Das vergangenem Jahr hätten Marc und Alex Marquez nicht höher fliegen können. Als erstes Geschwisterpaar in der Geschichte der Motorradweltmeisterschaft wurden die beiden Spanier gleichzeitig Weltmeister. Der Ältere in der Königsklasse, der Jüngere in der Moto2. In dieser Saison folgte der schwere Fall. Beide Marquez-Brüder kämpften mit Problemen und konnten an ihre Leistungen aus dem vergangenen Jahr nicht anknüpfen. Doch wie kam es dazu? Motorsport-Magazin.com hat sich die Saison der Brüder nochmal angesehen.

Marc Marquez' Saison

In den vergangenen zwei Jahren führte der MotoGP-Titel nur über Marc Marquez. Kein anderer Fahrer dominierte wie der junge Spanier, der in seiner ersten Saison in der Königsklasse sogleich den Titel einheimste. Viele Stürze kassierte der 22-Jährige zwar, verließ diese im Gegensatz zu seinem Teamkollegen Dani Pedrosa weitestgehend unverletzt. Von dieser Form ist im Jahr 2015 nicht mehr viel übrig geblieben. Insgesamt sechs Stürze im Rennen machen ebenso viele Nuller auf dem WM-Konto. Doch woher kommt dieses Formtief des zweifachen MotoGP-Weltmeisters?

Sein unverkennbares Talent hat der Katalane natürlich nicht verloren. Immerhin konnte er fünf Rennen des Jahres für sich entscheiden. Ein wichtiger Faktor für die Probleme Marquez' ist sicher sein Arbeitsgerät. Das Aggregat der diesjährigen Honda RC213V war selbst für den abenteuerlichen Fahrstil des Spaniers zu aggressiv. Zur Saisonmitte entschied sich Marquez sogar für die Umrüstung auf das 2014er Chassis, um das Motorrad zumindest etwas fahrbarer zu machen.

Für den dritten WM-Titel in Folge reichte diese Entscheidung nicht mehr. Schwer wäre es für den Honda-Piloten gegen die Yamahas in Höchstform aber dennoch geworden. Denn wo Honda mit Problemen zu kämpfen hatte, hätte das Jahr für den rivalisierenden Rennstall nicht besser laufen können. Bester Fahrer, bestes Team, bester Konstrukteur, alle drei Titel sicherte sich Yamaha. Selbst nach seinem Umstieg auf das alte Chassis konnte Marquez nicht an die Erfolge der Konkurrenz anknüpfen.

Ist es am Ende zum Teil auch mangelndes Glück, dass Marquez vom Titelgewinn abhielt? Egal, wie talentiert ein Fahrer auf seiner Maschine sein mag, Glück ist im Kampf um den WM-Titel immer ein entscheidender Faktor. Das Glück scheint Marquez nach zwei Jahren ganz oben in dieser Saison abhandengekommen zu sein.

Alex Marquez' Saison

Mit insgesamt nur drei Siegen wurde der Jüngere der Marquez-Brüder vor Jack Miller, der doppelt so viele Rennen gewann, Moto3-Weltmeister. Im Gegensatz zum Australier verfolgte Marquez jedoch den klassischen Weg und stieg mit Marc VDS in die Moto2 auf. Die Ansprüche an den amtierenden Weltmeister waren hoch. Maverick Vinales hatte in seinem ersten Moto2-Jahr nach seinem Ausstieg aus der kleinsten Klasse vier Rennen gewonnen.

Über einen vierten Platz kam Alex Marquez in dieser Saison nicht hinaus, Foto: MarcVDS
Über einen vierten Platz kam Alex Marquez in dieser Saison nicht hinaus, Foto: MarcVDS

So viel Glück sollte der jüngste Marquez-Sprössling nicht haben. In seiner ersten Saison schaffte es Alex nicht ein einziges Mal aufs Podium, geschweige denn auf das oberste Treppchen. Seine besten Platzierungen waren zwei vierte Plätze bei den Rennen in Brünn und Silverstone. Für ein konkurrenzfähiges Ergebnis in der Gesamtwertung reicht dies mitnichten. Nach Ablauf der Saison fand sich der 19-Jährige gerade mal auf dem 14. Rang in der WM wieder.

An die Ergebnisse aus dem vergangenem Jahr konnte der Spanier damit nicht anknüpfen. Doch wo liegt das Problem für Alex Marquez? Die Umgewöhnung an die mittlere Kategorie der Weltmeisterschaft scheint dem Katalanen nicht so einfach von der Hand zu gehen wie einigen seiner Vorgänger. Nicht nur dass das Fahrgefühl mit der größeren Maschine ein anderes ist, auch der Fahrstil muss an die Begebenheiten von Klasse, Bike und Chassis angepasst werden. Dem einen gelingt es leichter, dem anderen nicht. Alex Marquez braucht offensichtlich noch eine Zeit, bis er in der Moto2 angekommen ist und um Siege kämpfen kann.

Das Fazit

Die Saison 2015 verlief für beide Marquez-Brüder nicht wie erhofft. Während vom Älteren die Dominanz der WM praktisch erwartet wurde, standen die Ansprüche an den Jüngeren zwar etwas tiefer, aber dennoch nicht auf einem Niveau, bei dem der Kampf um die Punkte entscheidend wäre. Luft nach oben gibt es also sowohl für Marc, als auch für Alex Marquez, nachdem beide schon bewiesen haben, dass sie das Potenzial haben, ganz vorn mitzukämpfen. Doch neben Talent machen eben auch Flexibilität und eine Prise Glück den Weltmeistertitel aus.