Mit Hiroshi Aoyama zog sich das neu gegründete Interwetten MotoGP Team 2010 erst einmal den 250ccm-Weltmeister des Vorjahres an Land. Dieser meinte zu seiner ersten Saison in der Königsklasse am Anfang noch: "Ich habe gerade noch kein klares Ziel. Aber ich will natürlich versuchen, der schnellste Rookie zu werden, denn viele von uns kommen aus der 250er. Wenn ich vor denen sein kann, dann wäre das schön." Leider musste sich der Japaner nach Verletzungspech und daraus resultierenden Aussetzern in fünf Rennen mit dem 15. Gesamtrang hinter Marco Simoncelli, Hector Barbera und Alvaro Bautista zufrieden geben.

Es geht zur Sache

Der Losail Interantional Circuit gehört nicht gerade zu Aoyamas Lieblingsstrecken und auch ein vernünftiges Renn-Setup hatte das Team bis dato noch nicht gefunden. Doch Teamchef Daniel Epp freute sich auf den Saisonstart. "Ich bin sehr froh, dass es endlich los geht und wir vom Druck des ersten Rennens befreit werden", sagt er. "Die ganzen letzten Monate, eigentlich seit dem Sommer letzten Jahres, waren eine riesige Vorbereitungszeit und nun geht es endlich zur Sache."

Auch wenn er dann beim Rennen die ganze Distanz über mit Vollgas fuhr, konnte der Japaner den schlechten Start unter den Flutlichtern des Losail Circuit nicht komplett wieder wettmachen, schaffte es aber auf einen beachtlichen zehnten Platz im Debütrennen. "Das ist ein gutes Ergebnis, noch nicht überragend, aber gut", schätzte der Japaner etwas selbstkritisch ein. Trotzdem hatte er das Minimalziel der Top-10 damit erreicht. In Jerez, Le Mans und Mugello ging es eher bergab und der absolute Tiefschlag für Aoyama und das Interwetten-Team folgte in Silverstone.

Interwetten auf Ersatzsuche

Der 29-Jährige stürzte im Warm-up in Silverstone, zog sich eine Rückenverletzung zu und startete demnach nicht beim GP von Großbritannien. Eine erste Diagnose erbrachte den Verdacht auf eine Verletzung des zwölften Brustwirbels. Aoyama wurde danach zu einer Röntgenuntersuchung ins Krankenhaus gebracht. Die Nachricht, die folgte: ein Bruch des T12-Brustwirbels wurde bestätigt, der Japaner kann mit einem Stützkorsett aber gehen. Epp musste also mitten in der Saison losziehen und einen Ersatz suchen.

Kousuke Akiyoshi bestritt zwei Rennen für das Interwetten Honda Team, Foto: Sutton
Kousuke Akiyoshi bestritt zwei Rennen für das Interwetten Honda Team, Foto: Sutton

Er fand Kousuke Akiyoshi für Assen und Barcelona als "vorübergehende Lösung". Doch immerhin konnte der vorübergehende Ersatz-Japaner in beiden Rennen vier Punkte auf der Honda holen. Ab dem Sachsenring fand das Team mit Alex de Angelis den vermeintlich besseren Ersatz für Aoyama. " Diese Ersatzlösung ist für alle gut. Ich freue mich, dass wir mit Alex einen erfahrenen und starken Honda Fahrer gefunden haben, der mit Ergebnissen, wie dem zweiten Platz im vorigen Jahr in Indianapolis, bereits gezeigt hat, was er erreichen kann. Er kennt all die Strecken, die jetzt kommen und ich erwarte viel von ihm", so Epp.

Podestplätze sollten´s nicht ganz werden, de Angelis schaffte in drei Rennen nur zwölfte und einen 13. Rang. Da konnte das Interwetten-Team von Glück reden, dass es Aoyama mittlerweile besser ging. Sein Arzt gab das OK für ein Comeback in Indianapolis. Unter Schmerzen brachte er dort den zwölften Rang nach Hause.

Bestes Ergebnis in Malaysia

Der zwölfte Rang in Misano zeigte noch nicht die erhoffte Verbesserung und die klare Ansage vom Teammanager lautete: "In Misano war Hiro noch immer nicht hundertprozentig fit und ist ein positives Rennen gefahren, dennoch geben wir ihm auch in Aragón Zeit, sich in seine alte Form zurück zu finden. In Motegi, bei seinem Heim-Grand Prix, erwarten wir dann wieder 100 Prozent von ihm." Und tatsächlich schaffte es der Japaner beim Heimrennen wieder in die Top-10.

Zwischenzeitlich verabschiedete sich Hauptsponsor Interwetten schon für die nächste Saison. Die Zukunft des Teams hing damit in der Schwebe. Dennoch fuhr Aoyama in Malaysia erst einmal das beste Saisonergebnis für das scheidende Interwetten Honda MotoGP Team ein. Der Japaner konnte endlich in der Mittelgruppe mitkämpfen, zeigte ein spannendes Rennen voller Positionswechsel und sah schließlich als Siebter die schwarz-weiße Flagge. "Hiro hätte noch ein besseres Ergebnis haben können, wenn Simoncelli nicht gewesen wäre. Aber wir können auch damit schon zufrieden sein. In der siebten Runde fuhr Hiro die gleiche Zeit wie Lorenzo. Das zeigt, dass wir auch mit dieser Gruppe mitgehen können", jubelte sein Chefmechaniker Tom Jojic.

Doch zu Saisonende ging es wieder bergab. In Philipp Island und Estoril landete Aoyama nur jenseits der Top-10. Zwischenzeitlich hatte Interwetten bekannt gegeben, dass die erste gleichzeitig die vorerst letzte Saison für das Team in der Königsklasse sein sollte. Mit einem 14. Rang in Valencia verabschiedete sich die Truppe aus der MotoGP. Aoyama resümierte: "Es war ein hartes Jahr und nicht immer einfach." Trotz seiner schwierigen Rookie-Saison wird der Japaner der Königsklasse erhalten bleiben, denn er hat für 2011 Unterschlupf beim Honda Gresini Team gefunden. Das Interwetten Team plant für 2012 eine Rückkehr in die Königsklasse.