Die MotoGP-Testfahrten auf dem Red Bull Ring in Spielberg wurden von einer Frage überschattet: Ist die Strecke wirklich sicher genug, um ein MotoGP-Rennen auf ihr auszutragen? Nach zwei Tagen ausführlichen Tests haben, Valentino Rossi, Jorge Lorenzo & Co. ein Urteil gefällt. Und manche auch schon vorher.

Es sind vor allem die Kurven eins bis vier, die mehr Sicherheit benötigen. Suzuki-Pilot Aleix Espargaro fasst nach dem Ende der Testfahrten genau zusammen, warum es im ersten Teil der Strecke an Sicherheit mangelt: "Für mich sind es vor allem die Kurven eins und drei, die mehr Sicherheit brauchen. Sie sind sehr schnell und die Mauern stehen gefährlich nahe", erläutert Espargaro. "In manchen Kurven brauchen wir einfach mehr Platz." Auch in Kurve vier bemängelt der Suzuki-Pilot zu wenig Platz und zieht einen Vergleich mit dem F1-Stadtkurs von Monte Carlo. "Da sind auf beiden Seiten Mauern." Gleiches gilt für die schnelle Schikane der Strecke.

Trotz der vielen Baustellen ist sich Espargaro sicher, dass man die Sicherheit durch ein paar Umbauten ganz einfach verbessern kann. "Wir müssen in der Safety Commission darüber sprechen, aber ich denke, es gibt genug Platz, um die Mauern zu verschieben", gibt sich der Spanier optimistisch. Eine komplett andere Sichtweise vertritt der amtierende Weltmeister Lorenzo. "Drei oder vier Kurven brauchen mehr Auslaufzone und mehr Sicherheit, vor allem im Regen", stellt der Yamaha-Pilot klar. Darin sind er und Espargaro sich einig, nur hören damit die Gemeinsamkeiten auf. "Es wird aber schwer, daran etwas zu ändern, weil dort überall Berge sind", grübelt Lorenzo. Doch ob Berge oder nicht, der Weltmeister ist fest davon überzeugt, dass irgendwie eine Lösung gefunden werden muss. "Es sollte aber trotzdem passieren, denn so ist es sicher nicht die sicherste Strecke im Kalender."

Die anderen Blickwinkel

Während sich Lorenzo und Espargaro über die Sicherheit den Kopf zermartern, nimmt es Altmeister Rossi eher mit Humor. Zumindest nach außen hin. "Es gibt drei oder vier Stellen, die nicht gut sind und es besser ist, dort nicht zu crashen. Das ist ein Problem", lacht der Doktor. Denn im Großen und Ganzen findet er am Red Bull Ring deutlich mehr Gefallen als einige seiner Kollegen. "Die Strecke ist schnell und mir gefallen die Kurven", erklärt der Yamaha-Pilot. "Aber leider ist das nicht genug. Wenn man so schnell ist wie hier, ist die Sicherheit immer das Wichtigste."

Vollste Unterstützung erhält Rossi in Sachen Sicherheit von seinem ehemaligen Rivalen Casey Stoner. Der hatte nämlich in Stoner-typischer Manier schon vor den Testfahrten seine Meinung kundgetan. "Nicht gerade viel Auslaufzone, wenn man mit etwa 340 km/h stürzt, vor allem im Regen nicht. Aber hey, das ist nur meine Meinung", twitterte der Australier am Montag bereits aufgebracht. Spätestens nach den Testfahrten ist das Feedback aller Fahrer aber auf einer Wellenlänge: Am Red Bull Ring muss etwas getan werden.