Dramatische Wendung im Falle Angel Nieto: Der 13-fache spanische Motorrad-Weltmeister war nach einem schlimmen Quad-Unfall auf Ibiza am Mittwoch, dem 26. Juli, eigentlich auf dem Wege der Besserung. Doch nun hat sich über Nacht sein Zustand wieder stark verschlechtert.

Nieto wurde ursprünglich mit einem Schädeltrauma und einem Blutgerinnsel im Kopf ins "Nuestra Senora del Rosario" Hospital eingeliefert, dort versetzte man den 70-jährigen in ein künstliches Koma. Danach besserte sich Nietos Zustand langsam, aber stetig. Deshalb entschied man sich dazu, die Medikation schrittweise zu reduzieren. Trotzdem blieben die Ärzte vorsichtig bei ihren Prognosen.

Nun die Kehrtwende bei Nieto: Die Ärzte stellten ein Hirnödem fest, um das sie sich in einer Notoperation kümmern mussten. Sohn Pablo, der zum Management des Sky-VR46-Teams in der Moto2- und Moto3-Klasse gehört, hatte ursprünglich für diesen Donnerstag um 18:00 Uhr eine Pressekonferenz anberaumt, um Auskunft über Nietos Zustand zu geben.

Nach der jüngsten Entwicklung bei Nietos Gesundheitszustand verbleibt Pablo allerdings zunächst in Spanien und verzichtet auf die Reise in die Tschechische Republik. Die Pressekonferenz wurde daher gestrichen, wie MotoGP-Promoter Dorna per Presseaussendung bestätigte. Mittlerweile hat das "Nuestra Senora del Rosario" Krankenhaus ein Statement veröffentlicht.

"Die Prognose ist sehr ernst, er muss um sein Leben fürchten. Der Zustand des Patienten ist aktuell sehr kritisch. Am Morgen gab es eine plötzliche Verschlechterung seines Zustandes. (...) Wir haben uns dazu entschlossen, wegen des plötzlichen Anstiegs des Drucks im Kopfinneren eine Kraniektomie durchzuführen. Die Operation dauerte ungefähr 90 Minuten. In den folgenden Stunden hat der Patient nicht zufriedenstellend auf unsere Maßnahmen reagiert", heißt es darin.

Rossi und Marquez tief bestürzt wegen Nieto-Schicksal

Rossi und Nieto feierten 2008 in Le Mans gemeinsam den 90. Sieg des Doktors, Foto: Fiat Yamaha
Rossi und Nieto feierten 2008 in Le Mans gemeinsam den 90. Sieg des Doktors, Foto: Fiat Yamaha

Das Schicksal des 13-fachen Champions Angel Nieto lässt auch im MotoGP-Paddock keinen kalt. Auf der Donnerstags-Pressekonferenz wurden aus Respekt vor Nieto und seiner Familie keinerlei Fanfragen auch den Sozialen Netzwerken gestellt. Außerdem äußerten sich die beiden absoluten Superstars der Szene, Valentino Rossi und Marc Marquez, zum Schicksal von Nieto. Beide sind tief bestürzt ob der jüngsten Entwicklung.

So reagiert Rossi auf die Nieto-Nachricht: "Ich war bei Pablo, als er die News bekam. Das ist eine schlimme Situation. Angel war für sein Charisma bekannt, weniger für seine Titel. Wir hoffen das Beste für ihn. Das Unglaubliche ist, wie viel Power er in seinem Alter noch hat. Letzte Woche ist seine Mutter 100 geworden und die ist noch in guter Verfassung. Ich bin mit Angel einmal zusammen weggegangen auf eine Party, vor zehn jahren oder so. Ich wollte gegen 5 Uhr schlafen gehen, ich war komplett am Ende. Aber er wollte nicht, er hatte noch viel Energie."

So reagiert Marquez auf die Nieto-Nachricht: "Das ist eine traurige Nachricht für das Paddock, für den Sport, auch für Spanien. Er ist eine echte Legende. Wir alle versuchen, beste Unterstützung für seine Familie zu geben und ihr das Beste zu wünschen. Ich habe viele erinnerungen an Angel, er war eine der ersten Legenden, die auf mich zugekommen ist. Wir hatten ein gutes Verhältnis, ich habe in seinem Motorhome Fußball geschaut, er war für Real Madrid ich für Barcelona. Wir haben viel Zeit zusammen verbracht, nicht nur an der Rennstrecke, sondern auch in Madrid. Ich hoffe das Beste für ihn, es geht ja nicht nur um seine 12+1 Titel sondern auch um seinen Charakter."

Angel Nieto zählt zu den erfolgreichsten Piloten in der Geschichte der Motorrad-Weltmeisterschaft. Insgesamt 13 - oder wie er selbst gerne sagt 12+1 - WM-Titel holte er in den Klassen bis 50- und 125ccm. Er feierte 90 Grand-Prix-Siege.