Zunächst einmal, wie fällt deine Reaktion darauf aus, dass den Espagaro-Brüdern der Shoya Tomizawa Fair Play für eure Sportlichkeit und die gegenseitige Unterstützung verliehen wurde?
Aleix Espargaro: Es macht mich sehr stolz. Pol und ich sind immer zusammen unterwegs und scheuen uns nicht davor, unsere gegenseitige Zuneigung zu zeigen. Dabei geht es nicht darum, irgendwelche Awards zu gewinnen, sondern das ist eben, was wir fühlen. Trotzdem erfüllt es mich mit Stolz, dass es bemerkt wurde. Es ist eine schöne und natürliche Sache - wir sind schon seit wir klein sind so eng miteinander.

Lenkt es dich nicht ab, die Rennen deines Bruders zu verfolgen und dann selbst auf die Strecke zu gehen?
Aleix Espargaro: Nein, es lenkt mich nicht ab, aber es ist sicherlich nicht der beste Weg, um seine Nerven zu beruhigen. Wenn das Rennen meines Bruders nicht so gut verlaufen ist, versuche ich, fokussiert zu bleiben und nicht die Konzentration zu verlieren, wenngleich ich möglicherweise verärgert bin. Wannimmer er ein gutes Rennen hat - was normalerweise der Fall ist - bin ich umso mehr für das MotoGP-Rennen angefeuert.

Ich kann sehen, dass du keine Nägel mehr übrig hast.
Aleix Espargaro: Ja, das ist wahr [lacht]. Das ist der einzige Weg, wie ich meine Nervosität kanalisieren kann, wenn ich die Rennen schaue. Ich kaue mir beinahe die eigenen Finger ab.

Warum fährst du mit der Nummer 41?
Aleix Espargaro: Das war die Nummer von Youichi Ui und er war mein Held, als ich mit dem Rennfahren begann. Zufälligerweise teilten wir uns zu dieser Zeit auch noch einen Manager und Youichi war wirklich nett zu mir. Er gab mir Lederkombis, Helme... ab diesem Zeitpunkt war ich sein Fan Nummer 1 und begann, die Nummer 41 zu benutzen, die ich bis heute habe.

Aleix Espargaro ist ein großer Fan von Youichi Ui, Foto: Aspar Team
Aleix Espargaro ist ein großer Fan von Youichi Ui, Foto: Aspar Team

Woher kommt deine Besessenheit auf die Farbe Pink?
Aleix Espargaro: Wir sind daran gewöhnt, Fahrer mit fluoreszierend Gelb oder Orange zu sehen, aber ich mochte es immer etwas anders zu sein und da niemand die Farbe Pink benutzte, entschied ich diese zu wählen. Ich liebe die Farbe und es gibt mir ein bisschen Exklusivität. Ich vermute, die meisten Leute würden es nicht wagen, sie zu nutzen, aber ich mag sie wirklich.

Warum nennt man dich eigentlich 'Pippo'?
Aleix Espargaro: Als ich geboren wurde, schenkte mir mein Vater ein Nilpferd-Kuscheltier, das ich immer beim Schlafen benutzte, und so wurde es genannt. Meine Freunde fanden das heraus und begannen, mich 'Pippo' zu nennen und das ist dann hängengeblieben. Ich habe das Kuscheltier immer noch!

Am Ende der Saison hast du deine Heiratspläne bekanntgegeben. Denkst du nicht, dass das ein bisschen früh ist?
Aleix Espargaro: Ich denke nicht, dass es eine Frage des richtigen Zeitpunktes ist, sondern die Frage, ob man die richtige Person gefunden hat. Ich bin seit einer langen Zeit mit meiner Freundin zusammen und wir kommen sehr gut miteinander klar und wir sind bereit, diesen Schritt zu gehen. Wir haben eine Menge zusammen durchgemacht und es ist nun einfach der richtige Zeitpunkt für uns. Zudem habe ich als professioneller Rennfahrer nicht den gleichen Lebensstil wie die meisten anderen Jungs in meinem Alter.

