Sie schenkten sich in Japan nichts, Foto: Milagro
Sie schenkten sich in Japan nichts, Foto: Milagro

Auch wenn aufgrund der teilweise nicht immer spannenden Rennen bekrittelt wird, die MotoGP biete nicht mehr so viele Highlights wie früher, so hatte auch das Jahr 2010 einiges zu bieten. Das beginnt schon mit der Saison von Jorge Lorenzo. Viel wurde darüber gesagt, es hätte vielleicht alles anders ausgesehen, wäre Valentino Rossi fit gewesen und hätte Dani Pedrosa von Anfang an eine starke Honda gehabt. Letztendlich bleibt aber einfach festzuhalten, dass Lorenzo nur zwei Mal nicht auf dem Podest stand, einen neuen Punkterekord einfuhr und eine Konstanz zeigte, die ihm 2009 noch niemand zugetraut hätte.

Daher muss dem Spanier in aller Fairness auch zugestanden werden, dass er ohne Schulter- oder Beinverletzungen Rossis und ohne einen zunächst material- und dann verletzungsgebremsten Pedrosa verdient Weltmeister geworden ist. Was ihm aber zumindest ein fitter Rossi hätte entgegenhalten können, zeigte mein persönliches Highlight des Jahres 2010 - das Duell zwischen dem Italiener und Lorenzo in Motegi. Es ging dabei zwar nur um Platz drei, aber es zeigte sich deutlich, wie stark die Rivalität zwischen den Beiden ist. Lorenzo hatte zum damaligen Zeitpunkt den Titel noch nicht sicher, eine Verletzung hätte trotz eines großen Vorsprungs noch alles gefährden können.

Lorenzos Nerven

Doch Rossi hielt dagegen, als ging es auch für ihn noch um den Titel, obwohl er keine Chance mehr darauf hatte. Die Plätze wurden mehrfach gewechselt, es wurde Lack ausgetauscht und am Ende hatte wie so oft in der Vergangenheit Rossi die Oberhand behalten. Und Lorenzo zeigte erstmals so etwas wie Nerven, nachdem er verlorene Zweikämpfe gegen Rossi davor immer betont salopp abgetan hatte. Er beschwerte sich offen über die Fahrweise seines Teamkollegen und intern soll er sogar eine Verwarnung an Rossi angeregt haben, da es ihm nicht gefiel, wie aggressiv der Italiener angesichts der Titelaussichten des Spaniers reingehalten hatte.

Für 2011 bietet das natürlich ein interessantes Szenario. Rossi wird dann gegen Lorenzo reinhalten können, ohne dass er eine Verwarnung seines Teams erhält. Die Konstellation aus Fahrern und Teams verspricht für kommendes Jahr ohnehin einiges. Die Karten wurden auf spannende Weise neu gemischt, denn Honda, das beinahe um jeden Preis wieder einen Titel holen will, hat sich mit Casey Stoner verstärkt, der einfach aus jedem Motorrad das Letzte herausholt. Rossi ist bei Ducati und Lorenzo hat mit Ben Spies einen Teamkollegen, der zwar weniger extrovertiert ist als die Nummer 46, wenn sich der Texaner aber weiter eingewöhnt hat, ist ihm durchaus zuzutrauen, dass er Lorenzo ein paar teaminterne Sorgenfalten bereitet.

Das ganze Paddock trauerte um Shoya Tomizawa, Foto: Yamaha
Das ganze Paddock trauerte um Shoya Tomizawa, Foto: Yamaha

Wo es ein Highlight gibt, gibt es aber leider auch immer ein Lowlight. Das gab es dieses Jahr in der Moto2 am Rennsonntag in Misano. Shoya Tomizawas Tod versetzte jedem im Paddock einen Schlag. Jedem Fahrer und Team-Mitglied war der Schock über das Geschehene anzusehen. Toni Elias weinte beinahe schon bei seiner Sieger-Pressekonferenz, auch wenn zu der Zeit noch keine offizielle Bestätigung über das Ableben Tomizawas vorhanden war. Über jemanden zu behaupten, seine Betroffenheit an diesem Sonntag sei nur gespielt gewesen, wäre in jedem Fall absolut falsch - alle waren ehrlich betroffen.

Tomizawa war ein absoluter Sympathieträger im Paddock. Jeder mochte ihn, jeder sprach gerne mit ihm. Ich begegnete ihm selbst noch am Samstagabend, als er sich mit einigen seiner Moto2-Kollegen unterhielt und dabei lachte und scherzte. Ich bin froh, dass sich Scott Redding und Alex de Angelis vom Schock des Unfalls erholt haben, immerhin waren es ja die Beiden, die auf den am Boden liegenden Tomizawa auffuhren. Ihnen war bei dem Unglück keine Schuld zuzusprechen. Sie hatten einfach keine Chance, denn bei dem hohen Tempo ist es unmöglich, noch schnell die Richtung zu ändern. Für mich wäre es ein absolutes Highlight, wenn in Zukunft ein Weg gefunden würde, um solche "Auffahrunfälle" auch noch zu entschärfen. Absolute Sicherheit wird es aber wohl leider nie geben.