Schon vor der MotoGP-Saison waren sich die Experten einig - das Jahr 2013 wird ein entscheidendes in der Karriere des Dani Pedrosa. Drei Mal wurde er bisher Vizeweltmeister in der Königsklasse, ohne einen Titel einzufahren. Falls er nicht als erfolgreichster Pilot, der nie Weltmeister wurde, in die Geschichte eingehen wolle, müsse dieses Mal der Titel her, so die gängige Meinung. Mit dem zurückgetretenen Casey Stoner wurde Pedrosa einen harten Konkurrenten im eigenen Team los, dafür bekam er mit Moto2-Champion einen Kollegen, der als eines der größten Talente überhaupt galt. Dennoch dachte man, der routinierte Pedrosa sollte in der Lage sein, seinen deutlich jüngeren Landsmann in Schach zu halten.

Doch schon beim Auftaktrennen in Katar zeichnete sich ab, wie die Hackordnung im Lauf der Saison bei Repsol Honda aussehen wird. Gleich in seinem ersten Grand Prix in der Königsklasse fuhr Marquez als Dritter auf das Podium und ließ seinen Teamkollegen hinter sich. Ein erster Tiefschlag für Pedrosa und nur zwei Wochen sollte der nächste Folgen. In Austin führte er das Rennen an, hinter ihm lauerte Marquez. Mit einem perfekt getimten Manöver ging dieser an seinem acht Jahre älteren Teamkollegen vorbei und ließ ihm in Folge keine Chance auf einen Konter. Der Mann mit der Nummer 93 siegte gleich in seinem zweiten MotoGP-Rennen, Pedrosa musste sich erneut geschlagen geben.

In den nächsten Grand Prix zeigte sich Pedrosa aber wieder von seiner anderen, unglaublich schnellen und auch konstanten Seite. Er gewann in Jerez und Le Mans, wurde in Mugello und Barcelona Zweiter. Doch das war es dann auch schon fast mit den Highlights für den 1,60 Meter kleinen Pedrosa. Von den verbleibenden zwölf Rennen konnte er nur noch eines gewinnen und musste sich mit Ausnahme der Grands Prix in Australien und Valencia jedes Mal Marc Marquez geschlagen geben, wobei dieser auf Phillip Island disqualifiziert wurde und beim Saisonfinale seinen Kollegen vorbeiwinkte.

Pleiten, Pech, Pannen, Pedrosa

Am Sachsenring wendete sich das Blatt zugunsten von Marc Marquez, Foto: Repsol Honda
Am Sachsenring wendete sich das Blatt zugunsten von Marc Marquez, Foto: Repsol Honda

Doch was führte zu diesem drastischen Formabfall? Der Knackpunkt war, wie schon so oft in der Karriere des Dani Pedrosa, auch in dieser Saison eine Verletzung. Am Sachsenring flog er bei einem üblen Highsider meterweit durch die Luft und schlug hart am Asphalt auf. Diagnose: Schlüsselbeinbruch. In den folgenden Rennen hatte Pedrosa Marquez nichts entgegenzusetzen. Doch der absolute Tiefpunkt sollte erst beim Grand Prix von Aragon folgen. Bei einem riskanten Manöver durchtrennte Marquez ein Kabel der Traktionskontrolle an Pedrosas Motorrad, die Folge war ein weiterer Highsider. Eine Situation, die kaum jemand für möglich gehalten hatte und natürlich traf sie den Pechvogel Dani Pedrosa, der sich somit aus dem WM-Kampf verabschieden musste.

Während der Mann aus Sabadell also einmal mehr an seinem Schicksal verzagte, wurde Marc Marquez zum Überflieger der Motorrad-Weltmeisterschaft. Nach den Verletzungen Pedrosas und Lorenzos am Sachsenring fuhr er vier Siege in Serie ein - ein Kunststück, das vor ihm noch keinem anderen Rookie gelungen war. Er leistete sich mit seinem Sturz beim Großen Preis von Italien nur einen schwerwiegenden Eigenfehler, der verspätete Boxenstopp auf Phillip Island ging auf die Kappe seines Teams. Die Konstanz, die Marquez in seiner ersten Saison in der Königsklasse an den Tag legte, war einfach nur beeindruckend.

Die Motorradwelt liegt Marc Marquez zu Füßen, Foto: Milagro
Die Motorradwelt liegt Marc Marquez zu Füßen, Foto: Milagro

Doch auch der 20-Jährige hatte es 2013 nicht immer leicht. Seine aggressive Fahrweise brachte ihm eine Menge Kritik ein. Er sei eine Gefahr für sich und andere Piloten, hörte man von Verantwortlichen, Medien und Fahrerkollegen. Eine Meinung, für die man in Anbetracht seines Rammstoßes gegen Jorge Lorenzo in Jerez, der Kollision mit Dani Pedrosa in Aragon oder seinem Sturz in Silverstone unter gelben Flaggen, bei dem seine Honda beinahe eine Gruppe von Streckenposten getroffen hätte, durchaus Verständnis haben kann. Dennoch ließ sich der Strahlemann nicht beirren und verfolgte weiterhin konsequent seinen Weg. Das Ende dieser Geschichte ist bekannt. Marquez krönte sich im Alter von nur 20 Jahren zum jüngsten MotoGP-Weltmeister aller Zeiten und zum ersten Rookie-Champion seit Kenny Roberts Senior vor 35 Jahren.