Valentino Rossi meinte vor dem Grand-Prix-Wochenende in Assen, dass er sich unbedingt im Qualifying verbessern müsse, um im Rennen eine Chance zu haben. Idealerweise sollte es ein Startplatz in der ersten Reihe werden, schlussendlich klassierte sich Rossi in Reihe zwei auf Platz vier. Am Start konnte der neunfache Weltmeister keinen Sprung nach vorne machen. Cal Crutchlow fiel zwar auf Rang fünf und somit hinter ihn zurück, dafür schoss Dani Pedrosa mit einem Raketenstart von Position fünf des Grids an die Spitze. Doch nun bekamen die gewohnt zahlreichen Fans am TT-Circuit von Assen einen Valentino Rossi zu sehen, wie man ihn seit seinem Abgang von Yamaha nicht mehr erleben konnte.
Bereits in Runde eins kassierte er Stefan Bradl mit einem aggressiven, aber vollkommen fairen Manöver und machte sich auf die Jagd nach den beiden Repsol Hondas an der Spitze. In Runde fünf konnte sich der Yamaha-Pilot dann an Marc Marquez in Kurve eins vorbeibremsen und somit Platz zwei einnehmen. Dieser fünfte Umlauf Rossis war mit einer Zeit von 1:34.894 Minuten auch die schnellste Runde des Rennens. Nur zwei Runden später brandete riesiger Jubel auf den prallgefüllten Tribünen auf. Rossi überholte Dani Pedrosa in der Schikane vor der Start-Ziel-Geraden und ging in Führung.
Hatte Rossi in den vergangenen Rennen oft Schwierigkeiten, die Pace von Jorge Lorenzo, Marquez und Pedrosa an der Spitze mitzugehen, war es dieses Mal er, der das Tempo an der Spitze vorgab. Und er machte das mit der chirurgischen Präzision, die ihm nicht weniger als sieben Weltmeistertitel in der Königsklasse beschert hat. Er fuhr, nachdem er in Führung gegangen war, mit Ausnahme von Runde sieben bis zu den letzten zwei Umläufen, vor denen ihm der Sieg schon nicht mehr zu nehmen war und er offensichtlich Gas rausnahm, konstant Zeiten unter 1:35.5 Minuten. Der zweitplatzierte Marc Marquez lag hingegen fünf Mal über dieser Marke.
Inkonstante Verfolger
Der Rookie, der nach einem heftigen Abflug am Freitag mit einem gebrochenen Zeh und Finger am Start war, fuhr ein über weite Strecken unspektakuläres Rennen. In Runde 17 kassierte er seinen Teamkollegen Dani Pedrosa und behielt diese Position auch bis zur Ziellinie. In der letzten Runde wurde es für den Repsol-Honda-Piloten aber noch einmal brenzlig. Cal Crutchlow hatte sich nach seinem katastrophalen Start mit einer sehr guten Rennpace bereits wieder an Stefan Bradl und Dani Pedrosa vorbeigekämpft und lancierte in der ersten Kurve einen Angriff auf Marquez. Der Brite versuchte innen an Marquez vorbeizugehen, erkannte aber rechtzeitig, dass die Lücke zu klein war und wählte eine weitere Linie. Dabei berührte er seinen Vordermann leicht am Hinterrad, beide Fahrer konnten aber einen Sturz vermeiden.
Dani Pedrosa, der zu Beginn des Rennens in Führung lag und dann zumindest bis zur 17. Runde auf Platz zwei fuhr, büßte in der zweiten Hälfte des Dutch TT zunehmend Zeit ein. Während Rossi, Crutchlow und Marquez regelmäßig niedrige 1:35er Zeiten fahren konnten, bewegte sich der WM-Leader meist im Bereich von 1:35.8 Minuten. Weniger verwunderlich war daher, dass er sieben Runden vor Ende des Rennens auch Cal Crutchlow ziehen lassen und sich mit Rang vier begnügen musste.
Auch Jorge Lorenzos Rundenzeiten wurden im Laufe des Rennens ständig schlechter. In seinem Fall war das aber zu erwarten, lag die Operation an seinem Schlüsselbein, bei der ihm acht Schrauben und eine Platte eingesetzt wurden, doch nicht einmal zwei Tage zurück. Zu Beginn konnte er von Startplatz zwölf aus schnell nach vorne fahren und lag nach zwei Runden bereits auf Rang fünf. Wenig später schnappte er sich auch Polesetter Cal Crutchlow und war nun schon Vierter. Mit Fortdauer des Rennens hatte der Weltmeister aber mit starken Schmerzen zu kämpfen musste in Runde 14 den Briten wieder vorbei lassen. Von Runde 16 an wurde Lorenzo dann in jedem Umlauf langsamer. In der Schlussphase verlor er über eine Sekunde pro Runde auf die Spitze. In Anbetracht seines gesundheitlichen Zustandes war es dennoch eine heroische Leistung des Spaniers, dessen Gesicht bei der Ankunft in der Boxengasse schmerzverzerrt war.
Einsamer Bayer
Stefan Bradl durfte sich am Freitag mit Platz zwei im Qualifying über den besten Startplatz seiner noch jungen MotoGP-Karriere freuen. Im Rennen hatte der Bayer gegen die Weltspitze mit Rossi, Marquez, Crutchlow, Pedrosa und Lorenzo aber nicht den Hauch einer Chance. Pedrosa ging schon am Start an ihm vorbei, Valentino Rossi kassierte ihn in Runde eins und im nächsten Umlauf musste er auch Cal Crutchlow und Jorge Lorenzo passieren lassen. Auch in weiterer Folge konnte er die Pace nicht mitgehen und fuhr auf Rang sechs ein einsames Rennen. Nach Runde elf konnte der LCR-Honda-Pilot kein einziges Mal eine Rundenzeit unter 1:36 Minuten fahren, was am Ende einen Rückstand von über 27 Sekunden auf Sieger Valentino Rossi ergab.
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