Als Jonas Folger kurzfristig seine Teilnahme an der MotoGP-Saison 2018 absagte, kam sein Tech3-Team unter gewaltigen Zeitdruck. Zwei Monate vor dem Saisonauftakt in Katar musste man plötzlich einen Ersatzmann finden. Die Wahl fiel auf Hafizh Syahrin. Der Malaysier hatte in der Moto2 bereits vereinzelt sein Talent aufblitzen lassen, ein echter Spitzenfahrer war er aber nicht.

Syahrin bedankte sich aber für das von Herve Poncharal und Yamaha in ihn gesetzte Vertrauen und lieferte schon bald ansehnliche Ergebnisse ab. Vier Mal fuhr er 2018 in die Top-Ten und beendete das Jahr als 16. der Gesamtwertung.

Mit dem Wechsel des Tech3-Teams von Yamaha auf KTM-Maschinen zur Saison 2019 geriet Syahrin aber in Probleme. Mit nur zwei Punkten aus den ersten sieben Grands Prix des Jahres ist er der schwächste Stammfahrer der MotoGP, Rookie Miguel Oliveira auf der zweiten Tech3-KTM hat bereits sechs Mal so viele Zähler gesammelt.

Oliveria 2020 fix, Syahrin droht MotoGP-Aus

Bereits Anfang Mai durfte sich Oliveira daher auch über eine frühzeitige Vertragsverlängerung für 2020 freuen. Damit hat KTM drei seiner vier MotoGP-Plätze für die nächste Saison besetzt, Pol Espargaro und Johann Zarco waren ja bereits mit Zweijahreskontrakten ausgestattet. Für Syahrin scheint ein neuer Vertrag bei Tech3 aufgrund seiner Leistungen nun aber in weite Ferne gerückt.

Oliveira hat Syahrin bereits abgehängt, Foto: Tech 3
Oliveira hat Syahrin bereits abgehängt, Foto: Tech 3

Denn bei KTM will man das Satellitenteam gezielt als Zwischenstation für aufstrebende Fahrer auf dem Weg ins MotoGP-Werksteam nützen. Und in der Moto2 hat man mit Brad Binder einen Piloten im Line-Up, der sich berechtige Hoffnungen auf Syahrins Platz macht. Binder liegt aktuell auch nur auf Rang neun der Moto2-WM, doch das ist eher der schwächelnden KTM als den Leistungen des Südafrikaners geschuldet.

"Das ist natürlich eine schwierige Situation. In der Moto2 so geschlagen zu werden, macht einem Fahrer natürlich keinen Spaß", weiß auch KTMs-Motorsportchef Pit Beirer im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Wir können Brad in der Moto2 da nicht so hängen lassen. Wir müssen ihm beweisen, dass er 2020 bei uns wieder ein Motorrad haben wird, mit dem er um den Titel kämpfen kann. Und es gibt natürlich noch diesen einen Platz in der MotoGP, der nicht vergeben ist..."

KTMs Beirer: Nur nett sein reicht nicht

Beirer macht keinen Hehl daraus, dass Syahrin abliefern muss, um sich in KTMs MotoGP-Fahrerpool zu halten: "Wir wollen da ganz bewusst mit Einjahresverträgen Druck aufbauen. So hat kein MotoGP-Pilot zu viel Sicherheit und es kommen auch die Fahrer in der Moto2 nie in die Situation, dass zwei Jahre gar nichts geht. Man muss da einfach mit dem Leistungsprinzip arbeiten. Nur nett sein und die Familie zusammenhalten wird auf Dauer nicht zielführend sein."

Brad Binder konnte bereits drei Moto2-Rennen gewinnen, Foto: KTM
Brad Binder konnte bereits drei Moto2-Rennen gewinnen, Foto: KTM

Was würde aber mit Syahrin passieren, wenn er seinen Platz an Binder abgeben muss? Aktuell ist nur noch im Ducati-Werksteam, bei Pramac, LCR Honda und Avintia je ein Motorrad für 2020 frei. Ein Wechsel in die Ducati-Factory-Truppe ist freilich unrealistisch, außerdem ist die Vergabe dieses Platzes an Danilo Petrucci nur noch Formsache. Gleiches gilt für den zweiten Platz bei Pramac, der wieder an Jack Miller gehen wird. Für LCR Honda gibt es keinen Grund, mit dem aktuell bärenstarken Takaaki Nakagami zu brechen. Somit bleibt als letzter Ausweg - abgesehen vom Wechsel in eine andere Klasse - wohl nur Avintia.

Dort verfügt Karel Abraham über einen Vertrag für 2020, Tito Rabats Zukunft ist noch nicht gesichert. Was für Syahrin spricht, ist seine Herkunft. Die Dorna hat großes Interesse daran, einen Südostasien im Feld der Königsklasse zu halten, sind Malaysia und seine Nachbarländer doch der boomende Markt im Zweiradbereich. Auf die Hilfe des MotoGP-Promoters kann sich Syahrin also wohl verlassen. Fraglich ist nur, ob das alleine reichen wird.