Die MotoGP nimmt endlich wieder Fahrt auf. Mit dem Testauftakt in Sepang endet am 1. Februar offiziell die Winterpause. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich einiges getan. Nicht nur im Starterfeld, sondern auch an den Motorrädern gab es einschneidende Veränderungen. Motorsport-Magazin.com beleuchtet die größten Brennpunkte des MotoGP-Testauftakts.

Achtung, Sturzgefahr! Michelin statt Bridgestone

Bridgestone hat im Winter sein Monopol an Michelin abgetreten. Mit einher gingen viele Stürze bei den unzähligen Tests, die bereits im Laufe der letzten Saison stattfanden. Der Grund: Michelin kommt beim Vorderreifen einfach nicht an den Grip von Bridgestone heran. "Wenn man mit den Bridgestone-Reifen weggerutscht ist, konnte man das Bike noch aufrichten. Bisher habe ich noch nicht verstanden, wie das mit den Michelin-Reifen geht", bemängelte Marquez nach einem Test in Valencia.

Weil bei Michelin die Alarmglocken schrillten, schob man kurz vor Weihnachten noch einen zusätzlichen Test in Jerez ein, um vor allem die Front-Mischung weiterzuentwickeln. Die Fahrer bekommen in Sepang daher neues Material, das für hoffentlich weniger Stürze sorgt. Der Hinterreifen erhielt bereits in Valencia gute Kritik von den Fahrern. "Das Motorrad rutscht am Kurvenausgang weniger, wir haben mehr Grip und weniger Wheelspin", freute sich etwa Suzukis Maverick Vinales.

Das Ende der Super-Elektronik

Die Aussagen nach den ersten Ausfahrten im November waren erschütternd: "Die neue Elektronik wirft uns zurück. Nicht nur ein bisschen, sondern eigentlich um viele Jahre", mahnte Dani Pedrosa. "Es wird für alle hart, mit dieser Elektronik das richtige Gefühl für das Motorrad aufzubauen", sieht Weltmeister Jorge Lorenzo düstere Zeiten auf die Fahrer zukommen. Denn 2016 erfolgt der schärfste Reglementschritt seit der Hubraum-Erhöhung auf 1.000 Kubikzentimeter.

Alle Teams der MotoGP müssen ab sofort mit der Software-Lösung von Magneti Marelli fahren, weshalb auch die Open-Kategorie ab sofort wegfällt. Die Zeiten, in denen Honda und Yamaha hohe Millionenbeträge in die Entwicklung ihrer eigenen Elektroniksysteme steckten, sind vorbei. Das bedeutet vor allem für die Fahrer aus den finanzstarken Werksteams einen deutlichen Komfortverlust. "Es wird schwierig, das gleiche Level zu erreichen, das wir gewohnt waren", ist sich Marc Marquez sicher.

Bei den anderen Herstellern ist die Freude über die neue Elektronik hingegen groß. Vor allem Suzuki und Aprilia erhoffen sich davon einige Zehntel Rückstand weniger. Für KTM (Comeback 2017) war die Einheitselektronik einst sogar Bedingung für den Wiedereinstieg. Sämtliche Kritik an der neuen Software stellt für KTM-Sportchef Pit Beirer reine Politik dar.

"Diese Kommentare, dass die Bikes jetzt wie vor acht Jahren sind, habe ich gelesen. Mit den Michelin-Reifen sind es dann wahrscheinlich nochmal acht Jahre mehr und dann sind wir demnach auf dem Stand von 2000. Die Fakten sagen aber, dass in Valencia die Pole Position bei 1:30.0 war und die Bestzeit bei den Testfahrten 1:31.0. Wir sprechen also mit angeblich katastrophalen Reifen und katastrophaler Elektronik von einer Verschlechterung im Bereich einer Sekunde. Das ist doch alles ein Witz", wetterte Beirer.

Ey Mann, wo ist mein Motorrad? Aprilia wird frühestens Mitte Februar fertig, Foto: Milagro
Ey Mann, wo ist mein Motorrad? Aprilia wird frühestens Mitte Februar fertig, Foto: Milagro

Bradl muss auf seine Aprilia warten

Stefan Bradl hatte große Hoffnungen in die Saison 2016 gesteckt. War Aprilias Comeback-Bike im Vorjahr noch eine Notlösung, sollte es in dieser Saison mit einer völlig neuen Maschine endlich nach oben gehen. Doch nicht in Sepang! Und auch nicht beim zweiten Test auf Phillip Island, den man gleich komplett auslässt. Bradl wird in Sepang also mit seiner RS-GP aus dem Vorjahr antreten und bekommt die neue Version erst bei einem privaten Aprilia-Test in Katar Mitte Februar.

Verletzungen, Aussteiger und Rückkehrer

Einige Fahrer und Teams der vergangenen Saison werden auch während der Sepang-Tests noch Winterschlaf halten. Karel Abraham, Nicky Hayden und Alex De Angelis verabschiedeten sich in Richtung Superbike-WM, Mike Di Meglio heuerte bei Aprilia als Testfahrer an. Forward Racing gehört nun nicht mehr zum MotoGP-Aufgebot, ebenso wie das tschechische Abraham-Team AB Motoracing und der strauchelnde Ioda-Rennstall.

Der einzige Rookie der neuen Saison ist Tito Rabat, Moto2-Weltmeister von 2014. In Sepang nicht mit dabei ist Rabats neuer Teamkollege Jack Miller, der sich Mitte Januar beim Motocross das rechte Schien- und Wadenbein gebrochen hatte. Dafür gibt ein anderer Australier sein Comeback: Schon seit Samstag ist Casey Stoner für Ducati unterwegs, erstmals seit 2010. Bitter für die Fans: Dem direkten Vergleich mit Valentino Rossi oder Marc Marquez stellt sich Stoner in Sepang nicht. Von Montag bis Mittwoch bleibt der zweifache MotoGP-Champion nur Zuseher.