Nein, es hat in Valencia nicht geschneit. Auch geschmückte Tannenbäume waren nicht zu sehen. Aber für ein paar handelnde Personen dieser letzten Kolumne des Jahres 2016 muss sich das Saisonfinale wie ein voll gedeckter Gabentisch angefühlt haben. Und sehr emotional war es auch. Die Personen die gemeint sind, heißen in den Hauptrollen Manou Antweiler, Dominik und Patrick Siede sowie Sami Hyypiä.

Der erste träumt von einer Rennfahrerkarriere. Als Gesamtsieger des Yamaha R6 Cups 2015 legitim. Die Zwillinge Siede waren zum ersten Mal bei Ihrem Lieblingssport in Spanien zu Gast. Und der blonde Finne, einer der weltbesten Innenverteidiger aller Zeiten, ist mittlerweile eh lieber an einer Rennstrecke als in einem Stadion. 110.000 Zuschauer nur am Sonntag, Traumwetter, klasse Rennen - ganz großer Sport. Aber kommen wir zu den Emotionen. Manou Antweiler war auf persönliche Einladung bei seinen Helden zu Gast. Mit Roller und Serviceroad-Pass ausgestattet. Um zu Lernen. Und um Kontakte zu bekommen. Ziel: herausfinden, ob es Sinn macht, weiter Zeit, Schweiß und Geld in seinen Sport zu investieren. Resultat: ein Wildcard-Einsatz am kommenden Wochenende auf einem Moto2-Prototypen in der FIM CEV Repsol Meisterschaft. Also schon ein wenig Weihnachten. Ein gelebter Rennfahrertraum.

Manou Antweiler beobachtete die Moto2-Piloten hautnah, Foto: Motorsport-Magazin.com
Manou Antweiler beobachtete die Moto2-Piloten hautnah, Foto: Motorsport-Magazin.com

Zumal sein Cheftechniker kein geringerer als Michael Ferger sein wird, der bis dato Jesko Raffin - übrigens ehemaliger Mini-Bike-Cup-Rivale von Antweiler - betreute. Ermöglicht hat diesen Start Marco Rodrigo, der neben Raffin ja auch schon Luis Salom und Randy Krummenacher in die WM gebracht hat. Der 21-Jährige Manou Antweiler aus Lüneburg glaubt es immer noch nicht. Aber Rennsport-Santa-Claus hat keinen weißen Bart, sondern ein ganz großes Herz für junge Sportler. Sensationell. Wie schon beim leider verstorbenen Luis Salom. Der für Marco Rodrigo mehr als nur ein Fahrer war. Ein Freund nämlich.

Womit wir bei den gehandicapten Zwillingen Siede aus Chemnitz wären. Die waren nämlich ebenfalls beste Kumpels von "Mexicano". Und wollten immer mal ihren Helden in Spanien bei einem Rennen erleben. Was leider nie geklappt hat. Und auch hier gab es eine vorzeitige Bescherung. Plump gesagt einen Sponsor, der Familie Siede die Reise überhaupt erst ermöglichte. Horst Graef, mit seinem Unternehmen SportVers.de größter Motorsportversicherer Deutschlands, erklärte sich nämlich am Sachsenring spontan bereit, den beiden Jungs diesen Traum von Spanien zu ermöglichen. Danke dafür. Denn die Gefühle die dieses Geschenk freisetzte, lassen sich kaum beschreiben. An einem Wochenende, an dem nach Luis Salom ein Flugzeug benannt wurde und auch noch seine Startnummer 39 zur Würdigung seiner Person für immer geblockt wurde, erreichten die Emotionen der Beteiligten schmerzhafte Highlights. Im positiven Sinne.

Luis Salom wurde an diesem Wochenende in Flugzeug gewidmet, Foto: Motorsport-Magazin.com
Luis Salom wurde an diesem Wochenende in Flugzeug gewidmet, Foto: Motorsport-Magazin.com

Die Zwillinge hatten nämlich ein wunderschönes Luis-Salom-Kunstwerk als Geschenk für Johan Stigefelt dabei. Als Dankeschön und zur Erinnerung. Denn der schwedische Team-Manager kümmert sich immer um alles, was den beiden an den Rollstuhl gefesselten Fans das Fahrerlagerleben erleichtert. Und dazu war der Ex-Rennfahrer Saloms Freund und Teamchef, als der seine ersten Erfolge feierte. Die Präsentation des Bildes wurde eine tränenreiche Feier, an der alle handelnden Personen dieser Kolumne teilnahmen. Auch Manou Antweiler und Sami Hyypiä waren dabei. Horst Gräf und Marco Rodrigo sowieso. Aber der finnische Kult-Kicker, Legende an der Anfield Road in Liverpool und guter Kumpel vom Tote-Hosen-Sänger Campino, war unglaublich beindruckt von dieser Aktion, die so nicht planbar war, aber noch einmal zeigte wie unglaublich beliebt Salom war. Und welches Herz und welche Seele in diesem knallharten Geschäft zu finden ist. Selbst das schönste Weihnachten kann solche Gefühle nicht freisetzen.

Jesko Raffin dachte auf der Auslaufrunde an seinen verstorbenen Teamkollegen Luis Salom, Foto: Motorsport-Magazin.com
Jesko Raffin dachte auf der Auslaufrunde an seinen verstorbenen Teamkollegen Luis Salom, Foto: Motorsport-Magazin.com

Deshalb danke an Marco Rodrigo, Manou Antweiler, Horst Gräf und Sami Hyypiä. Und an meinen Freund Louis. Es ist meine Ehre dabei gewesen sein zu dürfen. Ich werde es niemals vergessen.