Die 'Espargarins' bilden einen der größten und ältesten Fahrer-Fanclubs in Spanien. Wie stolz macht dich das?
Aleix Espargaro: Ich sagte das bereits 1000 Mal zuvor und werde nicht müde, es wieder zu sagen: Es ist eine Quelle des großen Stolzes für uns, einen Fanclub wie die 'Espargarins' zu haben. Das wirklich Schöne daran ist, dass sie uns bereits folgten, bevor wir anfingen, in der Weltmeisterschaft zu fahren. Sie waren in Catalunya, Albacete, Jerez, Jarama...lange Zeit, bevor wir Grand-Prix-Fahrer wurden. Nun sind sie bei einer Menge Grand Prix dabei, ungeachtet der Reise-Entfernung. Wir schätzen das wirklich und sowohl Pol als auch ich sind sehr stolz. In diesem Jahr hatten sie ihr zehnjähriges Jubiläum.

Neun Jahre harter Arbeit auf Weltmeisterschaftsebene haben sich endlich für dich ausgezahlt. Was bedeutet dir dieser CRT-Titel?
Aleix Espargaro: Ich bin glücklich, weil wir das Ziel erreicht haben, das wir uns zu Beginn der vergangenen Saison gesetzt haben. Ich bin besonders zufrieden, weil ich meinen Teamkollegen auf der gleichen Maschine geschlagen habe. Randy de Puniet ist wirklich ein Top-Fahrer und er hat das durch die ganze Saison hinweg gezeigt. Ich denke, wir haben eine hervorragende Saison gehabt und ich bin glücklicher über die Tatsache, dass ich sie so sehr genießen konnte, als über den Titel an sich.

Aspar sagte zu Beginn der Saison, dass du ein Fahrer bist, den man im Auge behalten muss und dass du Potential hast. Du hast ihm Recht gegeben...
Aleix Espargaro: Letzten Winter wusste ich nicht, ob ich in der Moto2 oder in der MotoGP fahren werde, aber was ich wusste war, dass es mit dem Power Electronics Aspar Team sein würde und damit war ich bereits glücklich. Ich hatte von Beginn an große Unterstützung, mit einem erfahrenen Team von Mechanikern und fortlaufendem Rückhalt der Aprilia-Ingenieure. Ich wusste, dass Jorge [Martinez] große Hoffnungen in mich setzt, das hat also etwas Druck hinzugefügt, aber wir konnten gut damit umgehen.

Du scheinst dieses Jahr erwachsen geworden zu sein. In welcher Hinsicht ist Aleix Espargaro 2012 gereift?
Aleix Espargaro: Jorge hat mir in dieser Hinsicht geholfen. Er hat mich ruhiger und selbstbewusster gemacht, was für einen Fahrer wirklich wichtig ist, und er hat mir gezeigt, wie ich die Dinge leichter nehmen kann. Das sind im Grunde genommen die herausragendsten Veränderungen in dieser Saison und sie haben es mir erlaubt, mich als Fahrer zu verbessern.

Es scheint so, als ob die 'Drei-A-Kombo' - Aspar Team, Aleix Espargaro und ART - eine gute ist...
Aleix Espargaro: 'A' war der Buchstabe des Jahres! Zu Beginn der vergangenen Saison war ich, obwohl ich nicht wusste, welches Motorrad ich fahren würde, nicht besorgt, denn ich wusste, dass es ein wettbewerbsfähiges sein würde, so lange ich beim Power Electronics Aspar Team sein würde. Es ist ein Top-Team, das immer auf dem absolut besten Material besteht. Wir haben sicherlich mit der ART die richtige Wahl getroffen, die mit Abstand das beste Bike war, aber die Anerkennung gebührt dem Team, denn das gleiche Motorrad war in anderen Händen nicht so konkurrenzfähig.

