Tom Lüthi strahlte am Samstagabend in Assen bis über beide Ohren. Grund dafür war allerdings nicht nur die für das Moto2-Rennen eroberte Pole Position. "Ich habe wohl noch immer den MotoGP-Dauersmiley drauf", sagte der Schweizer, der wenige Tage zuvor in Mugello seinen ersten Test mit einem MotoGP-Bike absolviert hatte.
Zwei Tage lang durfte der Schweizer den Prototypen von KTM ausführen, mit dem der österreichische Hersteller 2017 sein Comeback in der Königsklasse feiern wird. "Das war eine sehr beeindruckende Erfahrung für mich. Die Power einer MotoGP-Maschine zu bändigen - das ist ein ganz anderes Fahren", schwärmte Lüthi von seinem Test.
Lüthi prangert Jugendwahn in der MotoGP an
Gleichzeitig machte er sich aber kaum Hoffnungen, ein derartiges Motorrad in absehbarer Zeit als Einsatzfahrer pilotieren zu dürfen. Denn mit 29 Jahren sei er in den Augen der Teamchefs und Verantwortlichen der Hersteller schon zu alt, so Lüthi. "Ich höre oft, dass ich zu alt sei. Dabei bin ich aktuell in der Form meines Lebens."
Doch auf den Spickzetteln der MotoGP-Teams stehen andere Namen ganz oben. Etwa jener von Alex Rins (20 Jahre alt) oder Jonas Folger (22), die 2017 in die Königsklasse aufsteigen und damit einen Trend prolongieren, der Lüthi sauer aufstößt.
"Mich nervt der Jugendwahn in der MotoGP-Szene. Ich finde das nicht cool", machte er seinem Ärger in Assen Luft. "Es ist nicht jeder ein Marquez, der schon mit 20 Jahren durchmarschiert. Andere brauchen vielleicht etwas länger, aber ich habe mit 29 Jahren immer noch die gleiche Reaktionszeit auf dem Motorrad. Deshalb finde ich es absolut schwachsinnig, wie die MotoGP-Szene in dieser Frage aktuell eingestellt ist."
Nächster KTM-Test für Lüthi am Red Bull Ring
Für Lüthi geht das Testprogramm mit KTM dennoch weiter. Am 19. und 20. Juli steht ein weiterer Test auf dem Red Bull Ring auf dem Programm. Dort bekommt der Schweizer erneut die zweite Maschine neben Mika Kallio und wird sich zum ersten Mal mit der MotoGP-Elite vergleichen können. Denn neben KTM werden auch Yamaha, Ducati, Suzuki und Aprilia an den beiden Tagen testen.
"Perfekt, dass ich da mitfahren kann" freut sich Lüthi bereits darauf. "Ich werde die Strecke kennenlernen können und bin eine Woche später mit der Moto2 dann noch einmal dort. Das ist sicherlich von Vorteil für den Grand Prix im August. Und ich freue mich einfach darauf, wieder auf der KTM sitzen zu dürfen und sie zu bändigen."
Und auch der Traum von der MotoGP ist noch nicht final ausgeträumt, wie der ehemalige 125cc-Weltmeister gesteht: "Ich bemühe mich schon seit Jahren und vielleicht ergibt sich ja noch einmal die Chance. Aber nicht um jeden Preis, denn bevor ich einfach nur irgendwo mitfahre, bleibe ich lieber in der Moto2, wo ich siegfähig bin."
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