Die MotoGP geht 2018 in die längste Saison ihrer Geschichte. Mit der Aufnahme des Thailand-Grand-Prix in Buriram wächst der Rennkalender auf 19 GPs an. Und Kandidaten für weitere Rennen stehen weiterhin Schlange. Etwa acht Länder hätten laut Carmelo Ezpeleta, Geschäftsführer von MotoGP-Promoter Dorna, gerne ein Rennen. Grenzenlos anwachsen wird der Kalender deshalb nicht, Ezpeleta kann sich vorstellen, in Zukunft etwa nur noch zwei Grands Prix pro Jahr in Spanien zu fahren. Die Rennen in Jerez, Barcelona, Aragon und Valencia könnten auch alternierend stattfinden.

Unter möglichen neuen Grands Prix im Rennkalender könnte auch ein ganz besonderer Weltmeisterschaftslauf sein. Ezpeleta möchte nämlich mit der MotoGP dem Weg von Formel 1 oder Formel E in den letzten Jahren folgen, und mit seiner Serie in die Städte vordringen. Die Formel E trägt ja alle ihre Rennen auf Stadtkursen aus und auch die Formel 1 fährt fast ein Drittel ihrer Saisonrennen in Metropolen rund um die Welt: Melbourne, Baku, Monaco, Singapur, Sotschi und Mexico City stehen dort im Kalender.

MotoGP will zu den Fans in die Städte

Der Gedanke dahinter ist klar: Anstatt die Fans an Strecken in der Provinz zu holen, bringt man den Motorsport zu ihnen in die Städte. Dort ist der Motorradsport aber klarerweise mit einem Sicherheitsproblem konfrontiert. Während eine Fahrt entlang von Leitplanken und Zäunen im Automobilsport durchaus vertretbar ist, birgt sie auf zwei Rädern ungleich größere Gefahren. Der tödliche Unfall von Daniel Hegarty beim Macau-Grand-Prix im Vorjahr hat das brutal aufgezeigt.

Daher scheint Ezpeleta eine Art Hybridlösung zwischen gewöhnlicher Rennstrecke und Straßenkurs zu planen. "Es wäre möglich, nur eine Gerade durch die Stadt laufen zu lassen", erklärt Ezpeleta im Gespräch mit 'Motociclismo'. Auch auf permanenten Rennstrecken sind die Start-Ziel-Geraden ja von Leitplanken und Boxenmauern umgeben, dieses Risiko wäre also absolut vertretbar. Wenn nur eine Gerade durch die Stadt führen soll, müsste die Strecke aber freilich entweder am Stadtrand angelegt werden oder durch eine Art Parkanlage zu führen, um ausreichende Auslaufzonen zu gewährleisten.

Fix ist für Ezpeleta, dass der Austragungsort in südlichen Gefilden liegen soll, um möglichst gutes Wetter zu garantieren und die Gefahren weiter zu minimieren. Konkrete Vorstellungen als über den Streckenverlauf hat der MotoGP-Boss bereits für das Paddock bei einem Stadtrennen. Es soll überdacht sein und in einem Messegelände untergebracht werden, so dass die Infrastruktur auch abseits des Rennwochenendes genutzt werden kann.

Carmelo Ezpeleta hat große Pläne für die MotoGP, Foto: Milagro
Carmelo Ezpeleta hat große Pläne für die MotoGP, Foto: Milagro

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Stadtrennen liefern immer eine ganz besondere Atmosphäre, man denke nur an den Formel-1-Klassiker in Monaco. Vor diesem Hintergrund ist es durchaus verständlich, dass auch die MotoGP in die großen Metropolen drängt. Eine vernünftige Strecke für Zweiräder, die sowohl den hohen Sicherheitsanforderungen genügt und gleichzeitig sportlich interessant ist, inmitten eines dicht verbauten Gebiets zu entwerfen, wird aber um ein vielfaches schwieriger werden, als das im Vierradsport der Fall ist. Sehr ausgereift wirken die Pläne dazu noch nicht. Es wäre aber falsch, die Überlegungen grundsätzlich als Blödsinn abzustempeln. (Markus Zörweg)