Crash und aus! Das MotoGP-Comeback in Le Mans endete für Dani Pedrosa bereits in Runde zwei höchst unsanft im französischen Kies. Doch der Spanier hatte Glück im Unglück. Denn trotz großen Zeitverlusts brachte er seine Repsol-Honda RC213V noch als 16. ins Ziel. Keine Punkte, aber dennoch Glück? Genau, denn für Pedrosa zählte in Le Mans vor allem eines: Testen unter Realbedingungen.

Nach drei verpassten Rennen war Pedrosa für den Klassiker im französischen Rennsport-Mekka wieder in den MotoGP-Zirkus zurückgekehrt. Seine Ziele waren und sind dabei ebenso klar wie langfristig ausgelegt: "Es macht für mich keinen Sinn, mich durch die Rennen zu quälen, um um die Plätze hinter dem Podest zu kämpfen", hatte Pedrosa vor seiner Pause vor knapp zwei Monaten noch zu Protokoll gegeben.

Trotz Sturzes nutzte Dani Pedrosa sein Comeback in Le Mans produktiv, Foto: Repsol Honda
Trotz Sturzes nutzte Dani Pedrosa sein Comeback in Le Mans produktiv, Foto: Repsol Honda

Die Jagd nach dem ewigen Traum

Noch immer lodert im Kämpfer Pedrosa nämlich sein unerfüllter Traum: Der Traum vom Weltmeister-Titel in der Motorrad-Königsklasse. Dass Pedrosa nach seiner Rückkehr nicht umgehend um Siege und Podien kämpfen würde, war ihm selbst ebenso klar wie wohl jedem anderen auch. An der stärksten Spitze der MotoGP seit gefühlten Ewigkeiten ist der WM-Zug 2015 ohnehin bereits abgefahren.

Das Ziel Weltmeister-Titel als Weg, oder der Weg zur Erfüllung seines Traums als Ziel? Wie das Comeback Dani Pedrosas tatsächlich verläuft, wird maßgeblich von den kommenden Rennen, Wochen, vielleicht Monaten abhängen. Realistisch betrachtet kann das restliche Jahr für Pedrosa nur folgenden Plan vorsehen: Fitness zurückgewinnen, Selbstvertrauen aufpolieren, sich in Bestform bringen und so früh wie möglich wieder ansprechende Ergebnisse einfahren.

Soweit zumindest die Theorie! Denn über der Zukunft Pedrosas schweben mehr denn je einige Fragezeichen. Nach einem Rennen zu urteilen ist zweifelsohne zu früh, dennoch ist das Glas aus einer Perspektive halb voll, aus anderer jedoch halb leer. De facto beginnt unter dem Strich für Pedrosa bereits jetzt die Vorbereitung auf die kommende Saison - seine möglicherweise letzte in den Farben von Repsol Honda.

Erfolgsdruck bei Honda: Wieviel Zeit bleibt Pedrosa?

In Le Mans bewegte sich Pedrosa de facto auf dem Niveau von Andrea Iannone und Bradley Smith, was ihm klar und deutlich aufzeigte, wie steinig, schwer und langwierig der Weg zurück sein wird. Ob er diese Zeit bei Repsol Honda tatsächlich bekommt, muss die Zukunft allerdings zeigen. Der Rennstall operiert maximal erfolgsorientiert, ist permanent darauf bedacht, die Konkurrenz von Yamaha und Ducati in Schach zu halten.

Um dies zu bewerkstelligen, braucht der Klassen-Primus der vergangenen Jahre jedoch zwei Fahrer am Limit. Zwei Piloten, die permanent in der Lage sind, um Siege und Podien zu kämpfen. Dass Pedrosa nach seiner komplexen Operation und der langen Pause eine Schonfrist zugestanden bekommt, ist gesichert. Nur wie lange diese anhält, scheint momentan die entscheidende Frage zu sein.

Hondas Wunschvorstellung: Dani Pedrosa und Marc Marquez im knallharten Duell an der Spitze, Foto: Repsol Honda
Hondas Wunschvorstellung: Dani Pedrosa und Marc Marquez im knallharten Duell an der Spitze, Foto: Repsol Honda

Dabei könnte sich für Pedrosa als Glück erweisen, dass der Zug an der Spitze der Kontrukteure angesichts der momentanen Stärke Yamahas und bei bereits über 100 Punkten Rückstand Hondas auf den Erzrivalen für die Saison 2015 abgefahren scheint.

Klar, Pedrosa agierte in Le Mans keinesfalls am Limit, war vor allem nach dem frühen Sturz auf der auf der Front "unfahrbaren" Honda sicher sehr auf Vorsicht bedacht. Dennoch zeigt ein Blick auf die Zeiten, dass der Katalane auch bei rundenlanger freier Fahrt keinesfalls mit den Zeiten der Top-Piloten Lorenzo, Rossi, Marquez und Dovizioso mithalten konnte.

Da Pedrosa selbst die gleichen Ziele wie Honda verfolgt, wird es definitiv zu keinem "Interessenskonflikt" kommen. Er selbst will und muss alles daran setzen, so schnell wie möglich in jedem Bereich wieder seine Bestform zu erreichen. Dass er dazu in der Lage ist, hat das Stehaufmännchen der MotoGP mit zahlreichen erfolgreichen Comebacks bislang auch eindrucksvoll bewiesen.

Le Mans: Pedrosas bitter-süßes Resümee

"Von der Position einmal abgesehen war das Wochenende in Le Mans für mich sehr zufriedenstellend", macht Pedrosa seinen Anhängern und Fans Mut. "Der frühe Sturz war natürlich ein bitterer Nackenschlag im Hinblick auf das Rennresultat, aber das eigentliche Ziel eines realen Belastungstests habe ich doch auf einem soliden Niveau erreicht. Das war in meiner jetzigen Situation enorm wichtig", offenbarte der Katalane in seinem Blog Einblicke.

Im Kämpfer Pedrosa ist das Feuer also noch lange nicht erloschen: "Ich habe diesen Test in Le Mans gebraucht, um zu sehen, wo ich stehe. Für mich geht es jetzt darum, wieder in meinen Rhythmus zu kommen und vor allem, Selbstvertrauen aufzubauen. Natürlich bin ich noch nicht bei 100%, aber ich werde alles dafür geben, mein normales Niveau wieder zu erreichen."

Dass Le Mans trotz einiger positiver Zeichen bislang nicht mehr war, als ein erster Schritt zurück, ist Pedrosa absolut klar. Bereits vor seinem Comeback hatte er angedeutet, dass lediglich die Zeit zeigen werde, ob und in welcher Richtung es für ihn weitergehen wird. Der Druck wird bei der "Erfolgsmaschine" Repsol Honda mit voranschreitender Zeit aber sicherlich nicht geringer.

"Ich hoffe sehr, die nächsten paar Wochen bringen eine Verbesserung", gibt sich der dreifache Motorrad-Weltmeister trotz positiver Grundstimmung vorsichtig. Eine Hoffnung, mit der der sympathische Katalane keinesfalls alleine dasteht...