Manchmal ist es besser, einfach nichts zu sagen. Diesen Rat könnte man aktuell auch Fausto Gresini geben. Der Inhaber des gleichnamigen Teams sorgt mit seinen Äußerungen zur kommenden Saison für Verwirrung - besonders bei seinem aktuellen Piloten Alvaro Bautista. Wären große Emotionen im Rahmen von Vertragsverhandlungen erlaubt, könnte einem der Spanier fast schon leidtun. Obwohl er am Wochenende durch Gerüchte erfahren musste, dass sein Chef mit anderen Piloten wie Ben Spies und Scott Redding über seinen Platz verhandelt, fuhr Bautista am Sonntag mit Rang sechs ein durchaus akzeptables, wenn auch nicht perfektes Ergebnis ein.

Zum Dank gab es dann Belobigungen des Teamchefs, der davon spricht, gern mit seinem Schützling weiterarbeiten zu wollen. Da könnte Hoffnung aufkeimen, wenn Gresini seine Aussage nicht mit einem kleinen, aber durchaus feinen Zusatz wieder relativiert hätte: "Andererseits ist es auch immer wichtig, eine Alternative zu haben und nicht nur mit einem Fahrer zu arbeiten, aber das ist Teil des Spiels - die Piloten nehmen daran teil und die Teams auch." Und schon war wieder alles offen und Bautistas kleine Seifenblasen zerplatzten wie kürzlich auch Cal Crutchlows Werksbike-Traum. Diese Vorgehensweise kann man als unfair bezeichnen, aber sie entspricht dem Business.

Eine Tatsache, die ebenfalls für das MotoGP-Geschäft steht, ist das aktive und öffentliche Einwirken von Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta. Der Spanier scheint seit den regen Gerüchten um die Superbike-Rückkehr von Ben Spies seine amerikanischen Fälle wegschwimmen zu sehen - und das vor einer Saison, in der es wahrscheinlich erstmals drei Rennen in den Staaten geben wird. Um sich für den Übersee-Ausflug neben Colin Edwards und Nicky Hayden einen weiteren Local Hero zu sichern, will Ezpeleta seinen Schützling Spies - den er in der MotoGP schon immer rege unterstützt hat - gern selbst in einem Team unterbringen. Bei Yamaha, Honda und Ducati hat das leider nicht geklappt, was mit einem Blick auf die spies'sche Leistungskurve auch alles andere als verwundert. Nun wird also die nächste Gruppe abgegrast: die Satelliten-Teams. Und auch da ist aktuell nur eine Position vakant - eben jene von Alvaro Bautista.

Alvaro Bautista hätte sich eine ehrliche Ansage verdient, Foto: Honda
Alvaro Bautista hätte sich eine ehrliche Ansage verdient, Foto: Honda

Fausto Gresini kommt diese Sondersituation natürlich entgegen. Erst kürzlich hatte der Teamchef erklärt, dass es in Zeiten der Wirtschaftskrise schwer sei, Sponsoren anzulocken. Da kommt es doch wie gerufen, wenn Fahrer - wie im Fall Spies - auch einmal selbst Sponsoren mitbringen und die Dorna das große Herz vielleicht auch noch vergoldet. Der Amerikaner wiederum hält sich alle Optionen offen, weil er weiß, dass er bei einigen Teams ein gern gesehener Fahrer wäre - egal ob in der MotoGP oder in der Superbike. Dieses Ansehen hat er sich über Jahre durch gute Leistungen aufgebaut. Allerdings sollte Spies auch bedenken, dass ein Schritt zurück manchmal auch zwei Schritte nach vorn bedeuten kann. Der Texaner sollte es sich nicht antun, irgendwann vielleicht den Stempel aufgedrückt zu bekommen, dass er als Quotenamerikaner und mit Hilfe des Dorna-Chefs in der Königsklasse verblieben ist.

Fausto Gresini bleibt unterdes nur die Empfehlung, zeitnah eine Entscheidung zu treffen - Alvaro Bautista zu Liebe. Und für den Glauben an eine einigermaßen gerechte GP-Welt, in der von Aufrichtig- und Ehrlichkeit ohnehin nur selten die Rede sein kann.