Die MotoGP würde 2016 zur spanischen Meisterschaft verkommen, gäbe es nicht Valentino Rossi. In den Top-Sieben der Weltmeisterschaft ist er aktuell der einzige Pilot, der nicht unter dem rot-gelben Banner fährt. Neun von 21 Fahrern stellt Spanien in dieser Saison in der Königsklasse, werden es nach dem Aufstieg von Alex Rins ins Suzuki-Werksteam wohl noch mehr sein. Die Dominanz aus Richtung der iberischen Insel, die man ja mittlerweile schon seit Jahren kennt, erreicht damit einen neuen Höhepunkt.

Und der Nachschub stockt nicht. Moto3-Youngster wie Jorge Navarro oder Aron Canet scharren bereits in den Startlöchern, um früher oder später die Nachfolge von Marquez, Lorenzo und Co. anzutreten. "Die Spanier sind in allen Klassen stark, aber in der MotoGP ist es momentan ganz extrem", findet auch der einsame Kämpfer gegen die spanische Armada, Valentino Rossi. "Sie sind ja nicht nur was die reine Anzahl der Fahrer betrifft so gut, sondern die einzelnen Piloten sind auch alle noch sehr schnell."

Rossi hilft Italiens Nachwuchs auf die Sprünge

Spaniens Erfolge in den letzten Jahren sind freilich kein Zufallsprodukt. Große Sponsoren wie der Mineralölkonzern Repsol oder die Brauerei Estrella Galicia stecken eine Menge Geld in den Sport, hinzukommen Nachwuchsprogramme und eigene Akademien. "Das zeigt schon, dass in diesem Land sehr viel richtig gemacht wird", ist Rossi überzeugt. "Das beginnt bei der Förderung der jungen Piloten und endet damit, sie in die MotoGP zu bringen. Die aktuelle Situation ist ein toller Erfolg für Spanien."

2012 holte Lorenzo den MotoGP-Titel nach Spanien - dort blieb er bis jetzt, Foto: Bridgestone
2012 holte Lorenzo den MotoGP-Titel nach Spanien - dort blieb er bis jetzt, Foto: Bridgestone

Mit dem Gewinn der vergangenen vier Weltmeisterschaften in der MotoGP sowie drei Titeln in der Moto2 und zwei in der Moto3 im selben Zeitraum hat Spanien natürlich Italien ganz klar als die Nummer eins im Motorradsport in Europa abgelöst. Eine Tatsache, die unter anderem Superstar Rossi so gar nicht schmeckte. Auch deshalb lief er die VR46 Riders Academy ins Leben, in der er Talente aus seinem Heimatland so gut wie möglich fördert. "Wir versuchen, die Situation für die italienischen Fahrer zu verbessern", erklärt der neunfache Weltmeister. "Wir haben einige gute Talente und leisten meiner Meinung nach gute Arbeit, die ersten Resultate sehen wir ja bereits." Paradebeispiel hierfür ist das letzte Moto3-Rennen in Assen: Italien feierte einen Fünffachsieg, Gewinner Francesco Bagnaia sowie Andrea Migno (3.), Romano Fenati (4.) oder auch Nicolo Bulega (7.) stammen allesamt aus Rossis Nachwuchsprogramm.

In der MotoGP wird aber vorerst wohl Rossi der einzige Fahrer bleiben, der es mit den Spaniern aufnehmen kann. Andrea Dovizioso und Andrea Iannone ist das in den letzten Jahren ebenso wenig gelungen wie Danilo Petrucci, in der Moto2 liegt aktuell kein Italiener unter den Top-Five der Gesamtwertung. "Es braucht sicher noch Zeit, bis wir unsere Piloten in die MotoGP bringen können", bittet Rossi vor allem die erfolgsverwöhnten italienischen Fans um Geduld. "Ich bin mir aber sicher, dass wir in den nächsten Jahren die Früchte dieser Arbeit ernten werden. Italien wird in der Zukunft einige sehr gute Fahrer haben."