Den Tifosi in Misano wurde an diesem Wochenende einmal mehr brillanter Motorradrennsport geboten, die Rennen am Sonntag waren durchwegs hochklassig. Dennoch stand alles im Schatten zweier Persönlichkeiten, die leider viel zu früh von uns gegangen sind - Marco Simoncelli und Shoya Tomizawa.

Marco Simoncelli wurde ein Denkmal gesetzt, Foto: Milagro
Marco Simoncelli wurde ein Denkmal gesetzt, Foto: Milagro

Marco Simoncelli ist in Misano natürlich allgegenwärtig, schließlich trägt die Strecke an der italienischen Adriaküste seinen Namen. Doch in diesem Jahr erhielt der 2011 in Malaysia verunglückte Simoncelli besonders viel Aufmerksamkeit. In seinem Heimatort Coriano unweit der Rennstrecke wurde ein Monument enthüllt, dass an den talentierten Mann mit der Nummer 58 erinnern soll. Das Denkmal besteht aus einer von Drahtzäunen umgebenen Skulptur in Form eines Auspuffs, aus dem in Zukunft an jedem Sonntagabend für 58 Sekunden eine drei Meter lange Flamme schießen wird. Simoncellis Vater Paolo zeigte sich gerührt: "Es ist eine tolle Idee. Manchmal frage ich mich, wo so viel Liebe für Marco herkommt."

Eine besonders enge Bindung zu "Supersic" hatte Valentino Rossi. Die beiden Italiener verstanden sich auch abseits der Rennstrecke hervorragend. Der Doktor gedachte seinem verstorbenen Freund in Misano mit einem eigenen Helmdesign. Auf Rossis Kopfschutz war das Plattencover von Pink Floyds "Wish you were here" zu sehen - eine Botschaft an Simoncelli, der nur 24 Jahre alt wurde. Auch Pol Espargaro zeigte nach seinem Sieg in der Moto2-Klasse eine Hommage an den 250ccm-Weltmeister von 2008. Mit weit ausgebreiteten Armen, die an die Schwingen eines Vogels erinnerten, drehte er seine Ehrenrunde - exakt die selbe Geste, mit der Simoncelli einst seinen Titelgewinn gefeiert hatte.

Shoya Tomizawa wurde nach dem Moto2-Rennen die Ehre erwiesen. Sein Landsmann Takaaki Nakagami lief auf der Auslaufrunde mit einer japanischen Flagge in der Hand zum Denkmal des 2010 in Misano verunglückten Tomizawa und hielt dort für einige Sekunden inne. Auch bei den anschließenden Interviews dachte der zweitplatzierte des Grand Prix an seinen verstorbenen Kollegen. "Dieser zweite Rang ist für dich Shoya", ließ Nakagami wissen.

Natürlich wurden aber auch Rennen gefahren. In der MotoGP-Klasse kehrte die grüne Mamba wieder zurück. Jorge Lorenzo ließ seinen Gegnern ähnlich wenig Chance wie die Schlange mit der er sich gerne vergleicht. Er zeigte auf der M1 eine wahrlich weltmeisterliche Leistung. Vom Start weg diktierte er an der Spitze eindrucksvoll das Tempo, die Konkurrenz konnte die Pace der Startnummer 99 nicht mitgehen. Nach absolut fehlerfreien 28 Runden überfuhr Lorenzo die Ziellinie mit mehr als drei Sekunden Vorsprung.

Marquez und Pedrosa schenkten sich nichts, Foto: Honda
Marquez und Pedrosa schenkten sich nichts, Foto: Honda

Ein ruhiger Arbeitstag also für den Yamaha-Piloten, was man von seinen Kontrahenten in den Farben von Repsol Honda nicht behaupten konnten. Marc Marquez und Dani Pedrosa lieferten sich ein hartes, packendes, aber absolut faires Duell mit zahlreichen Positionswechseln. Das bessere Ende hatte schließlich erneut der Rookie für sich, Pedrosa musste seinem jüngeren Teamkollegen einmal mehr den Vortritt lassen und verlor so weiter an Boden in der Weltmeisterschaft. Es scheint nicht so, als könnte Pedrosa auf Dauer dem WM-Leader auch nur ansatzweise etwas entgegen setzen.

Sowas wie der Marc Marquez der CRT-Wertung ist eigentlich Aleix Espargaro. Der Katalane fährt die Konkurrenz normalerweise in Grund und Boden und leistet sich praktisch keine Fehler. Dieses Mal sah das etwas aus. Am Start fuhr Espargaro viel zu früh los, musste eine Ride-Trough-Penalty verbüßen und fiel weit zurück. Der Aspar-Pilot startete zwar noch eine tolle Aufholjagd, mehr als Rang 13 war dennoch nicht möglich.

Ebenfalls an seinen gesteckten Zielen gescheitert ist Altmeister Valentino Rossi. Der 34-Jährige, der nahe der Strecke in Tavullia zuhause ist, hatte sich am Samstag noch ganz klar das Podium zum Ziel gesetzt. Gegen die drei Außerirdischen von der iberischen Halbinsel war er jedoch in Misano chancenlos, er musste sich mit Rang vier begnügen. Die Italiener verehren ihren Helden dennoch abgöttisch. Die "Vale, Vale, Vale"-Sprechchöre bei der Siegerehrung sagten alles.