Helle Aufregung in der Boxengasse. Beim Herausfahren aus der Box achtet Max Biaggi nicht auf den heran rollenden Teamkollegen Nicky Hayden. Bei der unschönen Kollision der Beiden wurde zum Glück niemand verletzt, doch Freunde für das Leben werden die Werksfahrer wohl nicht mehr. "Nicky fuhr zu dicht an der Seite der Box, ich konnte ihn nicht sehen. So fährt niemand, das war unglaublich. Niemand vom Team hat mir ein Zeichen gegeben, dass er ankam. Die Mechaniker haben das so bestätigt. Wer weiss, was hätte passieren können". Natürlich sieht Nicky Hayden die Sache ganz anders. "Ich bin zur Box gerollt, da kommt der alte Depp vor meiner Nase aus der Box gedonnert und hat mich glatt über den Haufen gefahren. Offenbar hat er noch Probleme in diesem Bereich. Das war auch nicht das erste Mal, dass ihm so etwas widerfahren ist. Er wird natürlich nicht zugeben, dass es sein Fehler war, so etwas kann er einfach nicht".

Valentino Rossi hatte das Glück, den Zwischenfall praktisch von einem Logen-Platz zu beobachten. Er fuhr direkt hinter Nicky Hayden in die Box und konnte sich vor Lachen kaum halten. "Es war absolut unmöglich das Lachen zu verkneifen. Ich dachte nur: das darf doch nicht wahr sein". Das laute Lachen aus der Yamaha-Box konnte man quer durch die ganze Boxen-Anlage vernehmen.

Dicke Luft also beim Werksteam, doch Hayden kann noch nachlegen: "Die Ingenieure stürzen sich nur auf Biaggi. Mit Alex Barros hatte ich eine offenere Zusammenarbeit, auch mit Valentino Rossi im Jahr zuvor. Es wäre sinnvoller, wenn Max mit mir besser zusammen arbeiten würde, doch das wird wohl nicht passieren". Immerhin konnten beide Fahrer erhebliche Verbesserungen ihres Prototypen-Modells feststellen. Die neue RCV-211 benimmt sich bereits deutlich ruhiger als das zum Chattering neigende Vorjahres-Modell. Max Biaggi landete nach drei Test-Tagen knapp hinter Makoto Tamada, während Nicky Hayden sich noch hinter Valentino Rossi auf dem fünften Platz einreihte.

Makoto Tamada fuhr viele Runden konstante Zeiten um die 2:02, doch er kam nur selten unter diese Zeit. Um so überraschender seine absolute Bestzeit, die er jedoch mit Qualifyern erzielte. Am Optimismus des Japaners kamen keine Zweifel auf. "Ich will der erste Mensch sein, der in Sepang mit einem Motorrad unter 2 Minuten bleibt. Die Michelin-Reifen sind hier deutlich stärker als die Bridgestone-Reifen. Ich komme immer besser mit den französischen Gummis zurecht, beim Herausfahren aus Kurven habe ich deutlich mehr Traktion als im letzten Jahr. Ich fuhr mit der Vorjahres-Maschine und konnte meine Zeiten aus dem letzten Rennen deutlich verbessern".

Weltmeister Valentino Rossi plagte eine heftige Grippe, daher blieb er am zweiten Tag in der Box. "Am Sonntag konnte ich nur relativ wenige Runden fahren, ich fühlte mich elendig". Doch diese wenigen Runden genügten, um bei der Konkurrenz bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Valentino fuhr eine 21-Runden Rennsimulation und war sagenhafte 35 Sekunden schneller als beim Grand Prix im letzten Jahr. "Ich musste in den letzten Runden langsamer fahren, da mir die Kraft fehlte. Ich wollte nur heil zurück in die Box kommen. Das Motorrad fühlt sich nun beim Bremsen und in lang gezogenen Kurven deutlich stabiler an. Auch der Motor hat ordentlich zugelegt, ich konnte auf den langen Geraden an Loris Capirossi dran bleiben. Zwar fehlen auf die Ducati immer noch ein paar PS, doch der Unterschied ist nicht mehr so groß wie er einmal war. Unser größtes Plus dürften die fabelhaften Michelin-Reifen sein, in den letzten fünf Runden eines Rennens sollten wir deutlich besser sein als die Bridgestone-bereifte Konkurrenz".

Dass Ducati nicht wie zuvor dominierte lag auch dort an einer grassierenden Grippe-Welle, von der auch weitere Fahrer in Sepang betroffen waren. Trotz des Handicaps fuhren Loris Capirossi und Carlos Checa auf die Plätze sieben und zehn. Man musste erkennen, dass gerade die Qualifying-Reifen von Bridgestone deutlich schlechter sind als die französische Konkurrenz. Im Renn-Trimm konnten beide Desmosedici-Fahrer locker die Zeiten der Konkurrenz fahren. Zu Scherzen aufgelegt zeigte man sich bei Suzuki. Bei einem offiziellen Statement des Teams verwies man stolz auf die Tatsache, dass man den Rundenrekord aus dem letztjährigen Rennen unterboten hat. Dumm nur für Suzuki, dass nahezu alle Teams dieses Kunststück schafften. Am Ende blieben für Kenny Roberts und die Plätze 11 und 12.

Sehr harzig verliefen die Testfahrten für Kawasaki. Das Team Green trat nur mit Shinya Nakano an, der Vergleichsfahrten mit dem alten Screamer-Motor und dem neuen Big-Bang-Aggregat fuhr. Am Ende war der Japaner mit dem neuen Motor sogar eine halbe Sekunde langsamer als mit dem konventionellen Material. "Die Fahrbarkeit hat spürbar zugenommen, aus Kurven heraus haben wir nun mehr Traktion und ein deutlich besseres Handling. Doch es bleibt noch viel Arbeit für die Ingenieure". Angeblich hat die neue Kawasaki momentan 20 PS weniger Leistung als die letztjährige Ninja.

Gesamtzeiten aus Sepang (3 Tage Testfahrten)

1. Makoto Tamada JPN Konica Minolta Honda 2:00.955 Sekunden 2. Max Biaggi ITA Repsol Honda 2:01.01 Sekunden 3. Alex Barros BRA Camel Honda 2:01.159 Sekunden 4. Valentino Rossi ITA Yamaha Gauloises 2:01.275 Sekunden 5. Nicky Hayden USA Repsol Honda 2:01.38 Sekunden 6. Sete Gibernau SPA Telefonica Movistar Honda 2:01.383 Sekunden 7. Loris Capirossi ITA Ducati Marlboro 2:01.452 Sekunden 8. Marco Melandri ITA Telefonica Movistar Honda 2:01.506 Sekunden 9. Colin Edwards USA Yamaha Gauloises 2:01.641 Sekunden 10. Carlos Checa SPA Ducati Marlboro 2:01.844 Sekunden 11. Kenny Roberts USA Team Suzuki 2:02.07 Sekunden 12. John Hopkins USA Team Suzuki 2:02.19 Sekunden 13. Shinichi Itoh JPN Ducati Bridgestone TTT 2:02.551 Sekunden 14. Toni Elias SPA Fortuna Yamaha Tech 3 2:03.60 Sekunden 15. Troy Bayliss AUS Camel Honda 2:03.72 Sekunden 16. Ruben Xaus SPA Fortuna Yamaha Tech 3 2:04.08 Sekunden