Nach der dominanten Vorstellung von Andrea Dovizioso und Andrea Iannone in den Trainings und dem Qualifying zum Großen Preis von Österreich, schien der Sieg für Ducati auf dem Red Bull Ring fast nur noch Formsache zu sein. Die entscheidende Frage lautete damit am Rennsonntag, welcher der beiden Italiener die 100 Rennen andauernde Durststrecke von Ducati beenden würde. Nach 28 hart umkämpften Runden blieb Dovizioso diese Ehre letztendlich verwehrt: Auf dem Zielstrich trennte ihn weniger als eine Sekunde von Iannone und dem geschichtsträchtigen Triumph.

Die Enttäuschung über den verpassten Sieg war Dovizioso nach dem Rennen ins Gesicht geschrieben. Der 30-Jährige hatte nicht nur irgendein Rennen verloren, sondern das für seinen Arbeitgeber wohl wichtigste Rennen der vergangenen sechs Jahre. "Ich bin sehr enttäuscht, denn das Gefühl auf dem Motorrad war heute ganz außergewöhnlich", sagte Dovizioso.

Dabei sah es lange so aus, als ob Dovizioso den längeren Atem haben würde. Mit dem Medium-Vorderreifen und dem harten Hinterreifen hätte er in der Theorie auf die Renndistanz gesehen eigentlich die besseren Karten haben müssen als Iannone, der sich jeweils für eine weichere Mischung entschieden hatte.

Nach vielen Runden Führungsarbeit verlor Dovizioso sieben Runden vor Schluss die Führung an den Teamkollegen und versuchte dann vergeblich, sich in die richtige Position für einen Konter zu bringen. "Ich habe in den letzten sechs Runden 100 % gegeben, aber ich konnte nicht nah genug heranfahren, um ihn zu überholen", so Dovizioso

Dovizioso zog im Kampf gegen den Teamkollegen den Kürzeren, Foto: Ducati
Dovizioso zog im Kampf gegen den Teamkollegen den Kürzeren, Foto: Ducati

Nicht genug Risikobereitschaft

Wie Iannone beriet sich auch Dovizioso vor dem Rennen ausführlich mit seiner Crew über die Reifenwahl. Im Gegensatz zum Teamkollegen war er allerdings nicht bereit, bei den hohen Temperaturen auf die weicheren Reifenmischungen zu setzen: "Es ist natürlich enttäuschend, aber es war unsere gemeinsame Entscheidung. Es wäre ein sehr hohes Risiko gewesen. Aber so ist es halt im Racing."

Generell wollten Dovizioso und sein Team angesichts der überragenden Pace der Maschinen auf dem Red Bull Ring kein unnötiges Risiko bei der Strategie eingehen. Es schien klar, dass sich Yamaha und Honda ordentlich strecken würden müssen, um eine ernsthafte Gefahr dazustellen. "Ich denke wir hatten beide eine sehr gute Strategie. Es gab für mich kein Risiko in Sachen Benzinverbrauch oder Reifenverschleiß. Das war die richtige Entscheidung", sagte Dovizioso.

Am Samstag war die Laune bei Dovizioso noch besser, Foto: Milagro
Am Samstag war die Laune bei Dovizioso noch besser, Foto: Milagro

Stolz auf den Erfolg des Teams

Trotz der bitteren Tatsache, den langersehnten Sieg für Ducati nicht selbst eingefahren zu haben, zeigte sich Dovizioso nach dem Rennen als Teamplayer: "Ich muss es auch positiv sehen. Wir sind Erster und Zweiter geworden. Ich bin schon seit vier Jahren bei Ducati und wir haben so hart gekämpft. Jetzt sind wir endlich zurück und haben den Speed. Ich bin so stolz, Teil dieses Projektes zu sein."

Ob die Performance von Österreich nur eine Eintagsfliege ist oder ob Ducati an diesen Erfolg anknüpfen kann, muss sich im Verlauf der zweiten Saisonhälfte erst noch zeigen. Dovizioso selbst ist trotz aller Euphorie im Team vorsichtig. "Es ist schwer, das vor den Rennwochenenden zu sagen. Aber ich denke, wir werden jetzt auf jeder Strecke ein bisschen näher dran sein. Wir werden sehen müssen, ob wir nochmal die Chance haben, um den Sieg zu kämpfen", so der Italiener.