War der Donnerstag in Valencia eine Zeit des Rückblicks und der Besinnung nach Marco Simoncellis Tod, so war es auch eine Zeit der Analyse, da die anwesenden Medienvertreter noch einige offene Fragen an die Piloten hatten, die in Sepang aufgrund des Unfalls nicht mehr besonders gesprächig waren. Casey Stoner musste gleich einmal betonen, dass Bridgestone nicht die Schuld am eigenartigen Sturz Simoncellis gegeben werden sollte, der ihn statt von der Strecke rutschen zu lassen, vor die Maschinen von Colin Edwards und Valentino Rossi manövrierte.

"Wir haben jetzt andere Seitenlagen und die Reifen bauen schneller Grip auf, aber ich denke nicht, dass dies etwas damit zu tun hatte", erklärte Stoner. "Es war einfach nicht zu vermeiden. Er wollte im Rennen bleiben und diese Unfälle können passieren, wie wir früher schon gesehen haben. Ich denke, es war einfach unglücklich, er war einfach zu tief unten. Er wollte das retten und im Rennen bleiben. Verschiedene Situationen haben verschiedene Konsequenzen."

Körper wurde zu drittem Rad

Valentino Rossi machte die Größe von Simoncelli als möglichen Faktor für die Art und Weise aus, wie der Unfall passierte. Denn der Italiener war recht groß, seinen Körper setzte er auch beim Manövrieren und im Zweikampf ein. "In diesem Fall versuchte er, nicht zu stürzen, er wollte im Rennen bleiben und nutzte seinen Körper, um nicht zu fallen. Dabei wurde sein Körper zu einer Art drittes Rad und leider stürzte die Maschine nicht, sondern kam zurück in die Strecke hinein. Es war unglücklich", sagte Rossi.

Marco Simoncelli wollte den Sturz abfangen, Foto: Milagro
Marco Simoncelli wollte den Sturz abfangen, Foto: Milagro

Der neunfache Weltmeister betonte, dass in den vergangenen Jahren viel für die Sicherheit getan worden war, diese Art Unfall bleibe aber die gefährlichste; vor allem wenn zu Beginn des Rennens alle Maschinen dicht hintereinander fahren. Das sah auch Loris Capirossi so, der sich in den vergangenen Jahren sehr in der Sicherheits-Kommission engagiert hat und bei jedem Treffen dabei war. "Andere Fahrer werden diese Arbeit fortsetzen, wenn ich weg bin. Wir haben über die Jahre viel für die Sicherheit getan, aber Unfälle wie jener von Marco sind nicht zu vermeiden."

Bridgestone soll entwickeln

Trotzdem sah er durchaus Möglichkeiten, Abhilfe zu schaffen und würde dabei durchaus bei den Reifen und auch der Elektronik ansetzen. Seit dem Deutschland Grand Prix hat Capirossi Gespräche mit Bridgestone geführt und er glaubte, dass sich nächstes Jahr einiges ändern wird. "Wenn es ein Problem gibt, haben sie die Ressourcen und die Möglichkeiten, das zu lösen. Es wäre gut, berechenbarere Reifen zu haben, auch wenn sie ihre Leistung nicht bis zum Ende des Rennens halten. Wir sollten auch für jede Art Maschine spezifische Reifen haben. Wir haben sie gebeten, mehr in die Entwicklung zu investieren", meinte Capirossi.

Aus persönlicher Sicht sei er außerdem immer gegen die Elektronik gewesen, wobei er zugab, dass die Systeme auch zur Sicherheit beigetragen haben. "Wir sehen weniger und weniger Highsider und auch die Anzahl der Verletzungen ist geringer geworden, während das Durchschnittsalter der Fahrer gestiegen ist. Man kann da aber ein Limit einführen, wie bei allem. Die Motoren haben jetzt beispielsweise ein Limit für die Menge an Benzin, die sie verbrauchen dürfen", sagte Capirossi.

Mehr Sicherheitssysteme

Über die Einführung passiver Sicherheitssysteme, die auch verpflichtend sind, wurde bereits nachgedacht. Capirossi sah dabei einige Möglichkeiten. "Einige Fahrer benutzen bereits Kombis mit Airbags und wir denken darüber nach, das verpflichtend zu machen. Wir haben auch ein System gefunden, um den Hebel für die Vorderbremse zu schützen, das ebenfalls bald verpflichtend sein könnte. Das Problem bleibt der Nackenbereich: wir brauchen gute Mobilität, wenn wir die Maschine fahren. Daher ist es schwierig, dort einen passenden Schutz zu bieten."