Der MotoGP-Kalender hält seit der Saison 2010 seine Größe konstant. 18 Rennen pro Jahr werden seither gefahren, auch wenn immer wieder einzelne Grands Prix ausgetauscht wurden. Eine Expansion wurde zwar nie ausgeschlossen, zumindest gab es aber von Promoter Dorna das Versprechen an Teams und Hersteller, dass der Kalender 20 Rennen nie übersteigen wird und der Arbeitsaufwand somit in einem einigermaßen erträglichen Ausmaß bleibt.

Damit könnte aber schon bald Schluss sein. "20 Rennen sind nicht das Maximum", stellt Dorna-Geschäftsführer Carmelo Ezpeleta im Gespräch mit der Gazzetta dello Sport klar. "Wir werden jetzt natürlich nicht sofort auf 20 Rennen kommen, aber langfristig gesehen sind 22 Grands Prix für mich die ideale Zahl."

Thailand und Finnland als nächste GPs

Der Fahrplan dorthin zeichnet sich auch schon einigermaßen ab. Der erste Neuzugang seit dem Österreich-GP im Vorjahr wird aller Voraussicht nach Thailand werden, dass bereits 2018 in den MotoGP-Kalender kommen soll. Das dortige Sportministerium gab den Grand Prix auf dem Chang Internation Circuit von Buriram im Juni bereits als fix bekannt, Ezpeleta tritt aber noch etwas auf die Bremse: "Wir arbeiten daran, aber es ist noch nicht endgültig fixiert."

Die Superbike-WM fährt bereits seit 2015 in Thailand, Foto: Kawasaki
Die Superbike-WM fährt bereits seit 2015 in Thailand, Foto: Kawasaki

Ebenfalls für 2018 geplant, mittlerweile aber aufgrund von Verzögerungen in der Bauphase auf 2019 verschoben, ist die Rückkehr des Grand Prix von Finnland. Gefahren werden soll auf dem neuen Kymi Ring unweit von Helsinki. "Ende Juli werde ich nach Finnland fliegen, um mir den Fortschritt dort anzusehen. Das Ziel ist 2019, ansonsten wird es eben das Jahr darauf sein", bestätigt Ezpeleta.

Vier Spanien-Rennen kein Problem

Damit käme man auf 20 Rennen, denn von den aktuellen Grands Prix soll im Idealfall keiner aus dem Kalender fliegen. Weder Katar aufgrund der politischen Spannungen noch eines der vier Rennen in Spanien. Dass ein Land so viele Events einer Weltmeisterschaft austrägt, sorgt ja immer wieder für Kritik. Ezpeleta wehrt sich aber gegen die Vorwürfe: "Meiner Meinung nach haben Grands Prix nichts mit Grenzen zu tun. Es gibt ja auch zwölf Rennen in der Europäischen Union und wir hatten auch schon drei GPs in einem Jahr in den USA. Für mich ist es wichtig, dass die Events erfolgreich sind und in diesem Jahr sind die Zuschauerzahlen bei fast allen Rennen gestiegen. Die meisten Leute sehen die GPs ja im Fernsehen und da ist es relativ egal, ob das Signal nun vom Sachsenring oder aus Aragon kommt."

Die Rennen in Spanien sind traditionell gut besucht, Foto: Tobias Linke
Die Rennen in Spanien sind traditionell gut besucht, Foto: Tobias Linke

Will die Dorna dann von einem Umfang von 20 Grands Prix weiter expandieren, sollte das kein großes Problem darstellen. Denn Kandidaten für die in den letzten Jahren boomende Serie gibt es zuhauf. Zuletzt bekundeten unter anderem Indonesien, Chile, Mexiko, Ungarn, Belgien und Kasachstan Interesse an einem Rennen.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Aufpassen, liebe Dorna! Manchmal ist weniger einfach mehr. Eine Saison mit rund 18 Rennen hat sich über die Jahre etabliert, stellt einen guten Mittelweg dar. Jedes Rennen mehr bedeutet für alle Personen im Paddock, die ohnehin schon ziemlich am Limit sind, eine zusätzliche Belastung. 22 Rennen würden allen Beteiligten sehr viel abverlangen, vielleicht sogar mehr als zumutbar ist - egal ob Fahrer, Mechaniker, Hospitality-Mitarbeiter oder Journalist. Und auch die Frage, ob es wirklich im Sinne der Fans ist, 22 Mal im Jahr ein MotoGP-Rennwochenende auszutragen, muss durchaus kritisch beantwortet werden. Denn irgendwann ist ein Grands Prix dann kein Ereignis mehr, auf das man sich freut, sondern nur noch Massenware. Bei einer derartigen Expansion gibt es also wohl nur einen Sieger: Carmelo Ezpeleta und seine Dorna, die sich über viele weitere Millionen in ihren Kassen freuen dürfen. (Markus Zörweg)