Mit MotoGP-Saisonende 2018 wird Johann Zarco Tech3 und Yamaha verlassen und im Werksteam bei KTM andocken. Am Dienstag nach dem Finale in Valencia wird Zarco erstmals auf der RC16 platznehmen. Beim österreichischen Hersteller erhält Zarco endlich das, was er sich durch seine hervorragenden Leistungen im Vorjahr und auch in der laufenden Saison absolut verdient hat: Volle Unterstützung durch ein Werk.

Zarco und sein Management liebäugelten zunächst mit einem Verbleib bei Yamaha, allerdings mit eben solch einer Werksunterstützung. Die Plätze im Factory-Team waren zwar bereits an Valentino Rossi und Maverick Vinales vergeben, Zarco hätte aber auch in einem Satelliten-Team vollen Support des Herstellers genießen können, wie es etwa Cal Crutchlow bei LCR Honda oder Danilo Petrucci bei Pramac Ducati macht.

Kein neuer Yamaha-Deal für Zarco

Dazu sollte es aber nie kommen. "Eric de Seynes (Anm.: operativer Geschäftsführer bei Yamaha Europe) hat uns viel geholfen", verrät Zarcos Manager Laurent Fellon im Gespräch mit 'Eurosport France'. "Er hat wirklich sein Bestes gegeben und die notwendigen Hebel in Bewegung gesetzt, um uns eine Factory-Yamaha zu bringen. Vom Werk direkt ist niemand auf uns zugekommen." Worte, die nicht unbedingt auf eine Trennung im Guten zwischen dem Zarco-Umfeld und Yamaha hindeuten.

Fellon stößt vor allem sauer auf, weshalb der Deal nie zustande kam. "Am Ende hat es nicht funktioniert, weil Valentino alles blockiert hat. Das kann ich jetzt sagen", plaudert der Manager aus. Rossi selbst dementierte am Samstagabend wenig überraschend, dass er einen Einfluss auf die Entscheidung Yamahas bezüglich Zarco hatte: "Ich weiß nicht warum Fellon das gesagt hat. Es ist nicht wahr. Ich habe kein Veto-Recht, was meine Teamkollegen oder den Fahrer eines dritten Factory-Bikes betrifft."

Es ist allerdings ein offenes Geheimnis, dass Rossi bei Yamaha über wesentlich mehr Macht verfügt als andere Fahrer in deren Teams. Die Marke 'Valentino Rossi' ist in der MotoGP mittlerweile größer und wichtiger als die Marke 'Yamaha' - das weiß auch der japanische Hersteller selbst.

Auf der Strecke prallten Rossi und Zarco schon mehrmals aufeinander, Foto: LAT Images
Auf der Strecke prallten Rossi und Zarco schon mehrmals aufeinander, Foto: LAT Images

Wie weit Rossis Einfluss mittlerweile geht, ist aber doch verwunderlich und ein wenig irritierend. Schließlich ist er immer noch - zugegebenermaßen der prominenteste - Angestellter bei Yamaha und nicht Chef des Unternehmens. Diesen Eindruck könnte man gewinnen, wenn man sich ansieht, wie sehr Rossi in den letzten Jahren die Vorgänge im MotoGP-Projekt eines der größten Motorradbauer der Welt diktiert.

Valentino Rossi: Geheimer Yamaha-Boss

Im Vorjahr schon lobbyierte er erfolgreich für die von ihm gewünschte Entwicklungsrichtung der Yamaha M1, Teamkollege Vinales musste sich unterordnen. Was dann passierte, ist hinlänglich bekannt. Vinales' Erfolgslauf endete abrupt und es dauerte lange, bis der junge Spanier wieder auf Touren kam. Das passierte erst, nachdem Yamaha auf ihn gehört habe, meint Vinales.

Und nun hat Yamaha - anscheinend durch den Wunsch Rossis - einen der allerbesten MotoGP-Piloten unnötigerweise an einen Konkurrenten verloren. Eine Entscheidung, die zumindest hinterfragt werden muss.

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