Trotz des Corona-bedingten Stillstandes der aktuellen MotoGP-Saison läuft das Transferkarussell der Königsklasse auf Hochtouren. So machen Gerüchte die Runde, nach denen Andrea Dovizioso für die kommende Saison von seinem Langzeit-Arbeitgeber Ducati hin zum KTM-Team wechseln soll. Deren Fahrer Pol Espargaro soll nämlich das Interesse von Honda geweckt haben. Zu all diesen Gerüchten äußerte sich jetzt KTMs Motorsport-Direktor Pit Beirer.

In einem Interview mit 'Crash.net' versicherte Beirer jetzt, dass die Vertragsverlängerung der vier aktuellen Piloten in der KTM-Familie absolute Priorität für den österreichischen Hersteller hat. Man will also ohne jeden Zweifel mit Pol Espargaro, Brad Binder, Miguel Oliveira und Iker Lecuona weitermachen.

"Wir bei KTM spüren einen großen, familiären Geist und gerade jetzt, zu diesen schwierigen Zeiten, die auch die Motorradindustrie unter Druck setzt, ist es unsere Priorität, das Team zusammenzuhalen", so Beirer. "Das bedeutet, dass alle vier Fahrer ein Vertragsangebot für das nächste Jahr bekommen."

Ob diese das Angebot seitens KTMs annehmen, ist freilich eine andere Geschichte. Bevor jedoch niemand offiziell abgelehnt hat, sieht Beirer keine Notwendigkeit dafür, mit anderen Fahrern zu verhandeln. Dazu zählt auch ein Andrea Dovizioso. "Im Moment kann ich nur sagen, dass ich mit keinen anderen Fahrern sprechen werde, bis feststeht, ob unsere Fahrer das Angebot annehmen oder ablehnen. Ich werde jetzt erst mit unseren Fahrern arbeiten und dann werden wir sehen, was danach passiert."

Selbst wenn die Gerüchte um Dovizioso und KTM also ein Fünkchen Wahrheit enthalten, die Priorität wird der Italiener in Mattighofen nicht haben. Stattdessen schwärmt Beirer vor allem von den Leistungen Espargaro: "Ich denke nicht, dass es ein Geheimnis ist, dass wir alle bei KTM große Fans von Pol sind. Wir lieben ihn, weil er immer noch ein wenig mehr gibt. Manchmal hatten wir ein recht schwieriges Bike auf der Strecke und er hat trotzdem immer alles gegeben, um ein gutes Ergebnis einzufahren. Deshalb respektieren wir alle die harte Arbeit, die Pol von Anfang an in dieses Projekt gesteckt hat."

So viel Hingabe wie die Espargaro möchte man nicht nur belohnen, sondern sich auch für die Zukunft sichern. Und das am besten so zeitig wie möglich. Die aktuelle Situation macht eine baldige Vertragsverlängerung jedoch schwierig, wie Beirer außerdem verriet: "Ich hoffe, wir können die Situation bald klären. Aber natürlich wollen die Teams sehen, wie die Fahrer performen und die Fahrer wollen sehen, wie die Bikes laufen. Aber es sieht so aus, als müssten wir alle einander blind vertrauen, denn ich glaube kaum jemand kann noch so lange warten, bis wir Ergebnisse sehen."

Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta erklärte vor kurzem, dass man plant, den neuen Rennkalender für die Saison 2020 Ende Juni bekannt zu geben, um dann im Juli endlich starten zu können. Bis dahin sind es noch knapp zwei Monate. Es kann also durchaus sein, dass sich Fahrer und Teams für oder gegen eine Vertragsverlängerung entscheiden müssen, ohne eine Referenz aus diesem Jahr zu haben. Nicht einmal persönlich verhandeln können Teams und Fahrer im Moment, wie Beirer betroffen feststellte.

"Man kann sich nicht mal richtig treffen", so der Deutsche. "Wenn man normalerweise einen Vertrag unterschreibt, dann sitzt man mit seinen Freunden an einem Tisch, kann ihnen in die Augen schauen und feststellen, ob sie sich wohl fühlen, wenn sie den neuen Vertrag unterschreiben. Jetzt machen wir stattdessen alles per E-Mail oder Skype-Anruf und das ist absolut gar nicht die Art und Weise, wie wir eigentlich Vertragsverhandlungen führen wollen."