Wieder einmal schwamm Marc Marquez am Sonntag gegen den Strom. Während alle Spitzenpiloten in der Startaufstellung für den Tschechien-GP auf den Medium-Regenreifen am Hinterrad setzten, entschied sich der Repsol-Honda-Pilot für die weiche Mischung. Die Strecke war zu diesem Zeitpunkt noch feucht, der Regen hatte aber bereits aufgehört. Bei zunehmend trocknendem Asphalt war klar, dass der Soft nicht lange halten würde.

Das war auch Marquez selbst bewusst. "Ich weiß nicht warum, aber in der Startaufstellung habe ich mir plötzlich gedacht: 'Ich will mit dem Soft fahren.' Ich hatte schon heute Morgen so ein Gefühl, dass ich ein Risiko eingehen will, um dieses Rennen zu gewinnen. Mein Plan war es, damit vier oder fünf Runden voll zu pushen und dann hereinzukommen", erklärte Marquez im Anschluss an das Rennen seine Gedankengänge.

Marquez' Griff ins Klo

Der spätere Rennsieger von Brünn musste aber schnell einsehen, dass seine Entscheidung völlig falsch war. Schon in Runde zwei war er chancenlos, rutschte von P2 bis raus aus den Top-Ten. "Es hat rascher aufgetrocknet als erwartet. Da war der Soft viel zu weich, ich hatte extrem viel Wheelspin und bin weit zurückgefallen", schildert Marquez eine desaströse Startphase.

Gemäß dem lateinischen Sprichwort 'Fortes fortuna adiuvat' hilft das Glück aber bekanntlich den Tapferen und so lief doch noch alles für Marquez, als er am Ende von Runde zwei an die Box kam: "Meine falsche Entscheidung am Start hat dafür gesorgt, dass ich früher als alle anderen an die Box gekommen bin. Das war meine einzige Chance, die ich noch hatte. Heute habe ich also durch einen Fehler von mir selbst gewonnen." Es war aber nicht nur Glück, das Marquez den Sieg in diesem chaotischen Grand Prix von Tschechien brachte.

Denn zum einen hatte er ein Team hinter sich, dass hervorragende Arbeit leistete und sein zweites Motorrad schon in Runde zwei perfekt vorbereitet in der Box stehen hatte, während man beim zeitgleich stoppenden Jonas Folger in der Tech3-Garage etwa noch schraubte und den Deutschen ohne Wechsel wieder hinausschicken musste. Bei Ducati brauchte man sogar noch einige Runden länger. "Das Team hat hier großartige Arbeit geleistet", bestätigt Marquez.

Und zum anderen hätte den unverhofften Vorteil nach dem Fehler in der Reifenwahl wohl nicht viele Piloten so nützen können wie Marquez. Die Strecke war in Runde drei nämlich teilweise noch sehr feucht. Eine MotoGP-Maschine bei solchen Bedingungen am Limit zu bewegen, ist ein echter Ritt auf Rasierklinge. "Ich wäre in der ersten Runde drei oder vier Mal fast über das Vorderrad gestürzt", bestätigt Marquez, der sich an diesem Wochenende wieder mehrmals aus Situationen retten konnte, die wohl bei jedem anderen Fahrer in einem Sturz geendet hätte.

"Anschließend habe ich mich aber beruhigt und genug Temperatur in die Reifen gebracht. Als ich dann das Pitboard mit '+18 sec' gesehen habe und die Sonne rausgekommen ist, war alles gut für mich. Von da an konnte ich das Rennen ruhig nach Hause fahren," so Marquez der am Ende mit über zwölf Sekunden Vorsprung auf Teamkollege Dani Pedrosa ins Ziel kam und somit seinen Vorsprung auf Maverick Vinales in der Weltmeisterschaft von fünf auf 14 Punkte schraubte. Dovizioso fehlen 21 Zähler, Rossi 22, Pedrosa 31.