Egal ob Moto3, Dakar oder Motocross - was KTM bisher angefasst hat, wurde zu Gold. In allen Serien gewann man zahlreiche Rennen und Titel. Nun fühlt sich die Marke aus dem oberösterreichischen Mattighofen bereit für den nächsten, den letzten großen Schritt: 2017 steigt man mit einem eigenen Motorrad und Team in die MotoGP ein. Für einen verhältnismäßig kleinen Hersteller wie KTM eine gewaltige Aufgabe. Doch mit bloßem Dabeisein gibt man sich gar nicht erst zufrieden. Die Zielsetzung ist klar: Suzuki soll gleich geschlagen werden!

"Wir wollen als erstes besser abschneiden als Suzuki", nimmt sich Firmenboss Stefan Pierer im Gespräch mit der Kleinen Zeitung kein Blatt vor den Mund. "Das wird unsere Benchmark sein. Wir müssen uns ja die Ziele so stecken, dass sie realistisch sind. Honda und Yamaha sind mit ihrer jahrzehntelangen Erfahrungen wohl vorerst außer Reichweite." Aber auch Suzuki zu schlagen, scheint ein durchaus ehrgeiziges Ziel, beendeten Aleix Espargaro und Maverick Vinales diese Saison doch immerhin auf den Rängen elf und zwölf und zeigten schon bei den Testfahrten in Valencia weitere Fortschritte.

Alex Hofmann, der mit dem RC16 genannten KTM-Prototypen die erste Ausfahrt am Red-Bull-Ring bestreiten durfte, ist von der gewagten Zielsetzung in Mattighofen aber nicht überrascht: "Der olympische Gedanke zählt bei KTM einfach nicht. Natürlich ist die MotoGP der Himalaya des Motorradrennsports und die Luft wird da oben extrem dünn, aber das wird ein absolut ernsthafter Angriff von KTM und dafür ist alles angerichtet." Aufgrund der akribischen Vorbereitung sieht Hofmann auch die von Firmenboss Pierer gesetzte Zielvorgabe durchaus als zu bewältigen an. "Suzuki und Aprilia sind Werke, die auch gerade erst in die MotoGP eingestiegen sind und somit natürlich als Gradmesser dienen. KTM wäre nicht KTM wenn sie sagen würden, die wollen wir nicht angreifen. Ich kann auch unterschreiben, dass das nicht unrealistisch ist", so Hofmann.

Hofmann durfte auf der RC16 schon Erfahrungen sammeln, Foto: KTM Philip Platzer
Hofmann durfte auf der RC16 schon Erfahrungen sammeln, Foto: KTM Philip Platzer

Als KTM-Testpilot muss er es ja wissen. Immerhin ist er als bisher einziger Fahrer selbst auf der RC16 gesessen und konnte beim ersten Rollout in Spielberg direkt eine Menge Runden drehen. "Was ich da gespürt habe, hat extremes Potenzial", gibt sich Hofmann verheißungsvoll. "Es hat sich wirklich gut angefühlt und ich war in vielen Bereichen positiv überrascht. Ich glaube an dieses Projekt, denn es sind viele tolle Leute mit einer Menge Potenzial dabei." Hofmann wird aber auch nicht müde, die Komplexität eines MotoGP-Projekts hervorzustreichen: "Das ist ein riesiges Puzzlespiel. So viele Komponenten müssen richtig zusammen funktionieren. Der Motor muss um die 270 Pferdestärken leisten, gleichzeitig muss aber die Elektronik so gut sein, dass man diese Power auch auf die Strecke bringt."

Fahrerpaarung noch offen

Eine wichtiger Teil in diesem Puzzlespiel fehlt freilich noch völlig: Fahrer. Den Posten des hauptberuflichen Testfahrers für das MotoGP-Projekt wird im kommenden Jahr Mika Kallio übernehmen, als Einsatzfahrer wünscht sich Pierer aber einen Nachwuchspiloten aus den eigenen Reihen. "Wir hatten ja jetzt in der Moto3 schon erstklassige junge Fahrer. 2017 werden mit einem Youngster aus der Moto2 kommen", verrät Pierer. In der Vergangenheit kamen ja auch schon Piloten wie Marc Marquez oder Casey Stoner über KTM in die Königsklasse.