Die bevorstehende MotoGP-Saison steht im Zeichen fundamentaler Neuerungen. Im Fall von Einheitselektronik und den neuen Michelin-Reifen gilt das für das gesamte Starterfeld, Deutschlands einziger Pilot Stefan Bradl ist aber mit zusätzlichen, für ihn neuen Herausforderungen konfrontiert. In seinem fünften MotoGP-Jahr geht er bei Aprilia erstmals als Werkspilot in eine Saison, nachdem er die vergangenen vier Jahre bei den Kundenteams LCR Honda beziehungsweise Forward Racing begonnen hatte. Das bringt für ihn eine Fülle neuer Aufgaben mit.

"Grundlegende Dinge, wie das Motorrad standfest zu machen, habe ich in meiner MotoGP-Karriere bisher noch nie gemacht", gesteht Bradl im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Das gehört als Werksfahrer aber einfach dazu. Da muss man auch mal während dem Fahren eine Menge Details abspeichern, die man dann den Ingenieuren an der Box mitteilt. Das muss ich erst lernen, aber für mich ist das eine wirklich interessante Situation, in der ich viel dazulernen kann und die mich sicherlich auch menschlich weiterbringt."

Die Testfahrten in Sepang bestritt Bradl noch mit dem Vorjahresmodell, Foto: Aprilia
Die Testfahrten in Sepang bestritt Bradl noch mit dem Vorjahresmodell, Foto: Aprilia

Weiterbringen muss Bradl zusammen mit Teamkollege Alvaro Bautista nun auf jeden Fall die Entwicklung der neuen RS-GP, die nach dem vom Superbike RSV4 abgeleiteten Vorjahresmodell die erste vollwertige MotoGP-Aprilia ist. Bradl fuhr das Motorrad erstmals beim privaten Rollout Mitte Februar in Aragon und erkannte sofort einen großen Schritt nach vorne: "Das Gefühl war sehr gut. Der Fahrspaß ist einfach deutlich größer und es ist ein gewaltiger Unterschied zwischen dem alten und dem neuen Motorrad zu spüren. Das hat mir echt ein breites Grinsen ins Gesicht gezaubert. Ich bin abgestiegen und war richtig begeistert."

Ein weiter Weg für Bradl und Aprilia

Die 2016er-Aprilia scheint die wesentlichen Schwächen ihrer Vorgängerin abgelegt zu haben. "Wir haben an Leistung dazugewonnen und an Gewicht abgespeckt. Das Handling hat sich deutlich verbessert. ", erklärt Bradl. Er ist sich aber auch des nach wie vor bestehenden Rückstands auf die Konkurrenz bewusst. "Natürlich gibt es noch extrem viel zu tun", gibt er zu. "Wir waren jetzt erst einmal auf der Strecke und das war nur ein Rollout. Die neue Maschine ist ein ganz anderes Motorrad als das von 2015. Das macht es eben schwierig, das neue Bike in so kurzer Zeit völlig fertig zu bekommen. Deshalb sind wir jetzt etwas in Verzug und müssen die ersten Rennen auch noch ein wenig als Tests hernehmen und dort Entwicklungsarbeit leisten. Es wird noch Zeit brauchen, bis wir das Motorrad auf einem Level haben, mit dem wir in der MotoGP unter die ersten Zehn fahren können. Wir sind aber dabei, uns zu verbessern. Kommt Zeit, kommt Rat."

Auch die perfekte Anpassung an die neuen Michelin-Reifen liegt noch vor Bradl, Foto: Milagro
Auch die perfekte Anpassung an die neuen Michelin-Reifen liegt noch vor Bradl, Foto: Milagro

Den nächsten Schritt will man bei Aprilia in dieser Woche machen. Von Mittwoch bis Freitag wird in Katar getestet, wo die neue Maschine erstmals zusammen mit der Konkurrenz von Honda, Yamaha, Ducati und Suzuki auf der Strecke zu sehen sein wird. "Es werden sehr viele Updates kommen. Die gilt es dann, perfekt zu nutzen und richtig auszusortieren", gibt Bradl das Ziel für die drei Testtage vor. Ähnliche Ansprüche stellt er auch an die ersten Saisonrennen: "Natürlich müssen wir auch Ergebnisse liefern, aber das primäre Ziel ist jetzt einmal, das Motorrad zu entwickeln."