Nach der starken Saison 2013 hatte Tech 3 Yamaha auch für 2014 Blut geleckt. Mit Moto2-Weltmeister und ‚Supertalent‘ Pol Espargaro sowie dem soliden Punktesammler Bradley Smith in seiner zweiten Königsklassen-Saison plante der französische Yamaha-Satellitenrennstall erneut den Angriff auf die Top-3 der Teamwertung. Bereits früh im Jahr offenbarte sich jedoch das gravierende Problem für Herve Poncharals sympathische Truppe: Ducati. Mit 257:261 Punkten und 1:3 Podien zog Tech 3 letztlich aber nur knapp den Kürzeren, beendete die Saison als solider Vierter.

Bradley Smith bejubelte auf Phillip Island das einzige Tech-3-Podium 2014, Foto: Milagro
Bradley Smith bejubelte auf Phillip Island das einzige Tech-3-Podium 2014, Foto: Milagro

Das Team

Durch die massiven Vorteile Ducatis gegenüber der Satelliten-Teams von Honda und Yamaha stand die Saison 2014 für Tech 3 von Beginn an unter schwierigen Vorzeichen. Noch im Vorjahr schaffte es vor allem Cal Crutchlow, bei Patzern der beiden Top-Rennställe starke Resultate und viele Punkte ‚abzustauben‘. Vier Podien, 304 WM-Zähler sowie zwei Pole Positions standen für Tech 3 letztlich auf der Habenseite. Da Ducati trotz des Status als Factory-Entry 2014 über sämtliche Vorzüge der Open-Klasse verfügte, bahnte sich bereits von Beginn an harte Konkurrenz für Tech 3 an.

Zwar startete Poncharals Team nach dem verpatzten Auftakt mit Doppelausfall in Losail eine Serie von sechs Rennen in Serie mit mehr Punkten als Ducati. Spätestens ab dem Rennen in Assen schien sich das Blatt jedoch endgültig zu Ungunsten des französischen Rennstalls gewendet zu haben. Durch viele unnötige Fehler vor allem von Smith verpasste es Tech 3, die schwache erste Saisonhälfte von Abgänger Crutchlow besser auszunutzen. Der Rückstand auf die beiden Werksteams von Honda und Yamaha war derart eklatant, dass es eines absoluten Chaos-Rennens wie auf Phillip Island bedurfte, um das einzige Podium der Saison abzugreifen.

Das Motorrad

Schon vor Saisonbeginn gab es für Tech 3 eine erfreuliche Nachricht: Yamaha lieferte auch an das Satellitenteam das stufenlose Getriebe aus, erhöhte so die Leistungsfähigkeit der M1. Gegen die Factory-Konkurrenz bei LCR und Gresini Honda hatte Tech 3 so bisweilen klar die Nase vorne. Gegen die bevorteilten Ducatis blieb Espargaro und Smith oftmals dennoch das Nachsehen. Vier Liter weniger Sprit machten sich vor allem auf den Geraden bemerkbar - die Tech-3-Fahrer kämpften hier gegen die Desmosedici GP14 teilweise mit stumpfen Waffen.

Die Fahrer

Auf dem Papier waren die Vorzeichen zum Saisonstart klar: Der erfahrenere Smith sollte Aufsteiger Espargaro etwas bei der Hand nehmen, ab der zweiten Saisonhälfte erwartete sich Poncharal dann von beiden Piloten Resultate. Wie so oft kam jedoch alles anders - Smith‘ ‚Überlegenheit‘ hielt gerade einmal vier Rennen. Eine beeindruckende Lernkurve Espargaros brachte ihm in Kombination mit einer doch relativ kurzen Eingewöhnungsphase früh die Oberhand im teaminternen Duell.

Rookie des Jahres und bester Nicht-Werkspilot der MotoGP: Pol Espargaro, Foto: Milagro
Rookie des Jahres und bester Nicht-Werkspilot der MotoGP: Pol Espargaro, Foto: Milagro

Regelmäßig schlug der Spanier seinen britischen Stallgefährten in Qualifying und Rennen, sodass Smith bereits in der Sommerpause kurzzeitig auf der Abschussliste stand. Nachdem sich Smith dennoch in eine Vertragsverlängerung rettete, zeigte auch seine Formkurve wieder nach oben. Jedoch änderte sich an der Rollenverteilung bei Tech 3 nichts: Espargaro zementierte nahezu jedes Rennen seinen Status als Nummer 1. Dass ausgerechnet Stürze Espargaros und Vorjahres-Teamkollege Crutchlows entscheidenden Anteil an Smith‘ Podium auf Phillip Island hatten, grenzte da schon fast an Ironie. Trotzt eines schmerzhaften Mittelfußbruchs vor dem Qualifying in Malaysia sicherte sich Espargaro mit zwei abschließenden sechsten Rängen eindrucksvoll WM-Rang sechs, behielt mit 136:121 gegenüber Smith die Oberhand.

Redaktionskommentar

Trotz des vierten Ranges sollte sich Tech 3 nach einem erneut starken Jahr alles andere als grämen. Zwar blieben absolute Spitzenresultate wie in der Vorsaison weitestgehend aus, jedoch erreichte das Team in Anbetracht der Vorzeichen nahezu das Maximum. Vor allem Espargaros Leistungen in seiner Rookie-Saison können nicht hoch genug gewürdigt werden - als WM-Sechster sicherte er sich neben der Auszeichnung als bester Neuling des Jahres auch den inoffiziellen Titel als bester Nicht-Werkspilot. Sollte Smith seine gesteigerte Formkurve aus der zweiten Saisonhälfte auch in 2015 hinüberretten können, dürfte Tech 3 Ducati trotz aller Nachteile auch im nächsten Jahr ärgern können (Samy Abdel Aal).