Nach dem freiwilligen Abgang von Johannes Orasche fanden im MotoGP-Team von Eurosport einige Umstellungen statt. Harry Weber stieg zum Hauptkommentator auf, Neuzugang Ruben Zimmermann übernimmt die Moto3-Sessions. Motorsport-Magazin.com traf den neuen Mann bei Eurosport zum Interview:

Motorsport-Magazin.com: Ruben, stell dich doch unseren Lesern bitte einmal etwas vor. Wie war dein bisheriger Werdegang?
Ruben Zimmermann: Ich bin beruflich schon seit Jahren als schreibender Journalist im Motorsport zuhause. Da habe ich auch schon viel gemacht von Formel 1 über DTM bis hin zur MotoGP eben. Die MotoGP und auch die Klassen Moto2 und Moto3 waren aber schon immer meine Lieblingsserien. Außerdem bin ich seit der Gründung des Sport-Streamingportals DAZN im Sommer 2016 dort als Kommentator im Fußball aktiv. Am Mikrofon habe ich also schon einige Erfahrung, im Motorsport ist das Engagement bei Eurosport aber mein Debüt.

Wie bist du dann zum Job als Kommentator bei Eurosport gekommen?
Ruben Zimmermann: Den Job habe ich tatsächlich über ein Casting gekriegt. Eurosport hat die Stelle öffentlich ausgeschrieben, weil sich Johannes Orasche ja im vergangenen Jahr aus dem Team verabschiedet hat. Da musste ich nicht zwei Mal überlegen um mich zu bewerben.

Welchen Kommentatorenstil dürfen sich denn die Eurosport-Zuseher von dir erwarten? Wirst du es eher emotional oder analytisch anlegen?
Ruben Zimmermann: Im Idealfall eine Mischung aus beidem. Man kann es als Kommentator aber sowieso nie jedem rechtmachen. Der eine mag den einen Stil lieber, der eine den anderen. Deshalb bin ich mir auch im Klaren darüber, dass ich nicht jedem Geschmack entsprechen werde. Ich muss mir das aber selbst auch erst ansehen. Es ist schon etwas ganz anderes, ob du ein Fußballspiel kommentierst oder Motorradrennen. Beim Fußball geht man ganz anders ran. Da hast du auch Mal Zeit, die Klappe zu halten und das Geschehen laufen zu lassen. Das kannst du gerade in der Moto3, wo ein Haufen Verrückter gegeneinander fährt und fast in jeder Kurve etwas passiert, nicht machen. Mal sehen. Ich glaube, dass ich meinen Stil da auch erst etwas finden muss.

Das hängt ja sicherlich auch von deinem Kommentatorenpartner Stefan Nebel ab, der als Experte fungiert.
Ruben Zimmermann: Genau. Da habe ich mit Stefan aber wirklich großes Glück. Er war auch bei den Castings dabei, um zu sehen, wer mit ihm gut zusammenarbeiten kann. Bei uns hat es von Anfang an gepasst und dieser Eindruck hat sich auch bei den ersten Sessions in Katar bestätigt. Aber auch so ein Duo muss sich natürlich im Laufe der Zeit erst richtig einspielen. Bis wir uns da die ganz blöden Sprüche um die Ohren hauen, wird es schon ein paar Rennen dauern. Die Basis ist aber sehr gut. Stefan ist ein super Experte und ein absoluter Pluspunkt für Eurosport. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit ihm.

Zimmermann teilt sich die Kommentatorenkabine mit Stefan Nebel, Foto: Eurosport
Zimmermann teilt sich die Kommentatorenkabine mit Stefan Nebel, Foto: Eurosport

Wie willst du die Zuseher von dir überzeugen?
Ruben Zimmermann: Ich glaube, das Wichtigste ist, die Leidenschaft für diesen Sport zu transportieren. Die Zuseher müssen merken, dass da jemand am Mikro sitzt, der mit vollem Feuer dabei ist und der richtig Bock auf dieses Rennen hat. Ich glaube, wenn das beim Zuschauer ankommt, hat man schon sehr viel richtig gemacht.

Leidenschaft ist ein gutes Stichwort: Wie sieht denn dein Background im Motorradsport aus? Fährst du auch selbst Motorrad?
Ruben Zimmermann: Selbst fahre ich nicht, aber ich habe im Motorsportbereich wie gesagt schon einiges hinter mir. Was die MotoGP betrifft, wurde ich damals eigentlich ins kalte Wasser geworfen, weil da gerade eine Stelle verfügbar war. Man hat mich gefragt, ob ich darauf Lust habe und es hat sofort gefunkt. Man kann sich in diesen Sport einfach nur verlieben. Bei anderen Rennserien ist das definitiv schwieriger, aber bei MotoGP habe ich vom ersten Moment gemerkt, dass das richtig geil ist. Es ist einfach purer Motorsport.

Gab es schon Feedback für dich?
Ruben Zimmermann: Ja, ich habe auf Twitter schon einige nette Nachrichten von Leuten erhalten, die meinten, dass ich das gut mache. Das freut mich natürlich. Irgendwann wird es aber wahrscheinlich auch den ersten Shitstorm geben - warum auch immer. Da bin ich aber drauf eingestellt, dass ich eben nicht jeden glücklich machen kann. Der erste Eindruck bei den Zusehern dürfte aber überwiegend positiv sein.

Was erhoffst du dir von der Saison 2018?
Ruben Zimmermann: Das was sich auch jeder Fan wünscht: Geilen Motorsport. Der ist bei der Moto3 aber ohnehin garantiert. Da müssen wir uns sicherlich keine Sorgen machen. Und ein spannender WM-Kampf bis zum Ende wäre natürlich auch super.