Nachwuchsförderung ist im Motorsport wichtiger denn je. Beim Moto3-Saisonauftakt fuhren hauptsächlich junge Italiener und Spanier der Konkurrenz um die Ohren, deutsche Siegaspiranten gibt es in der Klasse keine. Dabei gibt es auch in Deutschland schon seit 1993 eine eigene Rennserie für junge Talente, den Junior Cup. Ist dieser Cup nun ein Karriere-Sprungbrett? Motorsport-Magazin.com nimmt den Werdegang der letzten Sieger unter die Lupe.

2005: Marvin Fritz

Den Auftakt in unserer Übersicht macht Marvin Fritz, der in der Saison nach seinem Sieg zum ersten Mal in der 125er-IDM antrat. Dort startete er bis 2010, die Highlights waren der zweite Gesamtrang 2009 sowie ein Wild-Card-Start in der 125er-WM in Assen, bei dem er als Vierzehnter zwei WM-Punkte errang. Nachdem er 2010 nur auf den sechsten Gesamtrang kam, geriet seine Karriere allerdings ins Straucheln. Er stieg auf größere Maschinen um und wurde 2014 Meister in der Supersport 600-IDM. Der nächste Schritt erfolgt 2016: Neben der Superbike-IDM wird Fritz gemeinsam mit Max Neukirchner an der Endurance-WM teilnehmen.

2006: Sebastian Kreuziger

Weniger ergiebig als für Fritz verlief die Motorsport-Karriere seines Nachfolgers Sebastian Kreuziger. Auch er bekam als Champion im Junior Cup zwar einen Startplatz in der IDM, konnte sich dort aber nie richtig etablieren. 2009 errang er am Sachsenring seinen einzigen Sieg, nach der Saison musste er aufgrund fehlender Sponsoren seiner Karriere aufgeben. Er ist mittlerweile aus der Rennsportszene völlig abgetaucht und spielt stattdessen Fußball. Zweiter wurde in diesem Jahr Marcel Schrötter, der mittlerweile in der Moto2-WM antritt.

2007: Luca Grünwald

Der bekannteste Name auf der neueren Siegerliste des Junior Cup dürfte der von Luca Grünwald sein. Immerhin trat der Waldkraiburger nach seinem Cup-Sieg mit Erfolg in der IDM an, 2010 und 2012 holte er sich überlegen die Titel in der 125er- bzw. Moto3-Klasse. Daneben trat er 2012 mit einer Wildcard am Sachsenring an und schaffte den achten Platz. 2013 wurde er in der Supersport-600-IDM Rookie of the Year, vor Saisonende trat er als Ersatzfahrer für Kiefer Racing in Australien und Japan in der Moto3-WM an, 2014 bekam er sogar einen Startplatz für die volle Saison in diesem Team. Seinen Matchball, um sich in der WM zu etablieren, konnte Grünwald allerdings nicht verwandeln, zwei 16. Plätze blieben das beste Resultat und er erhielt keinen Vertrag mehr für die folgende Saison. 2015 sollte er eigentlich an der Superbike-IDM teilnehmen, stürzte aber zum Saisonauftakt schwer und brach sich das Schien- und Wadenbein. Nach seiner Verletzungspause wurde er noch Siebter im Gesamtklassement. Ob und wo er 2016 starten kann, ist nach derzeitigem Stand unklar, noch sucht Grünwald nach Sponsoren. Nebenbei macht er eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker.

Luca Grünwalds WM-Karriere war nach einer Saison wieder vorbei, Foto: Kiefer Racing
Luca Grünwalds WM-Karriere war nach einer Saison wieder vorbei, Foto: Kiefer Racing

2008: Patrick Meile

Grünwalds Nachfolger als Cup-Champion war der Schweizer Patrick Meile. Auch er ging den Weg der meisten Cup-Sieger und trat 2009 bis 2011 in der IDM 125 an, konnte allerdings nur zwei Podiumsplätze erinnern. Nach 2011 beendete er seine Karriere und ist seitdem aus der Motorsport-Szene verschwunden.

