Mehr als drei Jahre hat es gedauert, doch nun ist KTM im Spitzenfeld der MotoGP angekommen. Am vergangenen Sonntag holte Rookie Brad Binder in seinem ersten dritten Rennen in der Königsklasse den ersten Sieg für sich und seinen Arbeitgeber. Wäre Pol Espargaro nicht nach einer Kollision mit Johann Zarco kollidiert, wäre es wohl ein Doppelsieg geworden.

Der rasante Aufstieg KTMs aus dem Mittelfeld direkt in die absolute Spitze der MotoGP sorgt bei Fans wie Rivalen gleichermaßen für Verwunderung. Zweitere müssen der Arbeit des Teams von Pit Beirer, Mike Leitner & Co. Respekt zollen.

Etwa Fabio Quartararo, der nach seinen beiden Siegen in Jerez als Siebter von Brünn keine Chance gegen die Piloten auf der RC16 hatte. Neben Binder landete auch Tech3-Mann Miguel Oliveira vor ihm. "Ich konnte ihnen nur ein paar Kurven lang folgen", staunte Quartararo. "Sie sind wirklich gut gefahren und das Motorrad läuft hervorragend."

Quartararo rechnet mit KTM

Deshalb ist Quartararo trotz immer noch 31 Punkten Vorsprung auf Binder in der WM gewarnt. Auf die Frage, ob es da einen neuen Titelanwärter in Orange geben könnte, antwortete der Franzose am Donnerstag in Spielberg wie aus der Pistole geschossen: "Natürlich! Das sehe ich nicht erst seit Brads Sieg so. Miguel zum Beispiel war in Jerez wirklich schnell und ist auf Startplatz 5 gestanden." Außerdem würden mit Spielberg und Misano nun weitere gute Events für KTM folgen, da man in jüngster Vergangenheit aufgrund des Concession-Reglements dort getestet hat, während für die Konkurrenz von Honda, Ducati, Yamaha und Suzuki ein Testverbot herrschte. "Auf diesen Strecken haben wir jeweils zwei Rennen", gibt Quartararo zu bedenken. "Somit haben sie jetzt ein Motorrad, das sehr gut läuft und außerdem schon einige Erfahrung mit dem neuen Bike. Ihre Fahrer haben großes Potenzial, also werden sie sicher um die vorderen Positionen in der Meisterschaft kämpfen."

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Auch Altmeister Valentino Rossi hält einen ersten MotoGP-Titel durch KTM schon 2020 für möglich. "Warum nicht?", fragt er. "KTM hat viel in dieses Projekt investiert. Die Fortschritte, die sie über den Winter gemacht haben, sind beeindruckend. Sie waren schon in Jerez schnell und hätten in Brünn einen Doppelsieg holen können. Auch hier werden sie sicher stark sein, Miguel ist beispielsweise im Vorjahr hier ein sehr gutes Rennen gefahren. Vielleicht sind sie sogar die Favoriten, denn sie haben mindestens drei Fahrer in Top-Form. KTM kann auf jeden Fall um den Titel kämpfen."

Lobende Worte gab es sogar von einem Mann, der seinerseits keine guten Erfahrungen bei KTM machte: Johann Zarco. Die Partnerschaft zwischen dem Franzosen und dem österreichischen Hersteller ging ja schon nach 13 Rennen in die Brüche, nachdem Zarco mit der RC16 nie zurechtkam. Dementsprechend erstaunt war er auch, als Binder in Brünn ihn und den Rest des Feldes abhängte. "Es ist beeindruckend, wie er das Bike am Kurveneingang umlegen kann", so Zarco. "Das hätte ich im Vorjahr nie geschafft. Dadurch ist er meiner Meinung nach so extrem schnell."