Die Vorbereitung auf die Saison 2014 lief für Jorge Lorenzo alles andere als ideal. Nach seinen beiden heftigen Stürzen im Vorjahr in Assen und am Sachsenring musste er sich in der Winterpause zweier Eingriffe unterziehen, bei denen die Schrauben und Platten aus seiner Schulter entfernt wurden. Dementsprechend eingeschränkt war Lorenzo in seinen Trainingsmöglichkeiten. Es fehlte ihm zu Saisonbeginn an Kraft, dafür hatte er ein paar Kilos zu viel auf den Rippen. Das gab der geradlinige Mallorquiner auch offen zu.

Nach der enttäuschenden ersten Saisonhälfte sah Lorenzo Handlungsbedarf und engagierte den Fitnesstrainer Marc Rovira. Er sollte ihn wieder in körperliche Topform bringen und so auch Spitzenleistungen auf der Strecke ermöglichen. Das scheint ihm vor allem in der dreiwöchigen Sommerpause gelungen zu sein. Lorenzo wirkt topfit und um einiges schlanker als zu Beginn des Jahres. "Ich sehe also schlanker aus, ja? Perfekt, dann ist das Motorrad noch schneller", meinte der Yamaha-Werkspilot auf sein Äußeres angesprochen. Sein Coach bestätigt den Eindruck: "Jorge hat jetzt vier Kilo weniger als zu Beginn der letzten Saison, aber seine Muskelmasse hat zugenommen. Deshalb sieht er schlanker aus. Wir haben einfach durchgehend trainiert."

Das Erfolgsgeheimnis besteht aus einer genauen Diät und intensivem Training, bestehend aus Kraft- und Ausdauerübungen. Lorenzo war aber auch zuvor kein Fast-Food-Junkie, wie Trainer Rovira betont: "Wir mussten seine Ernährung nur geringfügig umstellen, aber wir haben versucht gewisse Richtlinien aufzustellen, damit er nicht zwischen den Mahlzeiten isst. Die Diät sieht so aus: nichts Frittiertes, viel Gemüse, gebratenes Hühnerfleisch ohne Öl und wenig Kohlenhydrate. Um 11 Uhr geht er schlafen und um 9 Uhr frühstücken wir. Dann gibt es über den Tag verteilt noch weitere vier Mahlzeiten die von der Intensität und der Belastung des Trainings abhängen."

Zu Saisonbeginn wirkte Lorenzos Gesicht noch deutlich runder, Foto: Milagro
Zu Saisonbeginn wirkte Lorenzos Gesicht noch deutlich runder, Foto: Milagro

Schluss mit Stubenhocken

Waren bei der Ernährung Lorenzos nur geringfügige Umstellungen notwendig, so musste Rovira ihn vom Indoor- zum Outdoorsportler verwandeln. "Als ich anfing mit ihm zu arbeiten, habe ich ihm gesagt, dass wir sowohl Laufen gehen werden, als auch Schwimmen und Radfahren. Er hat mich angesehen und gemeint: 'Wieso, wenn wir auch am Rad in der Kraftkammer trainieren können?' Dann hat sich aber schnell herausgestellt, dass er das Radfahren für sich entdeckt hat. Wenn es nach ihm ginge, würden wir jeden Tag Radfahren gehen", lacht Rovira.

Lorenzo bestätigt den Eindruck seines Trainers: "Bis jetzt habe ich sehr viel in der Kraftkammer trainiert, aber jetzt finde ich immer mehr Gefallen daran mich an der frischen Luft zu bewegen und das Radfahren liegt mir. Diese Sportart gefällt mir weil sie dich in Form bringt und gleichzeitig aber die Gelenke schont. Ich bin mit meinen Trainings sehr zufrieden und freue mich schon darauf, das auch auf der Strecke beweisen zu können. Ich habe versucht gesund zu leben und genaue Tageabläufe einzuhalten."

In Indy konnte Lorenzo Marquez bereits fordern, Foto: Repsol
In Indy konnte Lorenzo Marquez bereits fordern, Foto: Repsol

Zusätzlich zu gesunder Ernährung und Ausdauersport steht nun auch vermehrt Krafttraining auf dem Trainingsplan des zweifachen MotoGP-Champions. "Wir haben die letzten Wochen genutzt um mit Gewichten zu trainieren, etwas das wir normal nicht machen um ihn nicht zu überanstrengen, denn das könnte negative Auswirkungen auf die Leistung am Motorrad haben. Während der letzten Wochen haben wir die Belastung kontinuierlich erhöht, jetzt trainieren wir mit mehr Gewicht, machen mehr Wiederholungen. Außerdem trainieren wir sowohl morgens als auch abends. Wir trainieren bis zu acht Stunden pro Tag", verrät Rovira gegenüber El Pais.

Das Training scheint Wirkung zu zeigen. In Indianapolis konnte Lorenzo trotz einer verpatzten Startphase Marc Marquez über lange Zeit Paroli bieten. Etwas, das ihm in der ersten Saisonhälfte ausschließlich in Mugello gelungen war.