Des einen Freud, des anderen Leid. Diese alte Binsenweisheit gilt 2015 auch in der MotoGP. Denn während Marc Marquez von einem Sturz zu nächsten eilt, fährt Jorge Lorenzo einen Sieg nach dem anderen ein. Viermal in Serie siegte der Mallorquiner zuletzt und stellte damit neuen persönlichen Rekord auf.

Marquez, der ihn im Vorjahr fest im Griff hatte, wünscht Lorenzo sich nicht so schnell im Titelrennen zurück. "Ich hoffe, er hat die ganze Saison über Probleme. Für uns ist das perfekt so", gibt sich der aktuelle WM-Zweite ganz offen. Lorenzo kennt sich mit Formschwächen aus, durchlebte er im ersten Halbjahr 2014 doch selbst einige schwere Monate.

Keine Tipps bei Formkrise

"In der MotoGP reichen oft kleinste Probleme und man fühlt sich plötzlich schon nicht mehr wohl. Dann wird alles schwieriger und man muss versuchen, alles wieder auf Schiene bringen. Der Erfolg kommt dann oft ganz unerwartet und von alleine zurück", führte der zweifache MotoGP-Champion aus.

"Für jemanden, der nie MotoGP gefahren ist, ist das vielleicht schwer zu verstehen. Am ehesten kann man so ein Formtief wohl mit einem Stürmer im Fußball vergleichen: Wenn die Tore ausbleiben, dann wird es selbst für die Besten der Welt schwierig. Aber oft reicht dann ein einziger Treffer, dass alles wieder leichter von der Hand geht"

Ratschläge erteilt er Marquez aber keine. "Nein, ich habe keinen Tipp für ihn. Selbst wenn ich einen hätte, würde ich ihm den sicher nicht geben", stellt Lorenzo klar. Aktuell hat der Mallorquiner fast doppelt so viele Punkte auf dem WM-Konto wie Marquez. Dieser kann ihn frühestens beim Indianapolis Grand Prix einholen.

So wendet sich das Blatt

Doch wie schnell sich das Blatt in der MotoGP wenden kann, sah man zuletzt im Vorjahr, als Marquez für Honda zwar die ersten zehn Rennen gewann, in den letzten acht Saisonläufen aber Yamaha den Ton angab und sechsmal beide Motorräder auf das Podest brachte. Für Lorenzo ist es daher klar, dass Honda rasch aufholen kann.

"Sie werden sicherlich wieder zurückkommen. Honda wird eine Lösung finden, denn das ist ein riesiges Unternehmen und mit Marc haben sie einen ausgezeichneten Fahrer", sagte Lorenzo. Im Vorjahr stand er selbst nach sieben Rennen mit nur 78 Punkten da und hatte damit nur neun mehr als Marquez in dieser Saison. Ein Jahr später ist Lorenzo der Mann der Stunde und eilt von Sieg zu Sieg. So schnell kann es gehen in der MotoGP. Das ist wohl auch für Marquez der Hoffnungsschimmer am derzeit für ihn sehr düsteren Himmel.