Genau das ist es doch, was wir sehen wollen: Richtig geile Rennen, zahlreiche Überholmanöver und fast zehn Fahrer, die bis zum Ende noch Chancen auf den Sieg haben! Obwohl sich wirklich jeder Einzelne im Fahrerlager über die unerbitterliche Kälte und den Regen in Frankreich beschwerte, lieferte Le Mans doch exzellente Rennaction und Spannung pur. Danke Petrus!

Die Spanier, die in der Moto3 die Spannung nahmen und ein eher erwartungsgemäßes Rennergebnis zusammenfuhren, verlegten die Action heute in die Moto2. Viele dachten sicher, dass der DJ in Le Mans die falsche Platte aufgelegt hatte, als die britische Nationalhymne erklang. Aber nein, Scott Redding hat gewonnen und das durchaus verdient. Aber auch alle anderen, die im Ziel ankamen, hatten nach diesem chaotischen Rennen nur das Beste verdient. Danke an Esteve Rabat, Pol Espargaro und Co. Sicher werden sie in den kommenden Rennen wieder stark aufholen, doch zum Drama-Faktor haben sie an diesem Sonntag definitiv prima beigetragen.

Weiter geht's mit den Helden der Königsklasse

Honda ist auf dem Vormarsch. Zweifellos wird es für alle Verfolger in dieser Saison schwer, die orangene Macht aus Japan zu durchbrechen. Dazu ist Dani Pedrosa spätestens am vierten Rennwochenende wieder in einer solchen Top-Form, wie er zum Ende der vergangenen Saison war und damit nahezu unschlagbar - ob Sonne, Regen oder Schnee. Der kleine Spanier zeigt fantastische Rennen und lässt keine Zweifel aufkommen, dass er endlich den ersehnten Titel mit nach Hause nehmen will. Zumindest seine Glasknochen dürften nach dem Einsetzen zahlreicher Metallplatten in den vergangenen Jahren kaum noch verletzbar sein. Wenn man aber bedenkt wie lange ein Pedrosa gebraucht hat, um ein Regenrennen auf der MotoGP-Maschine zu meistern, sollten wir beim Betrachten des Endergebnisses durchaus die Stirn runzeln.

Ist Marc Marquez eigentlich überhaupt noch zu stoppen?, Foto: Repsol Honda
Ist Marc Marquez eigentlich überhaupt noch zu stoppen?, Foto: Repsol Honda

Denn wer genau aufgepasst hat, sollte mitbekommen haben, dass Marc Marquez genau acht Runden brauchte, um mit der RC213V im Nassen zurechtzukommen. In den ersten Runden machte er einige Fehler und verlor fast zehn Sekunden - was von einem MotoGP-Neuling ja besonders bei derartigen Bedingungen durchaus zu erwarten ist. Sobald der Rookie den Dreh aber raus hatte, war er der schnellste Pilot auf der Strecke, holte rasch wieder auf und beendete den Lauf noch als Dritter - nur sieben Sekunden hinter Pedrosa. Was für eine Leistung und gleichzeitige Gefahr für alle seine Gegner: Nun, da Marquez weiß, wie es funktioniert, steht er auf der Sieger-Tipp-Liste im nächsten Regenrennen ganz oben. Seine schnelle Auffassungsgabe und sein unglaubliches Talent bringen den Spanier definitiv auf einen anderen Planeten.

Nach Marquez, der mittlerweile ja schon zu den Dauerhelden der Rennwochenenden gehört, zeigte auch Cal Crutchlow eine unglaubliche Leistung. Bei einem Sturz am Samstag schlug der Brite so heftig auf dem Asphalt auf, dass sein Rennstart am Sonntagfrüh noch nicht einmal sicher war. Dazu tat ihm (wieder einmal) alles weh und trotzdem holte er tatsächlich mit einer Fraktur im rechten Schienbein sein allerbestes MotoGP-Ergebnis: Ein mehr als verdienter Zweiter Platz. Die Bezeichnung als 'Harter Hund' darf der Tech3-Pilot mit diesem Wochenende ablegen. Das Paddock ist sich einig: Crutchlow ist DER Chuck Norris der MotoGP.

Heldenhaft fuhren auch Andrea Dovizioso und Nicky Hayden. Die harte Arbeit an der Desmosedici macht sich anscheinend wirklich langsam bezahlt. Klar, im Nassen lief das rote Biest schon immer wie geschmiert, aber mit der ersten Startreihe am Samstag bewies Dovizioso, dass es auch im Trockenen immer besser klappt. Der Italiener führte das Rennen in Le Mans zwischenzeitlich sogar an und hätte das Podium wahrlich verdient. Mit noch etwas mehr Arbeit im Trockenen und dem gewissen Quäntchen Glück, dürfte sich auch der Erfolg bald einstellen. Sogar Valentino Rossi habe seinem Landsmann zum super Wochenende gratuliert. Ein fairer Verlierer.

Formel-1-Fluch oder geschichtliches Unheil?

Apropos verlieren: Yamaha verzeichnete das schlechteste Saisonergebnis. Lorenzo bekommt ein mieses Bike und Rossi stürzt. So viel Pech kann ein Team an einem Wochenende eigentlich gar nicht haben. Motorsport-Magazin.com geht auf Ursachensuche. Wir denken an den Rennstart zurück. Noch vor dem Rennen hielt sich Lewis Hamilton zuerst in Rossis und dann in Lorenzos Box auf, machte Bilder, gab Autogramme und wünschte viel Glück. Ein schlechtes Omen? Man weiß es nicht. Auf jeden Fall wird es nicht allzu schlecht sein, wenn Hamilton sich demnächst wieder auf seine Formel-1-Rennen konzentriert. Als Glücksbringer ist er absolut nicht zu gebrauchen.

Aber könnte es nicht auch sein, dass sich einige Gegebenheiten der Vergangenheit wiederholen? Wir erinnern uns an das harte Manöver von Rossi gegen Sete Gibernau in der letzten Jerez-Kurve 2005, das nach mehrmaligem Durchkauen viele Parallelen mit dem Vorfall vom vorhergehenden Grand Prix zwischen Marquez und Lorenzo aufweist. Nach dem Rossi-Gibernau-Manöver konnte der starke Spanier nie wieder ein Rennen gewinnen. Wiederholt sich hier die Geschichte? Wir hoffen es nicht und drücken Lorenzo die Daumen.