Pramac Racing machte unter den Fittichen von Ducati in der abgelaufenen Saison einen großen Schritt nach vorne. Mit Andrea Iannone hatte man einen permanenten Top-10-Kandidaten und ständigen Anwärter auf die erste Startreihe. Motorsport-Magazin.com nimmt die Saison des italienischen Rennstalls unter die Lupe.

Die Fahrer

Andrea Iannone entwickelte sich in seinem zweiten Jahr in der MotoGP prächtig. Sein Punktekonto konnte er im Vergleich zum Vorjahr beinahe verdoppeln (von 57 auf 102 Punkte). Hatte er 2013 einen achten Platz als bestes Ergebnis zu Buche stehen, landete er 2014 acht Mal innerhalb der Top-7. Vor allem im Qualifying und mit dem Vorteil des weicheren Reifens trumpfte der Italiener auf: Fünfmal schaffte er es in die erste Startreihe.

In den Rennen konnte er seine gute Startposition allerdings selten halten. Am Sachsenring, in Brünn und Misano sah Iannone als jeweils Fünfter die Zielflagge - die besten Einzelergebnisse seiner noch jungen MotoGP-Karriere. Für Ducati waren die Leistungen des 25-Jährigen Grund genug, ihm im August einen Werksvertrag für 2015 anzubieten, den Iannone dankend annahm. Seine Achillesferse blieb allerdings die Sturzanfälligkeit. In Le Mans, Aragon und auf Phillip Island crashte er aus eigenem Verschulden, in Sepang checkte ihn Marc Marquez im Training von der Strecke, woraufhin sich Iannone am Ellbogen verletzte und das Rennen auslassen musste.

Teamkollege Yonny Hernandez konnte Iannone in dieser Saison nie fordern. Grund dafür war allerdings die Ungleichheit der Waffen, da der Kolumbianer ein anderes Motorrad fuhr als Iannone. Hernandez stellte dennoch einige persönliche Bestmarken auf: Zwölf Punkteresultate und insgesamt 53 Zähler sowie Platz 15 in der Gesamtwertung bedeuten für den 26-Jährigen in diesen Kategorien jeweils Rekord in seiner fünfjährigen Motorrad-WM-Karriere.

Das Team

Für Pramac Racing war die abgelaufene Saison mit insgesamt 155 WM-Punkten und Rang sechs in der Team-Wertung eine der erfolgreichsten in der Geschichte des italienischen Rennstalls. Bei Ducati konnte man sich damit als stabiler Partner für die Zukunft etablieren, sodass die Mannschaft auch 2015 als Satellitenteam des italienischen Herstellers fungieren wird. Als Ersatz für Iannone wurde Danilo Petrucci verpflichtet, womit in der kommenden Saison insgesamt drei der vier Factory-Bikes von Ducati von italienischen Piloten gelenkt werden.

Das Motorrad

Pramac setzte in dieser Saison zwei unterschiedliche Motorräder bei den beiden Fahrern ein. Iannone hatte von Beginn an Werksunterstützung und damit ebenbürtiges Material wie die Ducati-Werksfahrer. Sein Bike bekam im Saisonverlauf zudem mehrere Updates. Als zweites Motorrad wollte man zunächst das Vorjahresmodell GP13 mit ECU unter Open-Reglement an den Start bringen. Nach den Zugeständnissen an Ducati (Stichwort: Factory2-Reglement) entschied man sich aber dafür, Hernandez auf der GP13 mit Ducati-Software starten zu lassen.

Der Leistungsunterschied zwischen den beiden Motorrädern war daher eklatant. Während sich Hernandez meist schon in Q1 abmühte und im Rennen nur selten um die Top-10 kämpfen konnte, war Iannone Dauergast in Q2 und sorgte in Mugello mit 349,6 km/h einen neuen Geschwindigkeitsrekord in der MotoGP auf. Die Schattenseiten der technischen Experimente offenbarten sich in Jerez und Indianapolis, wo Iannone seine GP14 im Rennen jeweils mit Defekt abstellen musste.

Andrea Iannone knackte den Geschwindigkeitsrekord, Foto: Milagro
Andrea Iannone knackte den Geschwindigkeitsrekord, Foto: Milagro

Redaktionskommentar

Noch näher an Ducati herangerückt, konnte sich Pramac 2014 massiv steigern. Andrea Iannone glänzte, war oft auf einem Niveau mit Andrea Dovizioso und stellte den glücklosen Werkspiloten Cal Crutchlow regelmäßig in den Schatten. Seine Beförderung ins Werksteam erfolgte völlig zu Recht. 2015 wird Pramac aber etwas an Ducati-Unterstützung einbüßen, denn Neuzugang Petrucci und Hernandez sollen nur die 2014er-Spezifikation der Desmosedici bekommen.