Ab Jerez veränderte sich die Denkweise von Aleix Espargaro, Foto: Aspar Team
Ab Jerez veränderte sich die Denkweise von Aleix Espargaro, Foto: Aspar Team

Wann war der Wendepunkt in der letzten Saison? Wann hast du wirklich damit angefangen, zu glauben, dass du das Jahr als der beste CRT-Pilot beenden würdest?
Aleix Espargaro: Um ehrlich zu sein, hatte ich es in Jerez nicht verdient, so zu gewinnen, wie ich es getan habe. Mein Teamkollege musste aufgeben, aber es hat mir einen Schub im Selbstvertrauen gegeben, mich dort oben zu sehen. Von diesem Rennen an habe ich meine Denkweise verändert und habe angefangen zu glauben, dass wir weiter noch härter arbeiten müssen, denn alles war möglich. Danach bin ich lockerer geworden und konnte schneller und konstanter fahren.

Bei den Überseerennen sah es sogar danach aus, als seist du einen Schritt voraus…
Aleix Espargaro: Randy und ich kamen zu den letzten Etappen der Saison mit sehr wenig Abstand zwischen uns. Ich wusste, dass jeder Fehler oder Mangel an Konzentration mich Punkte oder eine Position in der Meisterschaft kosten konnte. Mir wurde klar, dass wenn ich die Saison mit dem CRT-Titel beenden wollte, ich drei der letzten vier Rennen gewinnen musste und relativ ruhig nach Valencia zu kommen. Wir mussten einfach nur bei den Überseerennen einen guten Lauf zusammenbekommen, also waren ich und das Team darauf sehr fokussiert. Wir haben unsere Motormappings bis zum allerkleinsten Detail durchdacht und wir wussten ganz genau, wann und wo wir welches nutzen werden. Alles ist perfekt nach Plan verlaufen.

Welches Rennen hast du am meisten genossen?
Aleix Espargaro: Montmelo. Die Rennen in der MotoGP sind immer etwas Besonderes, aber besonders auf deiner Heimstrecke. Dazu war es ein großartiges Wochenende für uns. Wir haben im Training eine wirklich schnelle Pace gehabt und sicherten uns im Rennen am Sonntag den besten CRT-Platz. Danach kommt Valencia, wo wir wirklich in der Lage waren, das abzusichern, was wir erreicht hatten. Viele Freunde kamen dort hin, um diesen besonderen Moment mit mir zu teilen, also war es einfach nur die absolute Freude. Ich war wirklich aufgeregt, als es in der Startaufstellung regnete, aber als ich über die Ziellinie fuhr, fühlte ich mich enorm vom Druck erleichtert.

Hattest du erwartete neun CRT-Rennen zu gewinnen?
Aleix Espargaro: Um ehrlich zu sein, war ich mir nicht so sicher, bevor ich wusste, wer mein Teamkollege sein wird, aber ich wusste, dass der, der sich am schnellsten an das Bike gewöhnt, dominieren würde. Sobald ich wusste, dass Randy mein Teamkollege sein wird, realisierte ich, dass es noch schwieriger werden würde. Er ist ein Top-Fahrer und ich wusste, dass er mir das Leben nicht leicht machen würde. Als die Saison fortschritt, wuchs mein Vertrauen und ab diesem Moment war mein Ziel, so viel zu gewinnen, wie ich nur kann.

Wie fühlte sich die 2012er ART an und was konntest du in Valencia über das 2013er Modell lernen, obwohl du nicht viel fahren konntest?
Aleix Espargaro: Das Beste an der ART ist definitive das Chassis. Es ist ein agiles Motorrad, das wirklich leicht einzulenken ist. Du kannst auch wirklich spät bremsen, direkt in der Kurve und das ist der starke Punkt, vergleichbar mit einigen MotoGP-Bikes. Wir konnten das 2013er Bike in Valencia nur im Nassen probieren und ich konnte daraus nicht allzu viel schließen.

Wie wirst du diese großartige Saison über den Winter feiern?
Aleix Espargaro: Ich will einfach mit meiner Familie zu Hause sein, alles leicht nehmen und meine Batterien wieder aufladen. 2014 wird ein wichtiges Jahr mit vielen Änderungen, also müssen wir sicherstellen, dass wir 2013 weiter gut dabei sind, eine weitere starke Saison fahren und uns auf die darauffolgende vorbereiten.