Nach seiner Niederlage im Moto3-Titelshowdown am Sonntag war Jack Miller die Enttäuschung deutlich anzusehen. 24 Stunden später davon nichts mehr zu erkennen. Der frischgebackene LCR-Honda-Pilot schlenderte mit einem dicken Grinsen im Gesicht durchs Paddock von Valencia. "Das Motorrad ist unglaublich zu fahren. Das war der beste Tag meines Lebens", ließ er seiner Freude freien Lauf.

Miller gestand aber auch, dass ihn der extrem Speed der Open-Honda zu Beginn doch etwas überrumpelt hat: "Ich habe heute ein paar Unterhosen gebraucht. Der Speed ist am Anfang einfach nur ein Schock und wahnsinnig beeindruckend. Es ist verrückt wie schnell das Motorrad ist. Wie von einem anderen Planeten! Zwischen Kurve eins und Kurve zwei habe ich das erste Mal richtig Gas gegeben und mir nur gedacht: Scheiße, ging das schnell! Man kann nur schwer beschreiben, wie groß der Unterschied zwischen einer Maschine mit 60 und einer mit 230 PS ist. Das ist ein riesiger Sprung. Man gewöhnt sich dann aber daran."

Auch das Handling der MotoGP-Maschine verlangte etwas Eingewöhnung: "Natürlich ist es mit einem größeren Bike schwieriger, die Richtung zu wechseln. Alles passiert eben etwas langsamer. Am Beginn des Tests habe ich noch versucht, ganz flüssig zu fahren so wie in der Moto3. Das geht mit diesem Motorrad aber nicht. Man muss hart bremsen, das Bike in die Kurve werfen und dann wieder voll hinausbeschleunigen."

Neben der gewaltigen Beschleunigung war die Verzögerung des MotoGP-Bikes für Miller am beeindruckendsten. "Die Bremsen sind der Wahnsinn. Es fühlt sich an, als würde das Bike unter dir weggerissen werden. Es war schon ziemlich anstrengend. Ich brauche auf jeden Fall noch mehr Zeit, um genau Kraft für das Bremsen zu entwickeln. Wir sind im Moment auf der Suche nach einem Trainer für mich und dann werden wir ein neues Programm starten. Das war während der Moto3-Saison noch nicht möglich. Ich will auch jetzt nicht mehr Muskeln aufbauen, sondern einfach meine vorhandenen stärker machen", beschreibt Miller seine weitere Vorgehensweise mit den Carbonbremsen.

Am Ende reichte es nach 71 Runden zum 22. Platz von 27 Fahrern, was den Australier zu einem positiven Resümee brachte: "Ich bin wirklich viele Runden gefahren und am Ende waren wir nicht so weit von unseren Konkurrenten entfernt. Ich bin wirklich warm geworden mit dem Bike und habe ein gutes Gefühl entwickelt. Am Ende konnten wir sogar schon ein paar Anpassungen vornehmen, was wir gar nicht geplant hatten. Ich bin mit unserem Fortschritt sehr zufrieden und habe mich bei jedem Run auf dem Motorrad wohler gefühlt.

Crutchlow gibt Honda-Debüt

Doch Miller war an diesem Tag nicht der einzige Debütant bei LCR Honda. Auch Cal Crutchlow saß erstmals auf einer MotoGP-Honda. Er pilotiert 2015 das Factory-Bike. "Es hat Spaß gemacht, war aber auch harte Arbeit. Ich muss ja alles wieder neu lernen - die Abstimmung, die Elektronik, die Motorcharakteristik. Das Motorrad ist ganz anders als die Bikes, die ich bis jetzt gefahren bin. Wir haben aber schon ein paar kleine Schritte bei der Elektronik und der Kraftübertragung gemacht. So konnten wir die Maschine etwas an meinen Fahrstil anpassen", verrät der Brite.

Crutchlow ist nach einem Horrorjahr bei Ducati bei LCR Honda angekommen, Foto: LCR Honda
Crutchlow ist nach einem Horrorjahr bei Ducati bei LCR Honda angekommen, Foto: LCR Honda

Crutchlow fand nach dem ersten Testtag durchwegs lobende Worte für sein neues Arbeitsgerät: "Das Bike lässt sich sehr gut einlenken. Man kann weit in die Kurve hinein bremsen und schafft es dennoch ums Eck. Das ist beeindruckend. Man kann mit diesem Motorrad wirklich aggressiv fahren, wie man ja bei Marc sieht. Es gibt einem ein sehr gutes Gefühl und man kann es schnell verstehen."