2009: Michael Ecklmaier

Einige Achtungserfolge konnte Michael Ecklmaier in der IDM erringen, 2012 wurde er Zweiter in der neuen Moto3-Kategorie. 2013 kündigte er eine Rennsport-Pause an und ist seither aus der Szene verschwunden. Vizemeister wurde 2009 übrigens Philipp Öttl, der derzeit einziger deutsche Moto3-Starter.

2010: Lukas Wimmer

Der Österreicher Lukas Wimmer blieb nach seinem Sieg nur ein Jahr in der 125er-IDM, 2012 trat er im KTM European Junior Cup und 2013 in der Superstock-600-EM an. Mittlerweile studiert er Physik und fährt nebenbei als Testfahrer für die Prototypen-Hersteller Krämer Motorcycles, mit deren Supermoto er 2015 Europameister wurde.

2011: Max Maurischat

Auch Max Maurischat konnte sich trotz Starts in IDM 125, IDM Moto3 und IDM Supersport nie an der Spitze etablieren. Nach einem schweren Sturz 2014 verkündete er eine Rennsport-Pause, um sein Abitur abzulegen, und hat diese Pause seither nicht beendet.

Max Maurischat konnte sich in der IDM nicht durchsetzen, Foto: ADAC
Max Maurischat konnte sich in der IDM nicht durchsetzen, Foto: ADAC

2012: Aris Michail

Gleich nach seinem Sieg im Junior Cup versuchte sich Aris Michail in der Moto3-IDM und parallel im Red Bull Rookies-Cup, im Folgejahr dann nur noch in letzterer Rennserie. Erfolge blieben allerdings aus, so verkündete er 2015 eine Pause seiner Rennkarriere, auch für 2016 wird er wohl keine Rennen bestreiten.

2013: Arnaud Friedrich

Anders als seine Siegerkollegen wechselte Arnaud Friedrich nach dem Titel im Junior Cup nicht in die Moto3-IDM, sondern in den Yamaha R6 Cup. Dort konnte er als Gesamt-Neunzehnter und Gesamt-Fünfzehnter aber keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. 2016 wird er in der Superstock-1000-IDM antreten.

2014: Tim Georgi

Vielversprechender als bei den meisten anderen Junior-Cup-Siegern ging es gleich 2015 für Tim Georgi weiter. Auf Anhieb wurde er Meister in der Moto3-IDM. Als Nachwuchstalent wird ihm 2016 der Aufstieg in den Nordeuropäischen Moto3-Cup ermöglicht.

Tim Georgis Karriere beginnt vielversprechend, Foto: ADAC
Tim Georgis Karriere beginnt vielversprechend, Foto: ADAC

2015: Dirk Geiger

In der letzten Saison siegte Dirk Geiger im Cup und bekam prompt ein Angebot für die Moto3-IDM, wo er die volle Saison 2016 bestreiten wird.

Das Fazit: Karrieresprungbrett geht anders

Von elf Siegern im Junior Cup schaffte es also genau einer in die WM und konnte sich dort auch nicht etablieren. Vom Motorsport leben konnte und kann keiner dieser Sieger, fünf beendeten sogar ihre Karrieren mittlerweile, ohne maßgebliche Erfolge zu erzielen. Schon der Umstieg vom Junior Cup in die IDM in der kleinsten Hubraumklasse gestaltete sich bei einigen extrem schwierig. Ein automatisches Karrieresprungbrett in die MotoGP ist ein Sieg im Junior Cup also auf keinen Fall. Im Gegenteil, diejenigen deutschen Starter, die sich in der WM etablieren konnten, allen voran natürlich Stefan Bradl in der MotoGP, aber auch Philipp Öttl oder Marcel Schrötter, nahmen entweder nie am Junior Cup teil oder kamen dort maximal auf den zweiten Rang. Woran der mangelnde Erfolg der Sieger nun liegt, fehlendes Talent ist es sicher nicht.