlerweile für jeden Beobachter klar zu erkennen. Spätestens der aufgezwungene Crewchief-Wechsel von Esteban Garcia zu Silvano Galbusera machte das deutlich. Vinales ist in seiner Kritik an Yamaha seither deutlich härter und direkter geworden.

In Interviews macht Vinales seither einen völlig frustrierten, teilweise sogar etwas abwesenden Eindruck. Am Freitag wurde seine Medienrunde gar völlig abgesagt. Er musste an längeren Meetings mit dem Team und Sponsoren teilnehmen, ließ man uns später wissen. Genau da sollen sich Vinales und Yamaha im gegenseitigen Einverständnis dazu entschlossen haben, den eigentlich noch bis Ende 2022 geltenden Vertrag vorzeitig aufzulösen. Tatsächlich wirkte Vinales auch in der offiziellen MotoGP-Pressekonferenz am Samstagabend, an der er als Polesitter teilnehmen musste, immer wieder abgelenkt und blickte oft auf sein Handy. Ein untypisches Verhalten für den 26-Jährigen.

Nach dem Assen-Qualifying gab Vinales den glücklichen Polesitter, Foto: LAT Images
Nach dem Assen-Qualifying gab Vinales den glücklichen Polesitter, Foto: LAT Images

Yamaha möchte die Gerüchte vorerst nicht kommentieren. Klar ist aber, dass der japanische Hersteller mit Vinales' jüngsten Leistungen und seinen Performance-Schwankungen in den vergangenen Jahren alles andere als zufrieden ist. Noch dazu, weil der zweifelsohne hochtalentierte Vinales mit einem kolportieren jährlichen Verdienst im zweistelligen Millionenbereich die Nummer zwei in der MotoGP-Gehaltsliste ist, geschlagen nur von Marc Marquez.

Vinales' Zukunft ist bereits geklärt, zumindest laut der normalerweise sehr verlässlichen 'As'. Deren Informationen zufolge soll der achtfache Rennsieger auf Yamaha seinen Vertrag bei Aprilia bereits in Assen unterschrieben haben. Er würde somit wohl Teamkollege von Aleix Espargaro werden, dessen Kontrakt noch bis Ende 2022 gilt. Das würde auch bedeuten, dass der lange erwartete Deal zwischen Aprilia und Andrea Dovizioso doch nicht zustande kommt. "Es muss bald eine Entscheidung fallen, damit wir die zukünftige Strategie unseres Teams in Ruhe planen können", sagte Aprilia-Racing-CEO Massimo Rivola am Freitag. "Das Wochenende in Assen wird in dieser Hinsicht sehr wichtig für uns sein."

Übernimmt Vinales die von Dovizioso weiterentwickelte Aprilia RS-GP?, Foto: MotoGP
Übernimmt Vinales die von Dovizioso weiterentwickelte Aprilia RS-GP?, Foto: MotoGP

Was passiert bei Yamaha?

Yamaha muss nun natürlich nach Ersatz für Vinales suchen. Der logische Schritt wäre eine Beförderung von Franco Morbidelli ins Werksteam. Das würde in Kombination mit dem zu erwartenden Rücktritt von Valentino Rossi zwei freie Plätze bei Petronas SRT bedeuten. Einer davon könnte an Moto2-Rookie Raul Fernandez gehen. Den müsste man um 500.000 Euro aus seinem KTM-Vertrag kaufen. Nach dem Vinales-Aus sollte diese Summe für Yamaha aber locker aufzubringen sein. Den zweiten Platz würde man gerne intern nachbesetzen. Entweder mit einem der Moto2-Fahrer Jake Dixon und Xavi Vierge oder mit einem der Superbike-Stars Toprak Razgatlioglu und Garrett Gerloff. Gerloff ist in Assen ja bereits als Morbidelli-Ersatz unterwegs.