Sandro, kannst du uns die Hintergründe deines Aus bei Dynavolt Intact GP erklären?
Sandro Cortese: Es war eine schwierige Entscheidung und am Ende eine Entscheidung des Teams. Für mich geht das Leben normal weiter, mir geht es gut und es haben sich bereits andere Türen geöffnet. Aktuell ist meine Zukunft zwar noch nicht hundertprozentig gesichert, aber die Gespräche verlaufen positiv.

In welche Richtung schaust du dich um?
Sandro Cortese: Das ist noch komplett offen. Die Moto2 bleibt eine Option, aber auch die Superbike- oder Supersport-WM. Es dauert noch ein bisschen, ehe alles geregelt ist und ich mit Sicherheit sagen kann, wo die Reise hingeht.

Welche Serie würde sich sportlich am meisten interessieren?
Sandro Cortese: Ich will dort fahren, wo ich erfolgreich sein kann. Sportlicher Erfolg ist für mich jetzt das oberste Ziel. Ob das jetzt in der Moto2 sein wird, bei den Superbikes oder in der Supersport-Klasse, kann ich noch nicht sagen. Ich höre mir alle Angebote an und entscheide mich dann für die Option, bei der ich das größte Potenzial sehe, vorne mitzufahren.

Hat diese Entscheidung dein Verhältnis zu deinem Team verändert?
Sandro Cortese: Nein, ich bin Profi genug um da drüber zu stehen. Wir haben ja noch eine halbe gemeinsame Saison vor uns.

Schmerzt dich dein Abgang nach viereinhalb Jahren im gleichen Team ein wenig?
Sandro Cortese: Nein. Es ist gut, so wie es jetzt gekommen ist. Klar waren wir eine eingespielte Truppe, aber jetzt war es Zeit für eine Veränderung.

Hat der Wechsel von Dynavolt Intact GP auf Suter-Motorräder mit deinem Abgang etwas zu tun?
Sandro Cortese: Das würde ich so nicht behaupten. Natürlich fiel es mir am Anfang etwas schwer, aber gerade das vergangene Rennen am Sachsenring war für mich ein Wendepunkt. Ob ich im kommenden Jahr auch Suter fahren werde? Keine Ahnung. Ich spreche mit mehreren Moto2-Teams.

Was war dein schönster Moment der vergangenen viereinhalb Jahre mit deinem Team?
Sandro Cortese: Das erste Podium in der Moto2 hier in Brünn. Insgesamt haben wir es dreimal auf das Podest geschafft, aber natürlich erwartet man sich als Rennfahrer mehr. Wünsche gehen leider nicht immer in Erfüllung.

Was hat zum Durchbruch gefehlt?
Sandro Cortese: Wenn ich das je gewusst hätte, würden wir jetzt mit größeren Erfolgen dastehen. Man kämpft immer und versucht das Maximum herauszuholen. In dieser Kombination hat es leider nicht sein sollen.

Wie sehr haben dich deine vielen Verletzungen zurückgeworfen?
Sandro Cortese: Extrem! Die Sprunggelenksverletzung, ein gebrochen Fersenbein, dann das Kreuzband angerissen und in Brünn 2013 die gebrochene Hand. Ich hatte schon einen harten Leidensweg. Heute bin ich aber zum Glück gesund.

Welche Verletzung war für dich physisch und mental die härteste?
Sandro Cortese: Definitiv das Sprunggelenk. Diese Verletzung hat mich am weitesten zurückgeworfen. Selbst meine Operation im vergangenen Dezember ging auf eine Folgeverletzung von damals zurück. Ich hatte Glück, denn in einer anderen Sportart hätte diese Verletzung das Karriereende bedeuten können.

Wann hast du dich in den vergangenen viereinhalb Jahren wohler gefühlt: Als du noch ein Ein-Mann-Team warst oder als du einen Teamkollegen hattest?
Sandro Cortese: Das hat für mich nie eine Rolle gespielt.

Auch nicht zuletzt, als ihr von Kalex auf Suter gewechselt habt?
Sandro Cortese: Es wäre hilfreich gewesen, wenn generell mehr Fahrer in der Moto2 auf Suter unterwegs gewesen wären.

Dein Teamkollege Marcel Schrötter ist Ende Juli bei den "Suzuka 8 Hours" mitgefahren. Würde dich dieses Rennen auch reizen?
Sandro Cortese: Auf jeden Fall! Ich habe diese Sommerpause aber gebraucht, um mich in diesen fast fünf Wochen körperlich auf die zweite Saisonhälfte vorzubereiten.

Was erwartest du von den ausstehenden neun Rennen mit Dynavolt Intact GP?
Sandro Cortese: Ich bin fit, komme mit dem Motorrad gut zurecht und nun folgen einige Strecken, die mir entgegenkommen. Man sollte mich auf keinen Fall abschreiben.

Im Vorjahr hast du als erster deutscher GP-Pilot die Marke von 200 Starts in der WM durchbrochen. Bedeutet dir dieser Rekord etwas?
Sandro Cortese: Natürlich ist es schön, wenn man so lange im GP-Sport unterwegs ist. Andere Zahlen würden mich aber deutlich mehr freuen.