Bis zuletzt galt Marc Marquez als erster Anwärter auf den Sieg in Aragon. Kein Wunder, in vier Jahren MotoGP stand der Repsol Honda-Pilot hier zweimal ganz oben auf dem Podium. Zuletzt im Vorjahr, als er seinen Konkurrenten Jorge Lorenzo um 2.740 Sekunden im Regen stehen ließ. Das wird für Marquez in diesem Jahr nicht so einfach. Nach seinem Crash startet er nur von Platz fünf. Favorit ist deshalb für ihn ein anderer.

"Für mich ist Maverick der Favorit", erklärt Marquez nach dem Qualifying in der Pressemitteilung. Wie Marquez diese Entscheidung getroffen hat, ist leicht nachzuvollziehen. "Er steht auf der Pole und ist außerdem schnell", legt Marquez dar. Recht hat er, Maverick Vinales fuhr im Qualifying eine 1:47.635. Glück für Marquez, dass Verfolger Lorenzo nur 0.100 Sekunden hinter dem Yamaha-Piloten liegt. Auch Valentino Rossis Abstand auf Rang drei ist alles andere als groß. Die Chancen, selbst von einem fünften Rang aus, dürften für Marquez also schlechter stehen.

Der Repsol Honda-Pilot stürzte im Q2 in Aragon auf Polekurs liegend. Für den Wechsel auf Bike Nummer zwei war es zu spät, somit blieb Marquez nur ein fünfter Rang. Vinales, Lorenzo, Rossi und Cal Crutchlow stehen somit vor ihm in der Startaufstellung. Der Spanier startet auf der Mitte der zweiten Startreihe. "Wir werden alles geben", schickt Marquez eine Warnung an seine Konkurrenz.

Fehler kostet Marquez Pole Position

Denn obwohl es das Qualifying-Ergebnis auf den ersten Blick nicht vermuten lässt, ist Marquez schnell. Seine 1:47.963 liegt nur 0.328 Sekunden hinter Vinales. Sowohl das erste und dritte Freie Training beendete Marquez als Schnellster. Es gibt also keinen Grund zu glauben, das Marquez nicht mitkämpfen könnte oder wollte, auch wenn er selbst Vinales an der Spitze sieht.

Den Grund für sein vergeigtes Qualifying kennt der Spanier nämlich: sich selbst. "Es war mein Fehler. Ich wollte schneller sein, als ich war", so Marquez ganz offen. "Wenn ich im Rahmen meiner Möglichkeiten gepusht und dort aufgehört hätte, wo es mir mein Gefühl gesagt hat, dann wäre das nicht passiert und ich hätte trotzdem um die Pole kämpfen können."

Ein klarer Fall von zu viel gewollt also bei dem Honda-Werksfahrer. Marquez erklärt seinen Crash in Kurve zwölf genauer: "Ich bin an einem Punkt auf der Strecke ein bisschen weit gegangen und habe dann aber weiter gepusht, weil ich dachte, ich könnte es noch schaffen." Oft sind derlei Manöver für Marquez glimpflich ausgegangen, dieses Mal wurde es nichts. Jedoch versucht er auch aus dieser Situation etwas Positives zu gewinnen. "Für morgen wissen wir dann aber, dass wir dort vorsichtig sein müssen."

Um für das Rennen so gut wie möglich gewappnet zu sein, muss in der Repsol-Box noch reichlich Arbeit geleistet werden. Da sich Marquez trotz schneller Rundenzeit im FP3 mit dem Setup nicht wohl fühlte, haben Fahrer und Teams viele verschiedene Settings ausprobiert. Jetzt ist die richtige Organisation gefragt. "Wir haben viel ausprobiert und müssen sortieren", sagt Marquez.

Denn Polesetter Vinales ließ verlauten, dass er sich seit dem vierten Freien Training sehr wohl auf seiner M1 fühle. Die erste MotoGP-Pole in Aragon ist die Bestätigung dafür. Will Marquez aus Reihe zwei auch nur irgendetwas gegen die Konkurrenz ausrichten, muss alles stimmen. "Das Rennen wird sehr lang", weiß er. "Es ist wichtig, mein Limit zu kennen." Nicht nur zu kennen, sondern sich auch daran zu orientieren und zu halten. Das war zumindest im Qualifying Marquez' größeres Problem.